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0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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müssen, denn der Maler lebte zwar mit keiner Frau zusammen, aber er beschäftigte eine Person, die für ihn Besorgungen machte und das Haus in Ordnung hielt.
    Auch fragte sich Assow, welcher Kundenstamm die Bilder des Malers kaufte. Er selbst hatte nie erlebt, dass irgendein Kunde zu ihm gekommen wäre. Rafugil blieb allein.
    Bis auf die Frau!
    Sie war da, und sie änderte ihre Gehrichtung, drehte sich um 180 Grad und bewegte sich auf das breite Fenster zu. So wie sie ging, schien sie zu schweben und den Boden kaum zu berühren.
    Eine wirklich ungewöhnliche Erscheinung, die jetzt in der Optik des Fernglases erschien.
    Klein, gedrungen, beileibe keine Schönheit, aber darauf kam es auch nicht an. Sie war schon älter, das graue Haar hatte sie durch einen Mittelscheitel geteilt, und das runde Gesicht darunter glänzte wie mit Öl eingerieben.
    Es befand sich so dicht an der Scheibe, dass es aussah, als wären seine Umrisse zu einer knetgummiartigen Masse zerdrückt worden, wobei der Mund einen klaffenden Spalt bildete und ein Grinsen zeigte, das Bernd Assow wissend vorkam. Ja, als wüsste die Frau sehr genau, dass sie beobachtet wurde.
    Bernd hatte diesen Maler verfolgt, doch auf einmal wurde er das Gefühl nicht los, dass sich die Situation umgekehrt hatte und er zum Gejagten geworden war. Die Person jedenfalls hinter dem Fenster ließ darauf schließen. Sie hob jetzt die Arme an, spreizte die Finger und ließ sie langsam an der Glasfläche nach unten wandern.
    »Die weiß was!«, flüsterte Assow. »Verdammt noch mal, die weiß was. Die produziert sich doch nicht so zum Spaß. Da muss mehr dahinter stecken. Die haben beide etwas gemerkt - sie und er. Die halten mich zum Narren!«
    Er war außer sich, aber er hatte reden müssen, um seine eigenen Nerven zu beruhigen. Tief in seinem Hinterkopf war ein Verdacht hochgestiegen, den er noch nicht näher definieren konnte.
    Irgendetwas war da schon…
    Assow schrak zusammen, als er die scharfen Geräusche hinter sich hörte. Es waren Tauben, die heftig mit den Flügeln schlugen, in die Höhe flatterten, ein kurzes Stück durch den Turm wischten und sich dann hinsetzten und zu ihm äugten. Es schien so, als wollten sie warten, wie sich die Dinge weiter entwickeln würden.
    Aber warum waren die Tauben überhaupt in die Höhe geflattert? Das war nicht grundlos geschehen.
    Eine Warnung?
    Sollte ihr Benehmen eine Warnung für ihn gewesen sein? Wenn ja, vor wem?
    Vor einer Person, vor einem Menschen, vor jemandem, der ihm, dem Suchenden, auf die Spur gekommen war?
    Rafugil, der Maler!
    Verdammt, er hatte etwas bemerkt. Klar, er musste etwas bemerkt haben, wie auch die Frau in seinem Haus. Bernd hatte den Mann nicht gesehen. Er konnte sich durchaus in seinem Haus aufhalten, brauchte es aber nicht.
    Jetzt hätte er sich eine Waffe gewünscht, die aber lag zu Hause. Er hatte sie für seinen Auftrag nicht benötigt, denn er hatte von seinen Vorgesetzten den strikten Auftrag erhalten, die Verdächtigen nur zu beobachten und um keinen Preis die französische Polizei auf sich aufmerksam zu machen.
    Ein Geräusch schreckte ihn aus seinen Gedanken.
    Er wusste nicht, woher es gekommen war. Der Turm leitete zwar den Schall, aber es war nur schwer feststellbar, wo es verursacht worden war.
    Das Geräusch konnte über oder auch unter ihm entstanden sein. Auf jeden Fall hatte er es deutlich gehört.
    War er noch allein?
    Assow atmete scharf aus. Er hatte seine kleine Taschenlampe mitgenommen, traute sich aber nicht, sie einzuschalten, der Lichtschein hätte ihn unweigerlich verraten.
    Also bewegte er sich auch weiterhin im Dunkeln und versuchte, sich das schmale Turmzimmer noch einmal in Erinnerung zu rufen, denn beim Hinaufklettern hatte er die Lampe benutzt.
    Der Begriff Zimmer war übertrieben. Er befand sich auf einer Art Plattform zwischen den vier Wänden. In der Mitte befand sich ein viereckiges Loch, eine Luke, durch die Glockenseile führten.
    Über ihm hing die Glocke.
    Sie war nicht außergewöhnlich groß, aber auch kleinere Glocken hatten ein ungeheures Gewicht.
    Wenn er unter ihr begraben wurde, konnte man ihn später vom Boden abkratzen.
    Er richtete sich auf.
    Seine Kleidung raschelte dabei, was ihm nicht gefiel, denn er hatte den Eindruck, als wäre dieses Geräusch meilenweit zu hören. Die Luft war trocken, stickig und warm. Auf seinem Gesicht klebte der Schweiß. Als er sich auf die schmale Stiege zu bewegte, da meldeten sich die Bohlen unter seinen Füßen. Sie knarrten
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