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0702 - Die Nacht der bösen Frauen

0702 - Die Nacht der bösen Frauen

Titel: 0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Autoren: Jason Dark
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sie drehten sich natürlich auch um Assunga, die Hexe.
    Sie besaß den Mantel, und sie war auch davon überzeugt gewesen, mich vernichtet zu haben, als es ihr gelang, mich in die verdammte Grube zu werfen. Mit viel Glück, Reaktion und Umsicht war ich den Pfählen entwischt und hatte mich zudem von meinem Freund aus der Grube ziehen lassen.
    Dann war Assunga verschwunden, Dracula in ihrem Mantel erschienen und nach wenigen Sekunden ebenfalls wieder abgetaucht.
    Er und Assunga trafen sicherlich zusammen, und er würde ihr berichten, daß ich noch lebte.
    Fatal war das.
    Bisher mußte sie in dem Glauben sein, mich vernichtet zu haben. Das stimmte nun nicht mehr, und sie würde versuchen, mich abermals ins Jenseits zu schicken.
    Ihr Haß auf mich war einfach riesengroß, da sie inzwischen gemerkt hatte, daß ich es schaffen konnte, ihre teuflischen Pläne zu zerstören. Dies konnte sie nicht zulassen. Da mußte sie einfach gegen angehen. Koste es, was es wolle.
    Ich drehte mich um, weil ich Geräusche gehört hatte, die mir nicht paßten.
    Der Waldboden erinnerte mich an einen Flickenteppich mit hellen und dunklen Punkten. Die Bewegung stammte nicht von einem Menschen, es war der Wolf, der zurückkehrte.
    Beinahe sah ich ihn schon als einen Freund an, denn er war außer mir das einzige Lebewesen in der Nähe.
    Er kam nicht bis zu mir. Außer Reichweite blieb er stehen, direkt am Rand des Unterholzes, dessen Gras und Zweige über seinem Fell lagen, als wollten sie es schützen.
    Ich schaute ihn an.
    Er hatte mich töten oder zumindest zubeißen wollen. Nicht etwa, weil es ihm Spaß machte - kein Tier tötete nur einfach so -, nein, er mußte unter dem Einfluß der Hexe gestanden haben, der nun abgeflacht oder überhaupt nicht mehr vorhanden war, wie ich an seinen Augen erkennen konnte.
    Sie blickten längst nicht mehr so hart und grausam. Hatte sich ihr Ausdruck zu meinen Gunsten verändert? Wollte er sich an mich wenden wie ein Hund?
    Bei einem Wolf schlecht vorstellbar, aber dieses Tier hier war auch für mich so etwas wie ein Indikator für das Böse. Ich hatte ihn in der Grube erlebt und heulen gehört. Wenig später war dann der echte Vlad Dracula erschienen, doch das Tier hatte seine Ankunft schon vorher bemerkt, seine magischen Ströme aus dem Unsichtbaren, aus einer anderen, sehr fremden und kaum erklärbaren Welt.
    Ich wartete weiter.
    Auch der Wolf bewegte sich nicht.
    Ruhig wie eine Statue stand er auf dem Fleck. Das Fell zerzaust, leicht gesträubt. Wenn überhaupt, dann strich der Wind sacht über seinen Körper hinweg und bewegte die Spitzen des Fells wie feine, zittrige Wattefäden.
    Jedenfalls sorgte er dafür, daß ich mich nicht mehr so einsam fühlte, und ich streckte ihm auch meine Hand entgegen. »Ja, komm«, flüsterte ich. »Komm her…«
    Er blieb stehen.
    Es war schon wie bei einer fremden Katze, die sich ebenfalls nicht locken ließ, weil sie sehr mißtrauisch war. Und Futter, dessen Geruch dem Wolf in die Nase gestiegen wäre, hatte ich leider nicht bei mir. Also versuchte ich es mit Worten und sprach weiterhin leise auf ihn ein. Ich gab meiner Stimme, so hoffte ich zumindest, einen beruhigenden Klang, doch auch jetzt konnte ich das Tier nicht locken.
    Ich kam mir zudem vor, als hätte ich genau das Falsche getan, denn er drehte den Kopf und blickte aus seinen harten, klaren Augen in eine andere Richtung.
    Er schaute zur Ruine hin.
    Warum tat er das? Welchen Grund sollte er dafür gehabt haben? Kehrte die Hexe etwa wieder zurück?
    Mit meiner Ruhe war es vorbei. Ich fühlte mich innerlich angespannt, wie auf einem Seil stehend, das jeden Augenblick reißen und mich in die Tiefe schleudern konnte.
    Der Wolf trottete vor.
    Und ich stand auf.
    Langsam folgte ich ihm, denn er ging tatsächlich auf die Ruine des Pavillons zu.
    Was hatte er dort entdeckt?
    Für mich jedenfalls war nichts sichtbar. Nach wie vor herrschte zwischen den Säulen eine gähnende Leere.
    Ich wartete ab.
    Der Wolf betrat den Pavillon nicht. Er blieb dicht vor ihm stehen, drückte aber den Kopf zurück und wäre ein Mond da gewesen, hätte er ihn angeheult.
    So aber klang sein Klagen nur gegen das Geäst der Bäume, bahnte sich dort seinen Weg und erreichte den hohen, blauen Himmel nicht. Irgendwo versickerte es.
    Eine Antwort bekam der Wolf nicht, und es wurde wieder still, so daß ich nur meinen eigenen Atem hörte.
    Aber mein Instinkt sagte mir, daß ich allzu lange nicht mehr allein bleiben würde.
    Plötzlich sprang der
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