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0695 - Blut an bleichen Lippen

0695 - Blut an bleichen Lippen

Titel: 0695 - Blut an bleichen Lippen
Autoren: Jason Dark
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finden. Jedenfalls roch es nicht glücklich.«
    Ich räusperte mich. »Was meinen Sie denn damit?«
    »Wie ich es sagte, Sir. Nicht glücklich, nach irgendeiner Qual, nach altem Wasser, nach Moder, nach fauligen Pflanzen und auch nach braunem, halbverwesten Tang.«
    »Dann muß es für Sie ein weniger guter Geist gewesen sein, wie ich annehme.«
    »Und ob.«
    »Der Geist eines Mörders?«
    »Ja - oder Mörderin, denn die Blumen deuten wahrscheinlich auf eine Frau hin.«
    »Richtig. Haben Sie denn nachgeforscht?« erkundigte ich mich und lächelte dabei. »Zwar kenne ich Sie noch nicht allzu gut, aber ich kann mir vorstellen, daß Sie ein Mensch sind, der gewissen Dingen gern auf den Grund geht.«
    »Wie würden Sie denn forschen?« fragte er mich.
    »Ich würde mich zumindest in der unmittelbaren Gegend umhören, ob es zu ähnlichen Vorfällen gekommen ist. Ja, das wäre meine Art der Ermittlungen.«
    »Ich tat es auch.«
    »Mit oder ohne Ergebnis?«
    »Teils, teils. Es sind in den letzten beiden Wochen zwei Morde geschehen, die von der Polizei nicht aufgeklärt wurden. Zwei Männer wurden umgebracht. Man hat ihnen förmlich das Gesicht zerrissen. Der Polizei waren sie als gewalttätige Typen bekannt, als gemeine Verbrecher, die auch schon hinter Gittern gesessen haben.«
    »Weshalb wurden sie umgebracht?«
    »Das weiß keiner.«
    Ich wunderte mich. »Gab es kein Motiv?«
    »Nein.«
    Ich überlegte. Gehört hatte ich bestimmt von diesen beiden ungewöhnlichen Morden, aber nicht mehr daran gedacht, denn diese gewöhnlichen Verbrechen fielen nicht in meinen Zuständigkeitsbereich.
    Mr. Walker sprach weiter. »Es ist sowieso sehr seltsam, denn die Taten kommen mir vor, als wären sie von einem Rächer begangen worden, der unserer Polizei zur Seite stehen will, aber aus dem Jenseits zuschlägt, um etwas gutzumachen, finde ich.«
    »Es ist eine ungewöhnliche Theorie.«
    Er schaute zur Seite. »Ich schätze, daß die Zukunft mir und meiner Theorie gehört. Sie jedenfalls wissen jetzt Bescheid. Sie könnten etwas unternehmen.«
    »Im Prinzip schon, Mr. Walker«, erwiderte ich lächelnd. »Nur weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Das einzige Beweisstück habe ich vernichtet. Zudem gibt es keinen Zeitablauf, wann dieser ungewöhnliche Geist hier erscheint.«
    »Da haben Sie leider recht.«
    Ich ging auf den Küster zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Sollen wir uns darauf einigen, daß Sie mich alarmieren, wenn es wieder soweit ist?«
    »Falls Sie zu erreichen sind.«
    »Das vorausgesetzt.«
    »Und Sie wollen nicht nachforschen, Mr. Sinclair?« Er versuchte es erneut.
    »Das würde ich gerne, doch auch Sie können mir keine Hinweise geben oder den Beginn einer Spur.«
    »Es ist alles mein Fehler«, sagte er leise. »Ich hätte nicht so ängstlich sein sollen. Ich hätte mehr Courage entwickeln müssen, dann könnte ich Ihnen jetzt helfen. Aber so…«
    »Es wird sich schon wieder etwas ereignen. Damit Sie nicht ganz von mir enttäuscht sind, möchte ich Ihnen sagen, daß ich mich um die beiden letzten Morde kümmern werde, die hier in der Gegend verübt wurden, wobei die Täter nicht gefunden werden konnten. Vielleicht bringt uns das tatsächlich auf eine Spur. Aber so etwas bedeutet auch langweilige Polizeiarbeit. Eine Routine, über die niemand eine TV-Serie drehen würde, weil es keinen Zuschauer…«
    »Still, Sir!« Er unterbrach meine Rede mit zischender Stimme und wirkte wie jemand, der sich im nächsten Augenblick zum Sprung abstoßen wollte.
    »Was ist denn?«
    Seine Unterlippe zitterte, aber er brachte zunächst kein Wort hervor. Er bewegte den Kopf, schaute in die verschiedensten Richtungen und hauchte: »Er… er kommt…«
    »Der Geist?«
    Heftiges Nicken. Dann ein schnappendes Geräusch des Küsters.
    Roch er den Geist tatsächlich?
    Ich schnupperte ebenfalls, konnte aber nichts feststellen. Möglicherweise war meine Nase auch noch zu sehr vom Duft der Rose erfüllt, jedenfalls mußte ich mich allein auf die Worte des Küsters verlassen, den nichts mehr an seinem Platz hielt, denn er ging jetzt auf die beiden Treppenstufen zu.
    Davor blieb er stehen.
    Ich tat es ihm nach und schaute durch das Kirchenschiff bis dorthin, wo sich hinter den Bankreihen ein mächtiges Taufbecken wie eine große Säule erhob.
    Kam er von dort?
    Walkers Mund stand offen. Seine Augen bewegten sich zwinkernd. Er schluckte einige Male hintereinander, bewegte seine Finger, als wäre er dabei, unsichtbare Rosenblätter zu
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