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0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich
Autoren: W.K. Giesa
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machen, wie wir Vorgehen.«
    »Und hinterher kommt doch alles anders. Wir gehen 'rein, schnappen uns die beiden und gehen wieder 'raus. -Wo immer sie auch stecken mögen.«
    Ullich seufzte.
    »Wie immer…«
    ***
    Spiegelwelt:
    Der Drache begann zu toben.
    Er zerrte an seinen Ketten, versuchte sich loszureißen, bis das Plastronit in seine Schuppenhaut schnitt und Blut floss. Der Schmerz machte den Drachen nur noch wilder. Er brüllte, spie Feuer und versuchte alles zu zerstören, was ihm unter Klauen und Zähne geriet.
    Rocco, der seit Jahren zum Personal gehörte - genauer gesagt zum »Aufräumkommando«, wie der »Capitaine« Pascal Lafitte die ihm unterstellte Gruppe von Muskelmännern zuweilen gut gelaunt nannte, Rocco hörte den Drachen in seiner Zelle wüten und konnte sich nicht erinnern, dass MacFool jemals dermaßen wild gewesen war.
    Nicht mal damals, als er ihnen zugeflogen war und der Professor ihn gezähmt hatte.
    Rocco umging den »Dienstweg«, machte nicht erst Meldung beim Capitaine, sondern schaltete sich über die Sprechanlage sofort zu Zamorra durch. »Chef, MacFool randaliert wie nie zuvor. Ich fürchte, er wird sich verletzen, wenn er so weitermacht.«
    Zamorra runzelte die Stirn. Auf dem kleinen Monitor war deutlich erkennbar, dass er über die Störung nicht gerade erfreut war.
    »Ist das verdammte Biest von irgendwem gereizt oder provoziert worden, Rocco?«
    »Kann ich nicht sagen, Chef. Ich hab's zufällig mitbekommen, weil ich in den Zellenkorridor gegangen bin, um ein bisschen aufzuräumen. Der Drache brüllt, als ging es ihm ans Leben.«
    »Ich schaue mir das mal an«, versprach der Magier und schaltete ab.
    Rocco näherte sich wieder dem Drachenverlies. Wenig später tauchte Zamorra auf. Der Magier wirkte ein wenig müde; unter seinen Augen hatten sich tiefe Ringe gebildet. Er schien wieder irgendeinen Zauber veranstaltet zu haben.
    »Öffnen Sie die Tür«, ordnete er an.
    Rocco sah, dass Zamorra eine Pistole in der Hand hielt. Die Waffe war durchgeladen und feuerklar.
    Das war ungewöhnlich. Bei magischen Kreaturen verließ der Professor sich normalerweise eher auf Magie.
    »Treten Sie lieber zur Seite, Chef«, bat Rocco, während er die Türverriegelung löste. Zamorra nickte und machte einen Schritt nach rechts. Dann stieß Rocco die Tür nach innen auf.
    Ein Feuerstrahl jagte ihnen entgegen, bis in den Gang hinein.
    »Drecksbestie!«, brüllte der Magier. »MacFool! Was fällt dir ein, verdammtes Mistvieh? Ich gebe dir zehn Sekunden, dich zu beruhigen, dann erschieße ich dich!«
    Er hob die Waffe.
    Rocco wusste ebenso wie MacFool selbst, dass der Drache nicht unverwundbar war. Seine Schuppenhaut war relativ dünn und von einer Kugel leicht zu durchschlagen.
    »Das ist nicht gut!«, heulte MacFool. »Im Keller… die Blumen… die Magie… es schmerzt so böse! Stell es ab! Stell es ab!«
    »Drei! Zwei! Eins!«, zählte Zamorra derweil ungerührt.
    Der Drache verstummte.
    Er tobte nicht mehr, aber er keuchte und wand sich wie unter Schmerzen.
    Zamorra ging das Risiko ein, sich ihm zu nähern, aber er hielt die Waffe nach wie vor schussbereit. Er zielte auf eines der großen Telleraugen des 1,20 m großen, fetten Wesens mit dem Krokodilschädel, den Stummelflügeln und dem Rückenkamm aus dreieckigen Hornplatten, die bis zur Schweifspitze verliefen.
    MacFool zeigte deutlich Angst.
    »Was ist?«, forderte Zamorra. »Wovon faselst du, Untier?«
    »Da unten ist Magie… etwas stirbt und stirbt nicht, wird zerrissen und bleibt doch zusammen… es weiß nicht, ob es sterben oder leben will… und das spüre ich! Es überschwemmt mich! Hilf mir!« Der Drache kreischte plötzlich wieder auf.
    Dann verstummte er jäh.
    Seine Körperhaltung entspannte sich.
    »Jetzt ist es vorbei«, seufzte er.
    »Die Blumen… die Regenbogenblumen?«, hakte Zamorra nach. »Erzähl mir, was du gefühlt hast.«
    »Nein«, flüsterte der Drache, der jetzt ganz ruhig geworden war. Er sah nicht mehr furchterregend aus, sondern mit einem Mal ganz klein, fast hilflos. Zamorra sah das Blut, wo die Ketten aus dhyarragehärtetem Panzerplastronit, einem Material aus dem Raumschiffbau der DYNASTIE DER EWIGEN, in seine Gliedmaßen geschnitten hatten, als er sich loszureißen versucht hatte.
    »Ich kann es nicht. Dann tut es wieder weh. Stell es ab - bittel«
    Es war das erste Mal, dass der Drache um etwas bat. Er war eine wilde Bestie, die forderte und gezüchtigt wurde. Sicher, er besaß Intelligenz, aber wenn Zamorra
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