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0694 - Lavalles Todesspur

0694 - Lavalles Todesspur

Titel: 0694 - Lavalles Todesspur
Autoren: Jason Dark
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gesehen!
    Ein Gesicht? Dicht hinter der Scheibe des von ihr aus links liegenden Fensters.
    Ein fremdes Gesicht, bärtig, einen Kopf mit struppigen, grauen Haaren, etwas Furchtbares im Blick.
    Der Fremde, der Jane überfallen hatte!
    Sie war sich sicher, daß es nur dieser Mann sein konnte, denn Jane hatte ihn ihr genau beschrieben.
    So hatte er ausgesehen, so schrecklich, so anders.
    Und der starrte in den Raum.
    Er traf auch keine Anstalten zu verschwinden, als Sarah Goldwyn ihm entgegenschaute. Er blieb auf dem Kopf, preßte sein Gesicht gegen die Scheibe, öffnete sogar den Mund, so daß sich die Lippen zu einem regelrechten Klumpen verformten und einen ihr widerlich vorkommenden nassen Fleck hinterließen.
    Sie zuckte zurück. Das Gesicht bewegte sich außen an der Scheibe entlang. Dabei wurde es zu einer zerdrückten Masse, die Sarah vorkam wie zerquetschtes Obst, das an der Scheibe vorbeischmierte.
    Dann war es weg!
    Sarah stieß zischend den Atem aus. Himmel, das war ein Schreck gewesen! Sie spürte genau, wie ihr Herz schneller als normal klopfte, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Es bewies ihr gleichzeitig, daß Jane sich nichts eingebildet hatte.
    Sie war angegriffen worden.
    Und jetzt hatte der Angreifer sogar den Weg zu ihrem Wohnsitz gefunden. Er ließ nicht locker.
    Fragen stürmten auf Sarah Goldwyn ein, doch es war ihr unmöglich, sie zu beantworten.
    Immer wieder wurde ihr Blick wie magisch von diesem einen Fenster angezogen. Da mußte etwas sein, da hatte das Grauen Gestalt angenommen und war plötzlich wieder verschwunden.
    Einfach weg…
    Aber es war noch da, auch wenn es sich nicht mehr zeigte. Er mußte noch in der Nähe lauern, wenn auch nicht sichtbar. Der Hof bot genügend Deckungsmöglichkeiten. Da konnte sich der Unbekannte hinter den Bäumen verstecken oder sich auch hinter Büschen zusammenkauern, lief jedoch Gefahr, entdeckt zu werden, trotz des Dunstes, der immer noch einen Teil Sicht zuließ.
    Sie ging zum Fenster.
    Lady Sarah zählte sich nicht gerade zu den überängstlichen Personen. Dazu bin ich einfach zu alt, sagte sie sich, das Leben habe ich praktisch hinter mir. Wie auch zahlreiche lebensgefährliche Situationen, in die sie sich immer hineinmanövriert hatte.
    An diesem Tag war es anders. Da merkte sie, daß sich etwas zusammenbraute, daß sie in den Klauen eines Unsichtbaren steckte, der seine Fänge über ihr ausgebreitet hatte.
    Sie stand vor dem Fenster, hinter dessen Scheibe sie das Gesicht gesehen hatte.
    Zurück war ein Rest geblieben. Eine sichtbare Spur außen an der Scheibe, als hätte irgend jemand dagegen gespuckt. Eine widerliche Schleimspur, grau und gelb wie Auswurf.
    Sie ekelte sich davor.
    Weshalb hatte dieser. Penner das getan? Wollte er ihr die Todesfurcht einjagen?
    Sie trat wieder zurück, drehte sich dabei und spürte den leichten Schwindelanfall.
    Dieses verfluchte Wetter schlug sich auch auf den Kreislauf nieder. Viele Menschen litten darunter, sogar jüngere, und sie hatten das Gefühl, nicht mehr zu gehen, sondern nur durch die Welt zu schweben.
    Sarah faßte sich an den Kopf und ärgerte sich darüber. Ausgerechnet an diesem Tag war es geschehen, ausgerechnet…
    Sie ging durch das Zimmer. Jane war nicht da. Der andere hatte den Zeitpunkt gut gewählt.
    Und wo steckte er jetzt?
    Vielleicht an der Tür? Lauerte er auf eine Chance, ins Haus zu gelangen, oder war er schon drin?
    Es war seltsam, für sie kaum zu fassen, aber dieser Unperson traute sie plötzlich alles zu.
    Sarah Goldwyn überlegte. Ihr Haus gehörte zu denen, die auch einen Keller besaßen. Das war nicht bei allen Gebäuden der Fall, aber sie brauchte ihn einfach.
    Man konnte ihn von innen und von außen betreten. Es gab da eine Treppe, die vom Hof her zur Kellertür führte. Zwar war sie verschlossen, einem Profi-Einbrecher stellte sie jedoch kaum ein Hindernis entgegen.
    Lady Sarah schluckte. Auf ihrer Stirn hatte sich der Schweiß gesammelt. Möglichst leise betrat sie den Flur, von wo auch die Treppe nach unten führte.
    Sie lauschte…
    Nichts drang ihr aus der Tiefe entgegen. Alles war still. Kein Knacken, kein Schaben, gar nichts…
    Ruhe… Plötzlich fühlte sie sich im eigenen Haus wie eingeschlossen. Etwas lag in der Luft, eine Gefahr, die sie nicht unterschätzen durfte. Sie hatte den Mann gesehen, sein Gesicht war überdeutlich hinter der Scheibe gewesen, auch wenn er es dagegen gepreßt hatte.
    Mit langsamen und auch sehr kleinen Schritten ging sie so weit vor, bis sie
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