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0702 - Die Nacht der bösen Frauen

0702 - Die Nacht der bösen Frauen

Titel: 0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Autoren: Jason Dark
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eine Ratte gegen das Holz genagelt worden, und ihr Blut hatte einen Weg durch das Schlüsselloch nach draußen gefunden.
    Die Frauen waren der Hexe dankbar. Sie würden keine Fragen stellen, sie würden alles tun, was Assunga verlangte. Und besonders dankbar waren ihr die beiden Schwestern. Die ältere davon hieß Sena. Sie hatte es gewagt, Dracula zu widersprechen, als dieser ihre jüngere Schwester in die Grube hatte werfen wollen.
    Daraufhin sollte Sena das gleiche Schicksal erleiden, doch dazu war es durch das Eingreifen der Hexe nicht gekommen. Sie beherrschte jetzt dieses Refugium, und das wußten auch die Frauen, denen anzumerken war, wie dankbar sie Assunga gegenüber waren.
    Sena trat vor.
    Sie war die älteste. Ihre Haare waren dunkel wie Kohle und wuchsen sehr struppig auf dem Kopf, als hätte jemand mit einer Schere experimentiert. Sena wußte nicht, was sie sagen sollte. Die Dankbarkeit leuchtete aus ihren Augen. Sie bewegte zunächst die Lippen, ohne ein Wort zu sprechen, dann ging sie noch schneller vor und faßte mit beiden Händen nach Assungas Hand.
    Für einen Moment hielt sie die Hand fest. Dann sank sie in die Knie und berührte mit den Lippen den Handrücken der Hexe, um so ihre tiefe Dankbarkeit für die Lebensrettung zu dokumentieren.
    Sie weinte dabei, sie sprach, aber Assunga wollte davon nichts hören. »Bitte«, sagte sie, »es war doch selbstverständlich. Wir gehören zusammen. Irgendwie sind wir alle Opfer.«
    »Nein«, flüsterte Sena unter Tränen. »Niemand sonst hätte sich der Bestie in den Weg gestellt. Du bist etwas Besonderes, du bist etwas Großes, du bist…«
    »Laß es gut sein.«
    »Du hast die Soldaten getötet. Aus deinen Augen strömte Feuer. Ich wußte sofort, daß du…«
    »Bitte.«
    »Wir sind dir dankbar, Assunga. Und wir werden dir immer und ewig dankbar sein.«
    Die Hexe lachte. »Das braucht ihr nicht, denn ich habe nur meine Pflicht getan.«
    Tatsächlich aber dachte sie anders darüber, denn auf diese Worte hatte sie gewartet. Es war ihr im Prinzip egal gewesen, ob die Frauen getötet wurden oder nicht. Sie aber verfolgte einen bestimmten Plan, und da konnten ihr die Frauen helfen.
    Sie entzog ihre Hände den dankbaren Lippen und sorgte dafür, daß Sena wieder aufstehen konnte.
    Sie erklärte jetzt bestimmt, daß sie keine Dankbarkeitsbezeigungen annehmen würde, und sie sah auch, daß die Frauen ratlos geworden waren.
    »Was habt ihr?«
    Sie blickten sich an. Keine traute sich, mit der Hexe zu reden. Erst nach einer erneuten Aufforderung nickte Sena. »Wir wollen dir nichts, Assunga, du weißt, daß wir dir ungemein dankbar sind. Wir wissen auch, daß du mehr bist. Im Vergleich zu dir sind wir nur kleine Geschöpfe. Du hast dem Blutgrafen die Stirn geboten, du hast uns errettet, Assunga, das alles steht auf der Rechnung. Aber meine Freundinnen und ich fragen dich durch mich, wie es weitergehen soll. Du bist hier erschienen wie ein neuer Stern am Himmel, du hast uns gerettet - vorläufig. Aber wie wird es weitergehen? Wir können uns vorstellen, daß du wieder verschwinden wirst, und dann sind wir allein. Verstehst du denn unsere Sorgen, Assunga?« fragte sie nach einem tiefen Atemzug.
    Die Hexe ließ sich Zeit mit einer Antwort. Sie schaute der Reihe nach in die Gesichter der sechs Frauen und prüfte sehr genau nach, ob sie sich auf sie verlassen konnte.
    Alles wies darauf hin. Es sah so aus. In keinem Blick lag auch nur die Spur einer Falschheit.
    Sie würden ihr aus der Hand fressen. Ja, sie würden alles für sie tun, auch morden.
    Assunga war eine Hexe, sie war abgrundtief schlecht. In ihr steckte das Böse, und die mächtige Dämonin Lilith hatte sie gezeichnet und auch für ihre Rückkehr gesorgt. Es wäre ihr egal gewesen, ob das Blut der sechs Frauen die Grube getränkt hätte, aber das sagte sie ihnen nicht. Statt dessen konfrontierte Assunga sie mit dem Gegenteil. Lächelnd nickte sie ihnen zu.
    »Was heißt das, bitte?« fragte Sena.
    »Daß ich euch nicht allein lassen werde. Ich habe einmal für euch gesorgt, ich werde auch in Zukunft für euch sorgen.«
    Erleichterung zeichnete sich auf den Gesichtern ab, dennoch war die Skepsis nicht vollständig gewichen. »Hier?« fragte Sena.
    »Auch.«
    »Aber wie willst du von hier fliehen, Assunga? Du bist mit dem Wagen gekommen. Willst du auf demselben Weg zurückkehren? Es wird kaum möglich sein, weil gewisse Kräfte dich nicht lassen werden. Es sind einfach zu viele Soldaten hier. Sie werden uns
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