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0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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leise, und dieses Geräusch ärgerte den Deutschen.
    An der Stiege blieb er stehen.
    Zu sehen war kaum etwas. Die ersten drei Stufen schimmerten nur sehr schwach im Dunkel, danach verschwanden die anderen in der tiefen, staubigen Finsternis, die sich wie ein Tuch ausgebreitet hatte.
    Er atmete durch die Nase. Plötzlich hatte er Kopfschmerzen, das Blut rauschte in seinen Ohren, er hatte eine Vision, die für ihn schrecklich war.
    Assow konnte sich gut vorstellen, dass er längst in einer Falle saß und derjenige, der sie gestellt hatte, nur darauf wartete, endlich zuschlagen zu können.
    Im Mund spürte er den bitteren Geschmack einer widerlichen Säure, die vom Magen hochgestiegen war. Assow wusste nicht, wie er reagieren sollte, ob er nicht alles falsch gemacht hatte, aber eines traute er sich nicht: jetzt in die Tiefe zu steigen und im Dunkeln die Treppe zu nehmen.
    Man würde auf ihn lauern, man würde…
    Wieder schreckte er zusammen, als auf der Treppe das Schlagen der Flügel erklang. Einen Moment später war die Taube da, huschte an ihm vorbei und verschwand durch das lukenartige Fenster im Dunkel der warmen Vorsommernacht.
    »Mein Gott, du machst dich noch selbst verrückt!«, flüsterte er. »Das sind nur Tauben, harmlose Tiere. Kein Killer lauert dir auf, niemand will dir an den Kragen…«
    Er zog sich zurück. Wieder nur mit sehr langsamen und steifen Schritten ging er auf das Fenster zu.
    An seiner Brust spürte er den Druck des Fernglases. Er würde es noch einmal benutzen, um in das Atelier des Mannes zu schauen. Möglicherweise war Rafugil wieder zurückgekehrt und hatte den Platz der Frau an der Scheibe eingenommen.
    Die Schatten im Turm machten ihm Angst. Er hatte das Gefühl, als würde sich die Dunkelheit bewegen, sich immer wieder neu formieren in dieser ansonsten starren Welt.
    Bernd Assow erreichte die Turmöffnung und blieb vor dem Ausguck stehen.
    Auch mit bloßem Auge konnte er das Haus des Malers sehen, und dort hatte sich etwas verändert.
    Es brannte kein Licht mehr…
    Düsternis lag über dem Haus.
    Das war für diese nächtliche Zeit nichts Ungewöhnliches, doch Bernd dachte da anders. Er nahm es als ein schlimmes Omen. Das Licht war erloschen, so wie ein Leben erlosch, und er wollte auf keinen Fall, dass dies sein eigenes war.
    Es brachte kaum etwas, wenn er durch das Glas schaute. Viel mehr würde er nicht herausfinden, denn die Quelle, die das Restlicht verstärkte, war nicht vorhanden.
    Was also tun?
    Zum Haus hingehen? So etwas wie einen Einbruch versuchen? Er wusste, dass der Bau einen Keller hatte, und konnte sich auch vorstellen, dass er sich als Versteck für die verschwundenen Mädchen eignete.
    Niemand hatte über sie gesprochen, niemand wollte über sie sprechen, niemand…
    Seine Gedanken stoppten mitten im Fluss. Er hatte etwas gehört, ein Geräusch, sehr leise nur, aber…
    Assow flirrte herum.
    Da stand er.
    Und Bernd Assow wusste sofort, dass er gekommen war, um ihn zu töten…
    ***
    Der Maler Rafugil hatte es tatsächlich geschafft, die steile Stiege lautlos hinter sich zu bringen. Als wäre er ein Mensch, der sich in die Luft erheben und schweben konnte.
    Jetzt stand er im Turmzimmer.
    Es war einfach zu dunkel, als dass Assow hätte Einzelheiten erkennen können. Zwar sah er ein Gesicht, ansonsten war der Maler in einen schwarzen Umhang gehüllt, der bis zu den Kniekehlen reichte und seine Gestalt wie ein verlängertes Cape umgab.
    Er stand dort wie ein Rächer, sprach nicht, und auch Assow brachte kein Wort hervor. Diese Begegnung war zu plötzlich erfolgt, er hatte sich zudem vorher nicht zurechtgelegt, was er dem anderen sagen sollte und merkte sehr deutlich, wie die Furcht in ihm hochstieg. Sie war ein kalter Druck, der ihn malträtierte, der sein Herz umklammerte wie ein Schraubstock. Plötzlich bereute er alles, seine verfluchte Neugierde, seine Suche nach den Mädchen, seinen Verdacht…
    Gab es noch eine Möglichkeit zur Flucht?
    Er wollte nicht mit dem Maler reden. Er musste nur versuchen, diesen verdammten Turm zu verlassen. Alles andere würde sich ergeben. Nur blieben ihm nicht viel Möglichkeiten. Wenn er ehrlich war, eigentlich nur eine Einzige.
    Die Treppe hinab, nicht aus dem Fenster, da würde er in die Tiefe stürzen wie ein Stein.
    Der Maler stand neben der Luke. Er hatte eine Hand auf das Geländer gelegt. Es umgab die Öffnung, und das dunkle Metall schimmerte wie alte Schläuche.
    An dem anderen vorbeihuschen, schnell sein, dann auf die
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