Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0701 - Duell der Amulette

0701 - Duell der Amulette

Titel: 0701 - Duell der Amulette
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
notwendigen Vorsprung. Der nutzte ihn, um weitere Fässer umzuwerfen. Mit den Aufschriften, die sie trugen, konnte er nichts anfangen, aber er verließ sich auf die Warnzeichen. Je mehr gelbe Dreiecke und Ausrufezeichen er sah, desto besser.
    Schwer atmend blieb er stehen. Die Anstrengung machte ihm zu schaffen. In den letzten Monaten war er träge und faul geworden. Das rächte sich jetzt.
    Ombre ging hinter einem Gabelstapler in Deckung und zog seine Waffe. Er wartete nicht, bis er Zamorra oder Nicole sah, hatte nicht vor, die beiden zu töten, auch wenn sie es vielleicht verdient hatten. Er wollte sie nur davon abhalten, ihn zu verfolgen.
    Seine Schüsse rissen die Fässer auf, aber die Explosion, mit der er halb gerechnet hatte, blieb aus. Stattdessen lief der farblose, zähflüssige Inhalt nur langsam aus. Er hatte keine Zeit, darüber enttäuscht zu sein, denn im gleichen Moment tauchten seine Verfolger am Rand der Halle auf.
    Ombre wurde eins mit den Schatten. Das war eine Kunst, die er vor langer Zeit gelernt hatte und die ihm auch als Polizist häufig geholfen hatte. Das hatte ihm auch seinen Spitznamen eingebracht. Er nutzte die Dunkelheit wie ein Tuch, mit dem er sich bedeckte -ein fast perfektes Versteck.
    Fast.
    »Du kannst dich nicht vor mir verstecken«, rief Zamorra. »Dein Geist verrät dich. Solange du denkst, finde ich dich!«
    Yves glaubte im ersten Moment an einen Bluff, aber dann schlug eine Kugel unmittelbar vor seinen Füßen ein und heulte als Querschläger durch die Halle.
    Yves sprang auf, drang tiefer in das Gewirr aus Fässern, Kisten und Stoffbahnen ein. Hier kam er zwar nicht so schnell voran, konnte aber die Deckung nutzen. Und die brauchte er, denn es gab keinen Zweifel mehr, dass Zamorra und Nicole bereit waren, ihn für das sechste Amulett zu töten.
    Gib es ihnen doch einfach, flüsterte ihm eine innere Stimme zu. Leg es auf den Boden und lauf' weg. Dann lassen sie dich für immer in Ruhe.
    Yves lief stur weiter, aber die Stimme gab nicht nach. Sie fragte ihn, was aus Maurice werden sollte, wenn er in dieser Nacht starb, wer die Heimkosten bezahlen würde. Den Pensionsanspruch der Polizei hatte er verwirkt, und von seiner Lebensversicherung war nach Tilgung der Gerichtskosten nichts mehr übrig. Maurice war auf Yves angewiesen, denn von seiner Schwester Angelique hatte er nichts zu erwarten. Sie vegetierte in irgendeiner Crackhöhle vor sich hin und war schon seit Monaten nicht mehr aufgetaucht.
    Nein , dachte Yves, ich werde es ihnen nicht geben. Dieses letzte bisschen Stolz lasse ich mir von niemandem nehmen.
    Er blieb vor einem der zahlreichen Notausgänge stehen und sah zurück. Zwischen den Fässern konnte er seine Verfolger nicht sehen, aber er war sich sicher, dass sie nicht aufgegeben hatten.
    Er griff in seine Hosentasche und zog den Schlüssel hervor, mit dem er den Türalarm deaktivieren konnte. Mit ein wenig Glück bemerkte der Professor nicht, dass er die Lagerhalle verließ, und suchte ihn weiter dort.
    Ombre dachte an Zamorras Bemerkung, er könne ihn überall finden, weil seine Gedanken ihn verrieten. Er hielt das für eine Lüge, denn wären seine Verfolger in der Lage gewesen, Gedanken zu lesen, hätten sie ihn wohl schon am Notausgang erwartet.
    Vorsichtig öffnete er die Tür und schlüpfte nach draußen in die kühle Nacht. Vor ihm lag der Firmenparkplatz, der von einer hohen Mauer umgeben war. Ombre nahm sich nicht die Zeit, bis zum Tor zu laufen, sondern sprang auf einen Müllcontainer und zog sich an der Mauer hoch.
    Auf der Krone sitzend, erschien ihm der Weg nach unten plötzlich sehr weit. Er zögerte einen Moment, schluckte und ließ sich fallen.
    Der Aufprall warf ihn um. Heißer Schmerz zuckte durch seinen Knöchel.
    Shit, dachte er. Er biss die Zähne zusammen und trat vorsichtig auf. Der Schmerz stach in seinen Fuß, aber er konnte ihn wenigstens belasten. So schnell es ging hinkte er in eine Gasse zwischen zwei Häuserblöcken.
    Seinen ursprünglichen Plan, bis zum Highway 61 zu laufen und nach New Orleans zu trampen, konnte er vergessen. Dafür machte ihm sein Fuß zu viele Probleme. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen.
    Ombre sah sich um. Die Wände der umliegenden Gebäude und Hallen waren mit Graffiti beschmiert. Er war am Rande eines Slumgebiets, das man als Gangland bezeichnete. Über dieses Viertel herrschten Jugendbanden, vor denen selbst die Polizei soviel Respekt hatte, dass sie sich nur in Doppelstreifen nach Gangland
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher