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0698 - Karneval des Todes

0698 - Karneval des Todes

Titel: 0698 - Karneval des Todes
Autoren: Roger Clement
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Das fiel Beppo erst jetzt auf. Die Geister und Gnome, Astralträumer und Feen, Kobolde und Elfen redeten, scherzten und flirteten miteinander. Wahrscheinlich hatte die Gastgeberin einen Sprachzauber über den ganzen Palazzo gelegt.
    Yla riss Beppo aus seinen Überlegungen. Sie schenkte ihm einen koketten Augenaufschlag.
    »Holst du mir was zu essen, Beppo? Ich verhungere… ich habe seit mindestens dreißig Jahren nichts mehr verspeist.«
    Das ließ sich der Zwerg nicht zwei Mal sagen. Er war ohnehin schon überglücklich darüber, dass sich die Fee überhaupt mit ihm abgab.
    Auf seinen kurzen Beinen wetzte Beppo hinüber zum Büffet.
    Zum Glück waren die mit weißen Tischtüchern bedeckten Tischplatten mit einer magischen Automatik versehen. Sobald sich ein Zwerg oder ein anderes kleinwüchsiges Wesen ihnen näherte, senkten sie sich automatisch.
    Beppo griff sich ein Teilerchen aus bestem venezianischem Glas und beäugte misstrauisch die reichhaltige Speisenauswahl.
    Was wohl Feen gerne mochten?
    Er entschied sich für einen Löffel gedünstete Spinnenbeine in Kapernsauce, einen Nacktmolch im Schlafrock (in Blätterteig) und als Dessert gezuckerte Adria-Kieselsteine.
    Dann kehrte er zu Yla zurück.
    Missvergnügt bemerkte Beppo, dass sie sich gerade mit einem riesigen Geist unterhielt, der eine durchsichtige Rüstung trug. Allzu viel hatte der Brustpanzer zu seinen Lebzeiten offenbar nicht getaugt. Jedenfalls steckte das Krummschwert, dem der Geist seine jetzige Existenz verdankte, noch bis zum Heft in dem feinstofflichen Metall.
    Doch als Yla Beppo sah, wandte sie sich von dem Geist ab.
    »Entschuldige, aber mein Freund hat mir ein paar Spezialitäten geholt! - Wir sehen uns später, ja?«
    Der Geist brummte etwas Unverständliches und schwebte davon.
    Beppos Wangen brannten vor Erregung, was man dank seines Vollbartes zum Glück nicht sehen konnte. Yla hatte ihn ihren Freund genannt! Durfte er sich wirklich Hoffnungen machen?
    »Ein schrecklicher Langweiler, dieser Herzog Borislaw«, zischte Yla und schickte dem Geist einen entnervten Blick hinterher. »Erzählt jedem hundert Mal, wie er in der Schlacht um Krakau von einem Hunnen getötet wurde. Schrecklich für ihn, aber das war 1241! Allmählich könnte er darüber hinweg sein. - Ah, gezuckerte Kieselsteine! Wie hast du nur erraten, dass ich die besonders gerne mag?«
    Beppor erwiderte nichts. Er erfreute sich nur daran, wie Yla es sich schmecken ließ. Der Zwerg selbst war viel zu aufgeregt, um etwas essen zu können. Er hätte jetzt keinen Bissen heruntergebracht. Aus nächster Nähe war Ylas Körper noch viel aufregender als auf die Distanz…
    Als die Fee ihr Teilerchen geleert hatte, übergab sie es einem der Dienergnome, deren kahle platte Schädel überall aus der Menge heraus leuchteten.
    »Hast du eigentlich schon den ganzen Palazzo gesehen?«, fragte Yla betont beiläufig. »Er hat unendlich viele Kammern, Zimmer und Verliese, weißt du…«
    »N… nein«, stotterte Beppo. »Ich bin ja gerade erst gekommen.«
    Ein erfahrenerer Zwerg hätte sofort verstanden, dass Yla ihn zum Dessert vernaschen wollte. Aber Beppo glaubte wirklich, er hätte nun eine langweilige Palazzobesichtigung vor sich.
    Entsprechend gering war seine Begeisterung, als er nun hinter Yla in die halbdunkle Vorhalle trottete.
    Von dem Haushofmeister-Geist fehlte jede Spur.
    »Kann mir nur recht sein«, gurrte die Fee und schmatzte unerwartet einen Kuss auf Beppos Mund. »Wir brauchen keine Zuschauer, oder?«
    Jetzt endlich fiel bei dem Zwerg der Groschen.
    Sein Pulsschlag beschleunigte sich.
    Schnell durchquerten die beiden kleinen Gestalten die leere Vorhalle.
    Sie hielten sich an den Händen, Dann erklommen Yla und Beppo mühsam die Stufen zu einem Zwischengeschoss. Die Fee linste durch die schmiedeeisernen Gitter, die einen dunklen Gang absperrten.
    »Dort hinten gibt es jede Menge Kammern, die garantiert leer sind!«
    »Aber… aber wir können doch nicht einfach die Pforte öffnen…«, stammelte der Zwerg.
    »Was hast du gesagt?«
    Yla tat, als ob sie nichts gehört hätte. Stattdessen setzte sie ihre Feenmagie ein, um das Schloss der Gittertür zu öffnen. Der Weg zu dem dunklen Flur war frei.
    Mit einem zunehmend üblen Gefühl in der Magengegend folgte der Zwerg seiner Angebeteten. Ihm war verdammt mulmig zu Mute. So wie vorhin, als er diese Schwarzblüter im Hinterhalt gewittert hatte…
    »Yla«, wisperte Beppo, »es ist hier nicht geheuer! Lass uns lieber zurück in den
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