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0695 - Blut an bleichen Lippen

0695 - Blut an bleichen Lippen

Titel: 0695 - Blut an bleichen Lippen
Autoren: Jason Dark
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Unsicherheit?«
    Ich holte ein Tuch aus der Tasche und wischte den roten Schmier so gut wie möglich ab.
    »Sie können sich gleich die Hände waschen, Mr. Sinclair.«
    »Danke.«
    »Was ist Ihre Meinung?«
    Ich hob die Schultern. »Bisher habe ich noch keine. Ich weiß einfach zu wenig und muß mich an Sie halten, denn Sie scheinen Erfahrung darin zu haben, was das Auffinden dieser ungewöhnlichen Blumen angeht. Tut mir leid, daß ich Ihnen noch nicht weiterhelfen kann.«
    »Das dachte ich mir. Aber Sie stimmen mit mir überein, daß die Existenz derartiger Blumen mehr als ungewöhnlich ist.«
    »Da haben Sie wohl recht.«
    »Wollen Sie nicht nach den Gründen fragen?«
    Ich ging auf ihn zu. »Wie oft haben Sie hier schon diese Rosen entdeckt, Mr. Walker?«
    »Das war die vierte.«
    Ich nickte. »Schön. Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie in der Sakristei von Geistern gesprochen und mich sogar danach gefragt, ob ich daran glaube. Sind Sie möglicherweise der Meinung, daß ein Geist die Rosen als rätselhafte Souvenirs hinterlassen hat?«
    »Genau, Sir!«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    Er senkte den Blick, als gäbe es auf dem Boden etwas Interessantes zu entdecken. »Schuld und Sühne«, murmelte er, »es hängt alles mit der Schuld und der Sühne zusammen. Ich gehe davon aus, daß die Rose von einem Geist hier hingelegt worden ist, weil dieser Geist einfach keine Ruhe fand. Er ist verflucht worden, seinen Weg durch ein Reich zu nehmen, das jenseits der sichtbaren Welt liegt, aber nicht das Jenseits ist, sondern eine Zwischenstation, ein Fegefeuer, wie ich meine. Dieser Geist hat, als er noch normal lebte, wohl etwas Furchtbares getan, ein Verbrechen, eine Tat, die ihn nicht ruhen läßt, und die durch das Blut, das aus den Rosen rinnt, gesühnt wird.«
    »Eine sehr gewagte Theorie, Mr. Walker.«
    »Das weiß ich.«
    »Aber Sie sind sich sicher, daß Sie stimmt.«
    »Es ist eine Erklärung.« Er räusperte sich. »Sie denken sicherlich anders darüber.«
    Ich dehnte meine Antwort etwas. »So gut wie. Ich könnte mir vorstellen, daß es einen Menschen gibt, der den Weg in die Kirche gefunden hat, um hier Rosen abzulegen.«
    Für einen Moment kam der Küster mir unsicher vor. »Rosen, die verbluten?«
    »Das ist seltsam, aber noch kein Beweis dafür, daß es ein Geist getan haben könnte.«
    »Wenn Sie es so sehen, dann haben Sie recht. Aber es gibt da noch etwas anderes, das mich mißtrauisch gemacht hat.« Er streckte seinen Zeigefinger aus und wedelte damit. »Es ist der Geruch gewesen, der mich irritierte. Kein Blutgeruch, sondern ein anderer, ein ätherischer, ein, wenn Sie so wollen, übersinnlicher. Jedenfalls ein Geruch, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt habe.«
    »Können Sie ihn näher beschreiben?«
    »Es fällt mir schwer.«
    »Versuchen Sie es.«
    »Haben Sie schon einmal davon gelesen oder davon gehört, daß Geister oder Engelwesen einen bestimmten Geruch abgeben?«
    »Das habe ich. Es gibt einige Menschen, die dies behaupten. Sie können die Geister nicht sehen, aber sie schaffen es, sie zu riechen, denn diese Wesen sollen einen bestimmten Geruch absondern, einen Duft, der nicht von dieser Welt ist und der auch nicht so leicht beschrieben werden kann, weil sich eben zu viele Düfte darin vereinigen. Ich habe von diesen Menschen gelesen.«
    Der Küster atmete auf. Er war froh, daß ich seiner Theorie nicht negativ gegenüberstand. »Aber Sie selbst haben diesen Geruch noch nie erlebt, direkt, meine ich?«
    »Nein.«
    »Aber ich.«
    »Hier in der Kirche?«
    »So ist es.« Er leckte über seine trocken gewordenen Lippen. Im Gegensatz dazu schimmerte der Schweiß auf seiner Stirn.
    »Geschah das, während Sie nach einer Rose suchten und sie letztendlich auch fanden?«
    »Nein, Mr. Sinclair, zuvor. Ich habe den Geruch zuvor wahrgenommen, bin dann aus der Kirche gegangen und nach einer Weile wieder zurückgekehrt. Da fand ich dann die Rose. Mir kam es vor, als hätte dieses Wesen eine Botschaft hinterlassen.«
    »Versuchen Sie doch mal, sich daran zu erinnern, wie der Geist gerochen hat?«
    »Überirdisch…«
    Ich schaute ihn skeptisch an, und er schüttelte sofort den Kopf. »Ich weiß selbst, daß Sie damit nicht viel anfangen können, aber es ist so.«
    Ich ließ nicht locker. »War Ihnen dieser Geruch denn angenehm oder aber das Gegenteil davon?«
    Der Küster überlegte. Er knetete dabei sein Kinn und ließ auch das Fleisch an seinen Wangen nicht aus.
    »Es ist schwer, darauf eine Antwort zu
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