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0692 - Die Insekten-Königin

Titel: 0692 - Die Insekten-Königin
Autoren: Unbekannt
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der seltenen, aber wilden Regengüsse förmlich zerschnitten, und ich rutschte immer wieder aus.
    Alfred hielt jedoch unverdrossen mit. Ich mußte den kleinen Kerl bewundern, der sich tapfer über die Hänge kämpfte, obwohl sie nicht zu seinem natürlichen Lebensraum gehörten und ihm deshalb größere Schwierigkeiten bereiteten als mir.
    Bei Tagesanbruch befanden wir uns auf einem Berg mit abgerundetem Gipfel, und die Helligkeit ließ ein Gebilde auf dem Gipfel des benachbarten Berges wie pures Gold leuchten.
    Der Stützpunkt!
    Ich atmete hörbar auf. Nur noch kurze Zeit, und mein Auftrag war erfüllt. Außerdem verspürte ich, obwohl mein Nahrungsbedarf relativ gering war, Hunger. Durst hatte ich allerdings nicht; ein Marsianer der a-Klasse hielt es auch in der Wüste mehrere Tage und Nächte ohne Wasser aus, da seine Haut kaum Feuchtigkeit abgab und sein Atem so trocken war wie ein Wüstenwind.
    Aber Alfred bereitete mir Sorgen.
    Der Skunk hielt es sicher nicht so lange wie ich ohne Nahrung aus. Ich konnte nur hoffen, daß sich innerhalb des Stützpunktes etwas finden würde, das für Alfred genießbar war. .„Nur noch ein kleines Stück", sagte ich tröstend zu ihm.
    Ich schritt schneller aus, und bald hatten wir den Stützpunkt erreicht.
    Es handelte sich nur um eine kleine Kuppel, die früher einmal als Übungsstützpunkt für Kadetten der Raumakademien gedient hatte. Heute war sie praktisch ohne Bedeutung. Nur für mich hatte man sie wieder aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.
    Vor dem geschlossenen Schott nahm ich den Impulskodegeber, mein einziges Ausrüstungsstück, in die Hand und schaltete ihn ein. Kurz darauf bildete sich in der Mitte des Schotts ein Spalt, der sich rasch vergrößerte. Dahinter wurde eine beleuchtete Schleusenkammer sichtbar.
    Und in der Kammer stand, das Vollmondgesicht zu einem hämischen Grinsen verzogen, Dalaimoc Rorvic.
    „Es wurde auch Zeit, Sie dämliche Marswanze!" herrschte das fette Scheusal mich an. „Ich habe mir fast die Beine in den Bauch gestanden. Was sagen Sie nun?"
    „Guten Morgen!" sagte ich.
    Der tibetanische Multimutant grinste stärker.
    „Nein, Sie können ruhig ,gute Nacht' sagen, Sie Pflaume", erwiderte er. „Sie haben nämlich Ihre Aufgabe, unentdeckt bis in den Stützpunkt zu kommen, nicht erfüllt. Sie sind ein Versager, Captain Hainu!"
    „Und Sie sind ein Ekel, Sir", entgegnete ich wütend.
    Dalaimoc Rorvics Gesicht nahm einen drohenden Ausdruck an.
    „Was?" grollte er. „Dafür werde ich Ihnen..."
    Weiter kam er nicht. Er hatte nämlich, während er sprach, zwei Schritte in meine Richtung getan - und das waren für Alfred genau zwei Schritte zuviel gewesen.
    Der Skunk kehrte dem Tibeter sein Hinterteil zu - und plötzlich schrie Rorvic auf und schlug die Hände vors Gesicht.
    Stöhnend taumelte der fette Kerl in die Schleusenkammer zurück, stieß mit dem Rücken gegen das Innenschott und rutschte langsam an ihm herab, während er seine Augen auswischte und jammerte.
    Ich trat ebenfalls in die Schleusenkammer, packte meinen Vorgesetzten bei den Füßen, zog ihn vom Innenschott weg und sagte: „Wer hat denn behauptet, ich wäre nicht unentdeckt bis in den Stützpunkt gekommen, Sir? Sie können mich jedenfalls nicht sehen. Sie können höchstens erbärmlich stinken."
    Damit öffnete ich das Innenschott und betrat endgültig den Stützpunkt. Alfred folgte mir zutraulich. Er wußte eben, daß ich sein Freund war, so wie er gewußt hatte, daß Dalaimoc Rorvic sein Feind war.
    In der Speisekammer fand ich endlich etwas, das auch für Alfred genießbar war: mehrere Dosen mit Krabben und Muscheln.
    Ich öffnete die Dosen und spülte den Inhalt sorgfältig mit klarem Wasser ab, bevor ich ihn dem Skunk gab.
    Alfred schnupperte zuerst ein wenig skeptisch daran, aber als ich ihm gut zuredete, ließ er es sich schmecken.
    Danach sah ich mich nach etwas Nahrhaftem für mich selbst um. Ich fand mehrere Dosen Dauerbrot, von.;.. denen ich eine öffnete. Dazu aß ich eine kleine Büchse Kaviar. Es war das einzige von den Vorräten, das ich halbwegs mit Genuß verspeisen konnte. Büchsengulasch, Erbsensuppe und wäßriges Konservenobst waren nichts für einen Marsianer der a-Klasse.
    Ich hatte meine Mahlzeit gerade beendet - und Alfred schlief zufrieden auf meinen Knien -, als hinter einer Wolke Gestank der Tibeter hereinkam.
    Dalaimoc Rorvic warf mir einen finsteren Blick zu, zuckte etwas zusammen, als er Alfred entdeckte, und sagte dann: „Captain Hainu, ich
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