Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0700 - Assungas Zaubermantel

0700 - Assungas Zaubermantel

Titel: 0700 - Assungas Zaubermantel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
konnte.
    »Verdammt, was ist los?«
    Sein Mund bewegte sich, aber er schaffte es nicht, eine Antwort zu geben. Dafür versuchte er es anders. Mit unsagbarer Mühe stemmte er seine verletzte Hand in die Höhe und drehte sie so, daß ich direkt auf sie schauen konnte.
    »Da… da …«, brachte er mühsam hervor und beugte mir den Oberkörper entgegen.
    Dadurch geriet die verbundene Hand in den Lichtkreis. Sehr deutlich hob sie sich ab.
    Und jetzt sah ich es auch.
    Unter dem vom Blut roten Verband bewegte sich etwas.
    Ich schluckte, wurde bleich, weil mich eine Vorstellung nicht losließ.
    Nämlich die, daß aus der Wunde zahlreiche Insekten oder Würmer kriechen würden…
    ***
    Warum geschah dies? Hatte Lilith zugeschlagen? Oder begann das halbzerstörte Fleisch allmählich zu faulen, ein natürlicher Prozeß, der mit Magie nichts zu tun hatte?
    Noch immer stockte mir der Atem, und auch weiterhin konnte ich meinen Blick nicht von seiner Hand lösen. Er hielt sie starr, aber der Verband bekam durch den inneren Druck einige Beulen, so daß sich der Mull schon sehr stark spannte.
    Kyle gab Geräusche von sich, die sich anhörten, als würde er weinen. »Da… da …«, schluchzte er.
    Ich stand auf.
    Ich dachte an mein Kreuz. Sollte diese Veränderung eine magische Ursache besitzen, mußte ich sie mit dem Talisman bekämpfen. Dann würde ich sie stoppen können…
    Dazu kam es nicht mehr.
    Die Veränderung geschah zeitgleich mit Kyles Schrei. Er sah es besser als ich, denn er saß näher dran.
    Die Beulen waren so dünn geworden, daß der Mull nicht mehr hielt. An zwei Stellen platzte er auf, und es sah so aus, als wäre er buchstäblich weggesprengt worden.
    Die einzelnen Fetzen flogen zur Seite, der Verband wickelte sich auf. Und dann sah ich zum erstenmal die verletzte Hand des Mannes.
    Sie war wirklich zerfressen, sie sah dunkel aus. Blut und Haut bildeten eine pappige, dicke Schicht.
    Aber das war nicht das Schlimmste.
    Die Würmer, die kleinen Käfer, die winzigen Fliegen, das alles drückte sich auf der Wunde hervor und glitt an den Fingern der hochgestellten Hand in die Höhe. Die Wunde war zu einer einzigen Brutstätte für Insekten geworden.
    Der Mann vor mir konnte es nicht begreifen. Die nackte Angst hielt ihn gepackt. Er starrte auf seine Hand, er röchelte und schrie zugleich, aber er konnte nichts tun.
    Ich sprang auf. Sein Blick folgte meiner Bewegung. In seinen Augen stand plötzlich ein Flehen.
    »Nicht bewegen!« fuhr ich ihn an.
    Er nickte nur.
    So schnell wie möglich streifte ich die Kette über meinen Kopf.
    Das Kreuz baumelte daran, und ich hoffte, daß es in diesem Fall seine Wirkung nicht verfehlen würde.
    Kyles Worte wehten mir entgegen. »Lilith«, keuchte er. »Ja, Lilith – sie hat es mir versprochen, verdammt! Sie ist diejenige, die mir versprochen hat, mich zu töten, sie… ist … sie ist immer in der Nähe. Sie hat mich…«
    Die ersten Fliegen lösten sich von seinen hochgestellten Fingern und irrten durch den düster eingerichteten Raum. Aber die Käfer und Würmer blieben auch weiterhin in seiner Wunde, wo sie sich anscheinend sehr wohl fühlten.
    Die Hand bot einen Anblick, der Ekel erzeugen konnte. Auch ich mußte schlucken, aber ich überwand diesen Ekel und faßte den Arm dicht unterhalb des Ellenbogens an.
    »Bleiben Sie ruhig, Kyle, ganz ruhig…«
    »Verdammt, Sinclair, helfen Sie mir.«
    »Ich versuche es.« Fliegen schwirrten vor meinen Augen, gerieten in das grauweiße Licht der Strahler und blinkten dort wie kleine Diamanten. Diejenigen, die in die Hitze an der Quelle des Licht hineinjagten, vergingen dort.
    Die widerlichen Körper der kleinen Käfer schillerten in dunklen Farben. Die Tiere waren schnell, sie bissen sich fest, sie zwickten, sie suchten nach Nahrung, und ich wußte nicht, was alles geschehen würde, wenn ich mein Kreuz auf die von Lilith hinterlassene Wunde preßte.
    Falls sie magisch war, konnte ich sie möglicherweise heilen und den Mann retten.
    Ich tat es.
    Und ich hörte das Zischen!
    Die Hand ruckte in meinem Griff, den ich allerdings nicht lockerte.
    Kyle mußte jetzt genau das tun, was ich wollte, auch wenn es ihn regelrecht marterte.
    Ich sah das Gesicht wie einen roten Ballon mit einem weit aufgerissenen Mund. Der böse Schmerz hatte ihm das Wasser in die Augen getrieben. Wenn er Luft holte, hörte es sich an, als würde er japsen. Er bewegte seine Beine und schabte mit den Sohlen der Füße hektisch über den dunkelgrauen Teppich.
    Ich aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher