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0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt

0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt

Titel: 0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt
Autoren: Claudia Kern
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sterben, so wie ich gelebt habe , dachte sie enttäuscht. Voller Hass.
    Die ehemalige Kriegerin lehnte sich zurück und wartete auf den Tod.
    ***
    »Es ist wirklich nicht schwer zu finden«, beharrte der Soldat. »Du biegst hier links ab, immer geradeaus, dann rechts die Treppe rauf, den Gang entlang und schon bist du da. Es ist nicht nötig, dass ich mitkomme.«
    Zamorra ignorierte sein Betteln und folgte ihm schweigend. Der Palast war so groß und verwinkelt, dass der Dämonenjäger allein Stunden gebraucht hätte, um den richtigen Weg zu finden. Deshalb ließ er sich auch von dem Soldaten durch die Gänge führen. Bei einer reinen Wegbeschreibung hätte der Mann vielleicht gelogen. So hielt ihn, so hoffte Zamorra zumindest, die drohende Schwertspitze in seinem Rücken von einer solchen Tat ab.
    Sie bogen rechts in einen Gang.
    Zamorra stutzte.
    »Hast du nicht gerade behauptet, wir müssten hier links abbiegen?«, fragte er misstrauisch.
    Der Soldat zögerte.
    »Hatte ich links gesagt?«, entgegnete er dann mit sichtlicher Nervosität. »Ich meinte rechts. Manchmal verwechsele ich die Richtungen… dumme Sache…«
    Zamorra blieb stehen.
    »Warte«, befahl er.
    Hatte der Soldat bei seiner ersten Beschreibung gelogen oder log er jetzt? Die beiden Gänge unterschieden sich von ihrem Aussehen kaum voneinander. Probeweise ging der Dämonenjäger ein paar Schritte in den rechten Korridor, drehte sich dann um und wiederholte das Ganze auf der linken Seite.
    Und spürte es.
    Da war die Aura, von der Nicole gesprochen hatte. Es war ein Gefühl drohenden Unheils, eine Vorahnung, dass Schreckliches passieren würde, wenn er dem Gang weiter folgte. Das musste der richtige Weg zum verbotenen Ort sein.
    »Mach das nicht noch mal«, knurrte er dem Soldaten zu.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein… war nur ein Irrtum.«
    Zamorra winkte ihn mit der Schwertspitze an sich vorbei und ging weiter. Er fragte sich, wieso der Soldat ihn überhaupt belügen konnte, wenn er unter der geistigen Kontrolle des Priesters stand. Der war doch am meisten daran interessiert, dass Zamorra zu dem verbotenen Ort kam. Weshalb ließ er dann zu, dass sich der Soldat so heftig sträubte?
    Oder hatte Zamorra vielleicht doch mit seiner ersten Annahme recht und Glohymyn besaß nicht mehr die Kraft, um San seinen Willen aufzuzwingen? Hatte sich der Priester überschätzt?
    Vor ihm begann der Soldat zu zittern. Immer wieder sah er sich hektisch um, als rechne er damit, jeden Moment von unsichtbaren Ungeheuern angegriffen zu werden.
    Die Aura Wurde stärker, gaukelte ihm vor, auf dem Weg ins Verderben zu sein. Zamorra spürte es ebenfalls, aber da er wusste, dass es nur der Verteidigungsmechanismus des Ortes war, fiel es ihm leichter, damit umzugehen.
    »Es kann dich nicht verletzen«, sagte er beruhigend. »Das ist alles nur eine Illusion.«
    »Woher willst du das wissen?!«
    Die Stimme des Soldaten klang hysterisch. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Die Knöchel standen weiß hervor.
    Aus der unbestimmbaren Angst wurde ein körperliches Unbehagen und der immer stärker werdende Drang, sich einfach umzudrehen und zu rennen. Selbst das Wissen um die Illusion machte es Zamorra nicht mehr einfach, sich dem zu widersetzen.
    So schlimm hat Nicole das nicht geschildert, dachte er besorgt.
    Ein ungeheurer Druck legte sich auf seine Brust. Er sah furchtbare Fratzen in den Wänden, Wesen, die nach ihm zu greifen schienen, um ihn mit ihren Klauen zu zerfetzen.
    Der Soldat brach zusammen und übergab sich.
    »Ich will hier raus!«, krächzte er verzweifelt.
    Zamorra zog ihn hoch. In den Augen des Mannes stand die nackte Todesangst. Er weinte.
    »In Ordnung«, beschwichtigte ihn der Dämonenjäger. »Sag mir den Weg, und du kannst gehen.«
    Er bezweifelte, dass der Mann noch in der Lage war, ihn anzulügen, als er stammelnd den Weg schilderte.
    Zamorra ließ ihn los und sah zu, wie der Soldat halb rennend, halb stolpernd um die nächste Ecke bog.
    Dann ging er weiter in die angegebene Richtung, bis er eine Treppe erreichte.
    Jeder Schritt wurde zur Qual. Er spürte, wie das Blut in seinen Adern pulsierte. Die Stufen verschwammen vor seinen Augen.
    Zamorra glaubte zu sehen, wie seine Beine im Stein versanken, wie in einem Sumpf. Die Bilder von Nicole im Treibsand standen plötzlich in seinem Geist, aber er verdrängte sie.
    Wie ein Bergsteiger arbeitete er sich die Treppe hinauf. Als er oben ankam, stellte er überrascht fest, dass er gekrochen und nicht
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