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0701 - Duell der Amulette

0701 - Duell der Amulette

Titel: 0701 - Duell der Amulette
Autoren: Claudia Kern
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dem sie nach mir suchen werden , dachte er.
    Einen Plan hatte er bisher nicht und in dem Gestank des Abwassers fiel es ihm auch nicht leicht, sich darauf zu konzentrieren. Er hinkte an Ratten vorbei, die auf Steinvorsprüngen saßen und ihn argwöhnisch musterten. Zwischen ihm und den Tieren befand sich der Kanal, der träge die Abfälle der Stadt hinwegspülte.
    Yves sah auf die Uhr. Die Frühschicht begann in zwanzig Minuten. Wenn die Werksleitung die Schweinerei sah, die er angerichtet hatte, war er seinen Job los. Aber das war noch seine geringste Sorge.
    Er brauchte dringend Geld, nur ein paar hundert Dollar, um möglichst schnell aus der Stadt zu verschwinden und woanders unterzutauchen. Um einen neuen Job konnte er sich dann kümmern, doch zuerst musste er sein Leben retten.
    Die Portokasse, dachte er. Sie befand sich in dem kleinen Verwaltungstrakt am Rand der Lagerhalle, stand im Büro der Chefsekretärin Mrs. Bloomsberg. Er wusste, dass sie im obersten Schreibtischfach eingeschlossen war, denn Mrs. Bloomsberg hatte ihn persönlich angewiesen, auf seinen Runden den Zustand des Schreibtischs genau zu kontrollieren.
    Vermutlich enthielt die Portokasse nicht mehr als dreihundert Dollar, aber das reichte, um Louisiana zu verlassen. Was danach kam, interessierte ihn im Moment nicht. Solange er weiterhin die Möglichkeit hatte, Maurice zu versorgen, war er nicht wählerisch.
    Ombre blieb stehen. Vor ihm ragte eine Leiter nach oben. Er hatte zwar seine Schritte nicht gezählt, schätzte jedoch, dass sie zu dem Gullideckel im Inneren der Lagerhalle führte. Von seinen Kollegen wusste er, dass die Firma seit Jahren versuchte, die Stadt von Vorkehrungen gegen dieses Sicherheitsrisiko zu überzeugen, jedoch auf taube Ohren stieß.
    »Zum Glück«, murmelte er und zog sich die Leiter hoch. Sein Fuß pochte und stach, als er ihn stärker belasten musste. Mit aller Kraft drückte er gegen den Deckel. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der sich endlich bewegte.
    Ombre schob ihn zur Seite und steckte vorsichtig den Kopf aus dem Loch. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Oberlichter der Lagerhalle und tauchten sie in ein rötliches Licht. Der Geruch nach Schwefel erschien ihm nach dem Abwasserkanal beinahe angenehm.
    Er kletterte nach oben und schob den Deckel zurück an seinen Platz. Von hier aus musste er die gesamte Halle durchqueren, um zum Verwaltungstrakt zu kommen, was mit dem schmerzenden Fuß keine Freude war. Er lehnte sich gegen die Wand und verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein. Auch wenn er nicht mehr viel Zeit hatte, bis die Arbeiter eintrafen, brauchte er zumindest eine kleine Pause.
    Ein klirrendes Geräusch ließ ihn zusammenzucken.
    Shit, dachte Ombre und ging hinter einem Gabelstapler in Deckung. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wer auf ihn zukam.
    Nicole Duval.
    Allein.
    ***
    Wo zur Hölle kommen die alle her?, fragte sich Zamorra irritiert.
    An beiden Enden der Gasse waren sie aufgetaucht, nur Minuten nach den Schüssen, hinter denen vermutlich Ombre steckte. Jetzt kreisten die Jugendlichen ihn und Nicole schweigend ein. In den Händen hielten ein paar von ihnen Pistolen, die meisten jedoch Messer und Totschläger. Sie schienen zu verschiedenen Gruppierungen zu gehören, warfen einander fast ebenso misstrauische Blicke zu wie den Weißen in ihrer Mitte.
    Einer von ihnen trat vor und hob drohend den Baseballschläger. Er war ein Riese, fast einen Kopf größer als Zamorra und muskelbepackt.
    »Was ballert ihr hier 'rum?«, sagte er.
    Der Magier wusste, dass es keinen Sinn hatte, eine Diskussion mit der Gang anzufangen. Ihr Auftreten sagte klar genug, dass die Blut sehen wollten.
    Und genau das wollte Zamorra auch. Er machte einen Schritt auf den Riesen zu und murmelte dabei leise einen Zauberspruch.
    »Du solltest dich nicht mit mir anlegen«, drohte er dann.
    »Oder was?«, fragte einer der Jugendlichen.
    Die anderen lachten.
    Ich kann es nicht leiden, wenn man über mich lacht, dachte Zamorra und spürte plötzliche Wut in sich aufsteigen. Mit den Händen malte er ein schnelles Zeichen in die Luft.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte der Riese grinsend. »Der Typ kann Ka…«
    Er brach ab. Sein Gesichtsausdruck wurde leer. Das wache Leuchten in seinen Augen verschwand.
    »Leg sie um«, befahl Zamorra.
    Nicole stutzte, als die das Geräusch hörte. Es klang wie Metall, das über Beton gezogen wurde. Nach einem Moment brach es ab.
    Sie ging langsam weiter. Zamorra hatte zwar Recht damit,
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