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0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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grausigen Abgrund stand. Aber sie musste es sehen.
    Die Lampe streute ihr Licht gegen das Bild. Der Spot verbreiterte sich, je näher er auf das eigentliche Ziel zuglitt.
    In der Mitte traf es.
    Und da war das Motiv, es ließ sich nicht verleugnen. Das Bild zeigte eine junge Frau in einer knienden Lage, den Kopf zum Betrachter hingedreht.
    Colettes Herz schlug noch schneller, denn das Gesicht der Person kam ihr bekannt vor.
    Sie stammte aus La Rostelle, hieß Diana und war eine der verschwundenen Frauen.
    Colette atmete nicht, sie stöhnte. Dieses Geräusch wiederum zeigte Rafugil an, dass sie begriffen hatte.
    »Ja«, sagte er, »es ist Diana, eine der drei Verschwundenen…«
    ***
    Wir waren in diesem Haus des Malers und fühlten uns nicht gerade wie zu Hause.
    Hin und wieder, wenn wir die Leuchten anders hielten und das Licht gegen unsere Gesichter fiel, hätte ein Betrachter annehmen können, es mit Zwillingen zu tun zu haben, zumindest, was den Ausdruck anging, denn der war bei Suko und mir gleich.
    Er zeigte eine gewisse Skepsis. Wir sahen aus, als würden wir damit rechnen, dass jeden Augenblick etwas passierte. Dass sich die Steine zur Seite schoben, den Weg in andere Welten öffnete, um irgendwelche Monster zu entlassen.
    Das geschah nicht, aber der Druck blieb, und das Wissen, den Fuß in ein Gelände zu setzen, das uns völlig unbekannt und gespickt mit Überraschungen war.
    Niemand griff uns an. Das einzige Geräusch, das wir hörten, war das Rauschen des unterirdisch fließenden Wildbachs, der irgendwo wieder ans Tageslicht treten würde.
    Die Luft war schlecht, abgestanden und modrig. Sie roch feucht und nach Schimmel, der an einigen Stellen der Wand als dünne Haut schimmerte.
    Diese verfluchten Gänge sahen aus wie eine Falle, die sich uns öffnete. Wir waren bereits in zwei weitere hineingegangen und dabei immer wieder an eine Mauer gestoßen. Schließlich blieben wir in dem Gang, den wir am Anfang gefunden hatten.
    Der Boden bestand aus unregelmäßig behauenen Steinen, die ebenfalls mit einem feuchten, grauen Film überzogen waren. Wir mussten darauf Acht geben, nicht zu stolpern und auf den glatten Flächen auszurutschen. An einigen Stellen unter der Decke hatte sich Wasser gesammelt, das nach unten tropfte und uns mehr als einmal erwischte wie ein kaltes Stück Eis.
    Wir kamen uns vor wie in einem Labyrinth, und nicht jedes Wort, das wir von uns gaben, wäre in einem Mädchenpensionat gern gehört worden.
    Suko blieb irgendwann stehen. Er leuchtete gegen die Decke, was allerdings auch keinen Sinn ergab. Dann schüttelte er den Kopf. »Sind wir hier gefangen, John?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wie groß ist diese unterirdische Welt denn? Es muss doch einen Zugang zum Haus geben.«
    Ich hob die Schultern. »Übersehen haben wir ihn wohl nicht - oder?«
    »Dann müssten wir blind sein.«
    »Geh weiter.«
    »Gern.« Er grinste raubtierhaft breit und bewies mir damit, wie gern er es tatsächlich tat.
    Die Geräusche nahmen ab. Ein Zeichen, dass der unterirdische Bach in eine andere Richtung floss und nicht mehr parallel dem Stollen folgte, der dann doch ein Ende hatte, denn der zuckende Lichtstrahl unserer Lampen erfasste eine Treppe.
    »Nun?«
    »Du hast Recht gehabt, John.«
    Die Treppe bestand aus harten Granitsteinen. Sogar ein altes Geländer gab es an der rechten Seite.
    Für uns ein Beweis, dass sie auch benutzt wurde.
    Suko leuchtete über die Stufen hinweg. Der Endpunkt des Strahls bildete am Ende der Treppe einen Kreis auf rissigem Holz. Dort oben befand sich eine Tür!
    Mein Freund hatte heute den Humor gepachtet. »Die Tür zum Erfolg«, flüsterte er.
    »Wenn du meinst.«
    »Und ob ich das meine.« Er grinste. »Man muss eben immer sehr optimistisch sein.«
    »Dann geh mal vor.«
    Er nahm die Treppe sogar ziemlich forsch in Angriff. Verständlich, denn auch er wollte, dass wir endlich weiterkamen und nicht wie zwei tumbe Gestalten durch diese tunnelartigen Gänge irrten, in denen man Platzangst bekommen konnte.
    Suko war vor der Tür stehen geblieben, drehte sich um und nickte, als er eine Hand auf eine dunkle, einfache Klinke gelegt hatte. Für mich ein Zeichen, dass die Tür nicht verschlossen war.
    Erst als ich neben meinem Freund stand, drückte er die Klinke nach unten - und lauschte dem Kratzen nach, das entstand, als die Tür mit ihrer Unterkante über den Boden schrammte.
    Hoffentlich war das nicht gehört worden…
    Es war nicht.
    Suko schob sich vor. Ich blieb in seiner
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