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0692 - Herr der Schattenburg

0692 - Herr der Schattenburg

Titel: 0692 - Herr der Schattenburg
Autoren: Jason Dark
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stellte ich fest, daß sie nachließ. Kein gutes Zeichen, und plötzlich war es kalt.
    Ich hatte Suko nichts gesagt, er wunderte sich allerdings darüber, daß ich langsamer fuhr und brauchte die Frage nicht zu stellen, denn ich blinkte bereits, um in die nächste Abfahrtsspur einzubiegen.
    »Du hast sie verloren?«
    »Leider, das Kreuz ist kalt.«
    »Und jetzt?«
    »Zurück, dann wieder ab, danach wieder drauf. Ist doch ganz einfach, oder?« fragte ich verbissen, weil ich mich über das verdammte Mißgeschick ärgerte.
    »Viel Spaß.«
    Ich war nicht so locker wie Suko. Es hing ja nicht nur mit der Erwärmung des Kreuzes zusammen, es ging auch um etwas anderes. Ich wurde den Eindruck nicht los, daß die Zeit drängte. Sie saß mir besonders im Nacken, und irgendwie peitschte sie mich voran.
    Wir rollten auf einer normalen Straße dahin. Noch hatte ich nichts gespürt, urplötzlich aber war die Erwärmung wieder da. Sie strahlte jetzt derartig stark ab, daß sie sich auf meiner gesamten Brust ausbreitete und fast bis zu den Achselhöhlen reichte.
    Ich mußte wieder auf die Bahn.
    Suko hatte an meinem Gesicht abgelesen, daß es Zeit für die Umkehr war. »Da ist die Auffahrt.«
    Ich gab Gas. Bei diesem Tempo quietschten sogar die Reifen. Hart radierten sie über den Asphalt.
    Mir kam es vor, als würden wir immer tiefer hineinstoßen in eine stockdunkle, unheimliche Welt, in der sich die Perspektiven zusammenzogen, sich verdichteten, so daß sie schon zu einem engen Schlauch geworden waren, der von mehreren Seiten immer weiter in unsere Richtung drückte.
    Schilder erschienen wie starre Geister. Sie tauchten im fahlen Licht für einen Moment auf, waren dann weg, als hätte sie jemand einfach umgepustet.
    Ein Truck donnerte vorbei. In das dumpfe Röhren des Motors mischte sich das Singen der Reifen.
    Dann war der Koloß vorbei, und seine Rückleuchten verglühten wie zersprühende Blutstropfen in der finsteren Nacht.
    Wieder auf der Bahn.
    Diesmal schneller und auch noch konzentrierter, denn das Brennen verstärkte sich.
    »Und?« fragte Suko.
    »Halte mal nach einem Parkplatz Ausschau.«
    »Mach' ich doch glatt!«
    Wieder verstrichen die Sekunden. Ich hörte das Singen der Reifen, hatte, da kein Gegenverkehr herrschte, das Fernlicht eingeschaltet.
    Das Schild sahen wir zugleich.
    »Na denn«, sagte Suko und nickte mir zu.
    Ich lenkte den Wagen auf die Abbiegespur. Noch einmal konzentrierte ich mich auf die Wärme, die das Kreuz abstrahlte.
    Okay, sie blieb gleich, wurde nicht stärker und auch nicht schwächer. Sollten wir tatsächlich Glück haben?
    Als ich zum Parkplatz abbog, schaltete ich die Scheinwerfer aus.
    Im Dunkeln rollten wir den letzten Rest der Strecke. Es konnte auch eine Fahrt in den Vorhof der Hölle werden…
    ***
    Weder Ann noch Fred schafften es, sich zu bewegen. Sie standen da, als hätte man sie angenagelt, und sie lauschten einzig und allein dem Heulton.
    War es ein Mensch oder ein Tier?
    Aber welcher Mensch war überhaupt in der Lage, einen derartigen Ton zu erzeugen. Hätte man die beiden danach gefragt, sie hätten keine Antwort geben können.
    Er blieb.
    Er war nicht sehr laut, und sie hatten beide den Eindruck, als wäre er nur für sie bestimmt.
    Dann brach er ab.
    Sehr schnell und fast überraschend für sie, so daß sie beinahe schon enttäuscht waren.
    Dafür vernahmen sie ein anderes Geräusch. Der Heulton war an der rechten Seite des Wohnmobils aufgeklungen, der andere Laut entstand an der linken.
    Das war kein Heulen, auch kein Schrei, da entstand etwas völlig anderes.
    Düster, unheimlich und drohend erreichte sie das Fauchen, vermischt mit Knurrlauten.
    »Das ist er!« flüsterte Ann Morland und umklammerte den Arm ihres Mannes. »Das ist der Teufel…«
    Er wollte ihr eine scharfe Erwiderung zuschicken, ließ es jedoch bleiben, denn dieses Fauchen hörte sich in der Tat furchtbar an. Es war mit nichts zu erklären, sie hatten so etwas noch nie gehört, selbst bei einem Hund oder einer Katze nicht.
    Es besaß Ähnlichkeit mit beiden Lauten und war trotzdem anders. Sie bekamen es einfach nicht in die Reihe.
    Fred strich über seinen Nacken, als könnte er dort den Schweißfilm abwischen. Da war nichts, die Hand glitt nur über eine rauhe Haut hinweg. Sein Herz schlug heftiger, wenn auch nicht so stark wie nach dem ersten Heulen.
    Er warf einen Blick auf seine Frau.
    Ann gehörte nicht eben zu den größten Personen. Jetzt war sie noch kleiner geworden. Auf ihrem Gesicht lag die
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