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0701 - Duell der Amulette

0701 - Duell der Amulette

Titel: 0701 - Duell der Amulette
Autoren: Claudia Kern
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bewaffnet, aber zwischen ihnen und ihm lag eine recht große Distanz. Im Gegensatz zu ihm kannten sie sich nicht in der Fabrik aus, wussten nichts von den zahlreichen Verstecken und verborgenen Ausgängen.
    Der Professor streckte die Hand aus. »Komm schon, Ombre. Gib mir das Amulett.«
    Yves drehte sich um und rannte.
    ***
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, flüsterte Nicole. Sie schlich neben Zamorra an der Wand des Hauses entlang, bahnte sich ihren Weg durch Abfälle und Unkraut. »Sie lauert bestimmt noch da oben.«
    Ihr Gefährte blieb vor Ombres Haustür stehen. Sie hatten einen Bogen geschlagen und waren über den Hinterhof zum Haus zurückgekehrt. Hier gab es einen Direktzugang zum »Keller« und damit auch zu Cascals Wohnung.
    Es gab keinen Anhaltspunkt, an dem sie mit ihrer Suche ansetzen konnten, deshalb war Zamorra auf die Idee gekommen, in die Wohnung einzubrechen und nach Spuren zu suchen. Nicole war davon zwar nicht begeistert, wusste aber auch keine bessere Lösung.
    Es dauerte fast fünf Minuten, bis Zamorra das einfache Schloss mit seiner Kreditkarte geknackt hatte - ihm fehlte eben die Erfahrung als Einbrecher. Lautlos öffnete er die Tür zu der kleinen Wohnung und trat ein. Nicole warf einen Blick in die Umgebung, aber es war niemand zu sehen. Dann folgte sie ihm.
    Ombres Wohnung war ebenso heruntergekommen wie der Rest des Hauses. Die Einrichtung schien größtenteils vom Sperrmüll zu stammen und wurde an manchen Stellen nur noch durch großzügige Mengen Klebeband zusammengehalten.
    »Es geht ihm hier wohl noch schlechter als in unserer Welt«, sagte Nicole. »Wo sind seine Geschwister? Wie bei uns - tot oder verschwunden?«
    Der Ombre, den sie kannten, war ein ausgeprägter Familienmensch, der sich um seinen Contergan geschädigten Bruder Maurice und seine Schwester Angelique gekümmert hatte. Allerdings waren beide den Höllenmächten zum Opfer gefallen. Maurice war tot, Angelique eine Vampirin.
    »Maurice ist in einem Heim«, antwortete Zamorra. Er stand neben dem Küchentisch und ging einen Stapel mit Post durch, den er dort entdeckt hatte. »Hier ist die Monatsabrechnung für seine Unterbringung. Bei den Kosten ist es kein Wunder, dass Ombre so leben muss.«
    Nicole betrat das Schlafzimmer und zog vorsichtshalber die Vorhänge zu, bevor sie das Licht einschaltete. Eine nackte Glühbirne beleuchtete den Raum, der nur aus einem ungemachten Bett und einem schmalen Nachttisch bestand. Die Topfpflanze auf der Fensterbank sah aus, als sei sie seit Monaten nicht gegossen worden.
    Gemütlich, dachte Nicole.
    Sie sah sich um, entdeckte aber nichts außer ein paar alten Socken. Gerade wollte sie den Raum wieder verlassen, als ihr Blick auf den Spalt zwischen Nachttisch und Bett fiel.
    Etwas ragte daraus hervor.
    Nicole bückte sich und zog den Gegenstand ans Licht. Es war ein Bilderrahmen. Das Glas war zwar zersprungen und verstaubt, aber das Foto darunter war gut zu erkennen. Es zeigte eine Reihe von Streifenpolizisten, die vor einem Backsteingebäude standen und mit sichtlichem Stolz ihre Dienstmarken der Kamera entgegenstreckten. Nicole hob überrascht die Augenbrauen, als sie Ombre zwischen ihnen sah.
    »Du wirst das nicht glauben«, sagte sie durch die offen stehende Tür, »aber Ombre ist Polizist.«
    »Falsch«, kam Zamorras Stimme prompt zurück. »Er war vielleicht einmal Polizist. Jetzt arbeitet er für die Albemarie Corporation in der Gulf States Road.«
    Nicole kehrte mit dem Foto in der Hand in die Küche zurück. Ihr Gefährte hielt ihr eine Lohnabrechnung entgegen. »Er ist Nachtwächter.«
    Sie legte das Foto zur Seite, spürte förmlich, dass sich irgendwann zwischen dem Moment dieser Aufnahme und der Ausstellung der Lohnabrechnung eine Tragödie abgespielt haben musste, die Ombres Leben völlig aus der Bahn geworfen hatte.
    »Vielleicht erfahren wir das, wenn wir mit ihm reden«, erriet Zamorra ihre Gedanken. Er benutzte Ombres Telefon, um ein Taxi zu rufen, dann löschten sie die Lichter und verließen das Haus.
    Beide fürchteten, dass ihre Doppelgänger ihnen längst voraus waren.
    ***
    Ombre duckte sich. Die Schüsse schlugen neben ihm in die Fässer, stanzten Löcher in das Metall, aus denen ätzende Flüssigkeiten auf den Boden spritzten. Etliche Tropfen erwischten auch Ombres Kleidung. Er riss sich die qualmende Uniformjacke vom Körper und rannte weiter.
    Hinter sich hörte er Zamorra laut fluchen. Die Säure hielt ihn auf, verschaffte Ombre den dringend
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