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0695 - Blut an bleichen Lippen

0695 - Blut an bleichen Lippen

Titel: 0695 - Blut an bleichen Lippen
Autoren: Jason Dark
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zerdrücken.
    »Es ist da…«, hauchte er.
    »Wo denn?«
    Der Küster drehte sich auf der Stelle. Den Kopf vorgeschoben, den Nacken eingezogen. »In unserer Nähe, Mr. Sinclair, in unserer unmittelbaren Nähe, glauben Sie mir.«
    Wir schauten beide dorthin, wo ich die Rose gefunden hatte. Das war ja sein Ort, dort mußte er hin, wenn er tatsächlich erschien und die nächste Rose ablegen wollte.
    Nur dort…
    Einbildung, Spinnerei…? Bisher wußte auch ich die Lösung nicht. Ich konnte den Erklärungen des Küsters nicht so recht trauen, bis zu dem Augenblick, als ich den feinen Stich oder Schmerz genau auf meiner Brustmitte spürte.
    Mein Kreuz hatte sich ›gemeldet‹.
    Der Geist war also da!
    ***
    Mandy Miller schaute dem schwarzen Ford Camaro nach, der von seinem Fahrer beschleunigt wurde und dabei eine dunkle Abgaswolke aus dem Auspuff stieß.
    Da hockte Lancy, ihr Freund, ihr Lover, der sich nicht gescheut hatte, sie in diesem verdammt miesen Viertel einfach aus dem Auto zu schmeißen und sie stehenzulassen wie eine Nutte, die hier auf irgendwelche miesen Freier wartete.
    »Du Schwein!« brüllte sie ihm nach, obwohl er es nicht hören konnte. »Du mieses, dreckiges… ach Scheiße«, sie winkte heftig ab. »Hat ja doch keinen Sinn.«
    Wütend trat sie mit dem Fuß auf und fuhr mit beiden Händen durch ihr blondes Haar, das sie an gewissen Stellen eisgrau gefärbt hatte, weil das bei vielen Schauspielerinnen so üblich war. Sie brauchte da nur an Farah Fawcett zu denken, für die sie schwärmte, denn sie wollte so sein wie sie.
    Lancy, ihr Lover, hatte ihr weisgemacht, daß er so etwas arrangieren könnte. Angeblich besaß er gute Beziehungen zur Film- und Fotobranche, aber das glaubte sie ihm schon lange nicht mehr. Er hatte sie nur aufgegabelt, um sie schnell zu bumsen.
    Seit einer Woche trieben sie es wild und wilder. Er hatte auch einiges mit ihr gemacht, wobei sie keinen Spaß daran fand, und als sie heute auf das eigentliche Thema zu sprechen kam, hatte er sie nur ausgelacht und behauptet, von Beziehungen zu irgendwelchen Filmleuten nichts zu wissen.
    »Dann war es nur ein Trick?« hatte sie gefragt und war totenbleich geworden.
    »Sicher.«
    Mandy hatte durchgedreht und während der Fahrt auf ihn eingeprügelt. Nun, er war durch sie gezwungen worden, anzuhalten, und hatte sie kurzerhand aus dem Fahrzeug geworfen.
    Und jetzt stand sie hier.
    In einer Gegend, für die der Begriff mies noch übertrieben war. Das war keine Gegend, das war eine verdammte Zumutung, ein Viertel, das irgend-, wann abgerissen werden sollte, das jeder Touristenführer verschwieg, obwohl es eigentlich noch zu London gehörte, aber dicht an der Stadtgrenze lag, wo vor fast hundert Jahren Industrieansiedlungen gebaut worden waren.
    Mandy und ihr Lover hatten es auch nur durchfahren wollen. Daß es zu einem Streit gekommen war, hatte keiner von ihnen voraussehen können.
    Shit drauf!
    Mandy umfaßte mit den Fingern die beiden vorderen Ecken ihrer offenstehenden Lederjacke, zerrte daran, was für sie so etwas wie einen Neubeginn symbolisierte.
    Lancy sollte sich zum Teufel scheren, das wünschte sie ihm. »Und hoffentlich findest du eine, die dir dann die Nüsse abschneidet!« keuchte sie noch voller Wut.
    Sie stand auf einem schmalen Gehsteig, der vor Dreck starrte, hinter ihr wuchs eine Wand hoch.
    Zu einem Haus gehörte sie bestimmt nicht. Die Fenster waren zugemauert worden. Kleine Löcher, durch die kaum ein Kopf paßte. Das verblichene Firmenschild hing noch immer an der Mauer. Es wies darauf hin, daß dieses Bauwerk früher einmal eine Spinnerei beherbergt hatte. Jetzt stand es leer und war den Ratten überlassen worden. Den zweibeinigen ebenso wie denen auf vier Beinen.
    Der Himmel lag wie eine düstere bleichgraue Vorahnung über der Stadt. Für den Monat Mai völlig untypisch. Er roch nach Regen, nach Abfällen und Industrierauch. Kühler Wind fand seinen Weg durch die Straße und schaufelte all die Dinge vor sich her, die selbst irgendwelchen Pennern nicht mehr gut genug waren.
    Papier, Blechdosen, trockene Blätter und zusammengerunzelte Kartoffelschalen, die so aussahen, als hätten sich breitgetretene Würmer vor Schmerzen gekrümmt.
    Mandy wußte auch, daß sie nicht weit zu gehen brauchte, bis sie in bewohnterere Gegenden kam, wo sie weniger Angst haben mußte. Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie eigentlich zu aufreizend gekleidet war.
    Die dünne Lederhose umspannte Beine, Po und Hüften sehr eng. Darüber trug
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