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0702 - Die Nacht der bösen Frauen

0702 - Die Nacht der bösen Frauen

Titel: 0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Autoren: Jason Dark
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Wolf in die Höhe. Er reagierte erschreckt, als würde er sich vor irgend etwas fürchten. Er schrie auf, landete auf seinen Pfoten, drehte sich auf der Stelle, rannte weg, und ich sah die Bewegung im Pavillon.
    Dort stand Assunga!
    Sie sagte nichts, sie schaute mich an, und ihr Mantel wirkte dabei wie ein gewaltiger Bühnenvorhang. Sie hatte ihn ausgebreitet, aber nicht, um sich mit einer Fledermaus zu identifizieren, für sie gab es einen anderen Grund.
    Sie war nicht allein.
    Ich entdeckte die Köpfe einiger Frauen, die aus dem Mantel hervorschauten. Sie standen dichtgedrängt bei Assunga, deren Gesicht wie versteinert wirkte.
    Gleichzeitig strahlte sie einen Haß ab, der auf mich wie eine böse Dusche wirkte.
    Ich wußte, was sie wollte.
    Töten!
    ***
    Plötzlich dachte ich wieder an die Szene in Plakac, als wir den Kühlkeller verlassen hatten, wo die beiden toten Polizisten auf Eis aufgebahrt worden waren.
    Zu dritt waren wir aus der Tür getreten und hatten der Hexe gegenübergestanden.
    Und dann war der Angriff erfolgt.
    Blitzartig, ohne Gnade!
    Er hatte dem Chef der Polizeitruppe gegolten, und dem war es nicht mehr gelungen, ihm zu entwischen. Zwei Flammenstrahlen hatten den Mann verbrannt, gestorben im Feuer einer grausamen Hexenmagie.
    Wie erwähnt, Lukas Tod stand plötzlich wieder vor meinem geistigen Auge. Es war wie eine letzte Warnung gewesen, und ich wußte jetzt, daß die Hexe mich auf dieselbe Art und Weise umbringen wollte.
    Was konnte mich schützen?
    Mein Kreuz?
    Vielleicht, und wahrscheinlich nur dann, wenn die beiden Flammenströme auf meine Brust gerichtet waren. Doch damit konnte und durfte ich nicht rechnen.
    Sie bewegte ihren Körper nicht. Wie eine Amme hielt sie ihre Schützlinge umschlossen, deren Gesichter vor meinen Augen verschwammen, weil ich mich ausschließlich auf die Hexe konzentrierte.
    Noch war das Kreuz verdeckt.
    Ich mußte es hervorholen, und die Flammen, wenn sie tatsächlich auf mich zujagten, ablenken.
    Das kostete Zeit. Es war möglicherweise schon zu spät, denn die Hexe würde nicht mehr zögern.
    Da sprang der Wolf!
    Was nun geschah, wirkte so, als wäre es von einer höheren Macht genau getimt worden.
    In dem Tierkörper steckte eine immense Kraft. Er hatte sich in die Höhe gewuchtet, er wollte seinen Platz verlassen, irgendwohin springen, und er geriet dabei genau in die Richtung der beiden Flammenstrahlen, die aus den Augen der Hexe schossen.
    Sie trafen und verdampften ihn!
    Es war eine grausige Szene, die sich in wenigen Sekunden abspielte.
    Das Tier kam nicht einmal mehr dazu, wieder zu Boden zu springen. In der Luft verglühte es. Sein Fell schien nur aus einem heißen, roten Draht zu bestehen, und dahinter sah ich das Gestell der Knochen leuchten.
    Dann regneten die Aschereste des Tieres zusammen. Sie hatten den Boden noch nicht richtig berührt, da lag mein Kreuz frei, und ich hörte die Hexe nicht nur wütend schreien, ich sah auch, wie die beiden Feuerstrahlen in ihre Augen zurückzuckten, die Pupillen wieder den normalen, harten Glanz bekamen und sie noch im selben Moment vor meinen Augen entschwand.
    Nichts blieb zurück.
    Keine Hexe, kein Mantel, auch die anderen Frauen nicht. Nur der leere Pavillon.
    Ich atmete auf.
    Erst jetzt wurde mir bewußt, daß ich mein Leben dem Wolf verdankte. Er war genau in dem Moment gesprungen, als sich die Gefahr zu einer tödlichen Bedrohung verdichtet hatte.
    Und ich konnte nichts mehr für ihn tun.
    Asche lag auf dem Boden. Selbst Knochen sah ich nicht mehr. Die magische Gewalt des Feuers mußte ihn mit einer vehementen Wucht getroffen haben. Nicht einmal ein Grab konnte ich ihm geben. Das hätte ich sogar getan, denn das war ich meinem Lebensretter schuldig.
    Ich spürte auch den Kloß in der Kehle, als ich den Pavillon noch einmal betrat.
    Dabei überkam mich der Eindruck, daß ich dies zum letztenmal tat. Es war so etwas wie ein Aufwallen des Gefühls und gleichzeitig mit einem Wissen verbunden.
    Er war leer, er würde leer bleiben, denn er war nur eine Zwischenstation auf dem Weg der Hexe gewesen.
    Ich hielt mich nicht lange in der Ruine auf, sondern ging mit schleppenden Schritten zurück.
    Was hielt mich noch hier?
    Als ich näher über dieses Problem nachdachte, kam ich zu dem Entschluß, daß mich nichts mehr hielt. Ich brauchte nicht länger hierzubleiben, es wäre sinnlos gewesen, die Zeit in diesem Waldstück zu vertrödeln. Die Musik spielte wahrscheinlich woanders.
    Aber wo genau?
    Ich kannte die Pläne
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