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0701 - Duell der Amulette

0701 - Duell der Amulette

Titel: 0701 - Duell der Amulette
Autoren: Claudia Kern
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erledigen.«
    Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    Zamorra war alarmiert. In acht Stunden konnte sehr viel passieren. Er schluckte, als er an Nicole dachte, die sich eine Zelle mit seinem Doppelgänger teilte.
    »Hast du dir schon das Amulett näher angesehen?«, wechselte Nicole das Thema. »Es ist viel zu leicht, und rufen kann ich es auch nicht mehr.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete er abwesend, obwohl zumindest die letzte Information neu für ihn war. »Darum kümmere ich mich später.«
    Er kam schwerfällig auf die Beine, begriff jetzt erst, wie viel Kraft ihm das Amulett beim Kampf entzogen hatte.
    Nicole lächelte süßlich. »Brauchst du Hilfe, cheri?«
    Zamorra antwortete nicht, sondern ging mit langsam sicherer werdenden Schritten zum Kleiderschrank. Hastig zog er sich an und versuchte dabei die Horrorszenarien, die sich in seinem Kopf abspielten, zu verdrängen. Nicole konnte sich ihrer Haut wehren. Wenn sein Doppelgänger sie nicht überraschte, hatte sie gute Chancen, ihn in einer Auseinandersetzung zu überwältigen. Trotzdem machte er sich Sorgen.
    Hinter ihm knarrte Leder, als die falsche Nicole sich auf das Bett setzte. Er ging zur Tür, aber ihre Stimme hielt ihn auf.
    »Willst du die nicht mitnehmen?«
    Als Zamorra sich umdrehte, sah er die Pistole in ihrer Hand. Im ersten Augenblick befürchtete er, sie würde schießen, doch dann packte sie die Waffe am Lauf und reichte sie ihm.
    Der Dämonenjäger nahm sie entgegen, versicherte sich jedoch zuerst, dass sie gesichert war, bevor er sie in den Hosenbund steckte.
    Dieser Nicole traute er alles zu.
    Er wollte zurück zur Tür gehen, doch dann kam ihm ein Gedanke. Die kurze Unterhaltung hatte ihm gezeigt, dass die Beziehung zwischen den beiden Doppelgängern aus einem einzigen Machtspiel bestand. Bis jetzt hatte er den Kürzeren gezogen, aber das hätte sich der Zamorra in dieser Welt nicht bieten lassen. Wenn er in der Rolle überzeugen wollte, musste er lernen, wie der Schwarzmagier zu denken.
    Er lächelte, ohne die Hand von der Waffe zu nehmen. »Willst du deinem Geliebten nicht zeigen, wie sehr du dich darüber freust, dass er überlebt hat?«
    Nicole erwiderte sein Lächeln, aber ihre Augen blieben kalt. Sie stand vom Bett auf, legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Zamorra hielt ihren Kopf fest und erwiderte den Kuss. Dann stieß er sie aufs Bett.
    »Du küsst wie eine Schlange. Wenn ich wieder hier bin, solltest du etwas motivierter sein.«
    Er sah sie nicht an, als er den Raum verließ. Innerlich schüttelte er sich. Auch wenn er sich nur so verhielt, um seiner Rolle zu entsprechen, fühlte er sich nach diesem Kuss, als hätte ihn mehr als nur Ektoplasma besudelt.
    Auf seinem Weg in den Seitenflügel begegneten Zamorra nur zwei Leibwächter, die sich übermäßig besorgt nach seinem Gesundheitszustand erkundigten. In ihren Augen sah er, dass sie Angst vor ihm hatten.
    Was ist nur in dieser Welt mit mir geschehen?, fragte er sich nach der Begegnung. Wieso bin ich ein solches Monstrum?
    Er dachte an die falsche Nicole und Pascal Lafitte, die außer ihm selbst die einzigen Menschen waren, die er bisher mit ihren Originalen vergleichen konnte. Vielleicht waren sie mir durch seinen Doppelgänger so hasserfüllt und so verbittert geworden. War es möglich, dass die Veränderung eines einzigen Menschen solche Konsequenzen hatte, oder bedingten die verschiedenen Personen einander? Waren sie alle in einem Strudel gefangen, der sie immer weiter in einen Abgrund aus Wut und Hass zog?
    Zamorra wusste, dass solche Fragen eigentlich müßig waren, aber sie faszinierten ihn dennoch. Vor allem, gestand er sich ein, weil er sich in gewisser Weise für die Ereignisse in dieser Welt verantwortlich fühlte. Schließlich war er es, der hier die Fäden zog, auch wenn er sich selbst nur wegen des Aussehens erkannte, nicht wegen der Persönlichkeit.
    Er bog um eine Ecke. Der Gestank des Ektoplasmas wurde immer stärker. Man würde wohl eine ganze Putzkolonne benötigen, um die Schäden zu beheben.
    »Professor«, sagte eine Stimme.
    Zamorra fuhr herum und sah Pascal Lafitte, der aus einem Nebengang trat.
    »P… Lafitte? Was wollen Sie?« Beinahe hätte er ihn Pascal genannt und damit den Fehler wiederholt, der ihn schon einmal als falschen Professor enttarnt hatte.
    Lafitte deutete auf eine Tür am Ende des Ganges. Die roten Striemen in seinem Gesicht, die Zamorra schon vor dem Kampf bemerkt hatte, waren mittlerweile angeschwollen.
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