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0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt

0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt

Titel: 0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt
Autoren: Claudia Kern
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Parapsychologe.
    »Was ist los?«, fragte Nicole leise und riss ihn damit aus seinen düsteren Gedanken. Sie hatte seine Ablenkung gespürt, seine leichte Verkrampfung, die die zärtliche Umarmung störte.
    Zamorra stützte sich auf. »Nichts, ich habe mich nur gefragt, warum Tankstellen, die rund um die Uhr geöffnet sind, Schlösser an den Türen haben. Macht doch keinen Sinn, oder?«
    Seine Gefährtin runzelte die Stirn. Wenn sie gemerkt hatte, dass er sie nicht an seinen Gedanken teilhaben lassen wollte, dann zeigte sie es nicht.
    »Das sind die wirklich wichtigen Fragen des Lebens«, ging sie auf seine Bemerkung ein. »Wieso zum Beispiel liegen unter Flugzeugsitzen Schwimmwesten und keine Fallschirme?«
    Zamorra grinste. Die Melancholie, die ihn gerade noch ergriffen hatte, fiel von ihm ab. Er beugte sich vor und küsste seine Gefährtin leidenschaftlich.
    Nicole umarmte ihn erneut und zog ihn auf den weichen Teppich herab. Zog ihn auf sich, wollte ihn ganz spüren.
    Die Türglocke drang gedämpft zu ihnen vor. Jemand klingelte am Haupteingang.
    Dass das Geräusch hier im Kaminzimmer zu hören war, war schon fast bestürzend.
    Zamorra seufzte und sah auf die Uhr. »Es ist fast zwei Uhr morgens. Ich seh' wohl besser mal nach.«
    »Lass das William machen«, entgegnete Nicole kopfschüttelnd. »Wenn es was Wichtiges ist, wird er es uns schon sagen.«
    Das war allerdings richtig. Der schottische Butler wusste sehr genau, wen er abzuwimmeln hatte - und wen nicht.
    Der Parapsychologe ließ sich auf den Teppich sinken.
    »Wo du Recht hast…«, murmelte er, als Nicole sich an ihn schmiegte.
    Es klopfte.
    Mit einem gleichzeitig ausgesprochenen Fluch richteten sich Zamorra und seine Gefährtin auf. Der Parapsychologe bedeckte ihre Blößen rasch mit einer Decke, bevor er »Ja« rief. William war zwar nicht direkt prüde, aber der Anblick nackter Körper brachte ihn stets ein wenig aus der Fassung.
    Die Tür öffnete sich und der Butler trat ein.
    »Monsieur, Mademoiselle«, sagte er steif. »In der Halle stehen zwei Pferdemenschen und ein Affe, die Sie gerne sprechen würden.«
    ***
    Die Hitze brachte die Luft über der Wüste zum Flimmern.
    Eine einsame Frau saß im Schneidersitz auf einem Felsen und starrte ins Nichts. Unbarmherzig brannte die Mittagssonne auf ihrer Haut und dörrte ihren abgemagerten Körper weiter aus.
    Die Frau hatte schon vor Stunden aufgehört zu schwitzen.
    Jetzt befand sie sich in einem Stadium irgendwo zwischen Leben und Tod. Eine innere Stimme sagte ihr, sie würde sterben, wenn sie nicht bald etwas trank, aber die Frau ignorierte den Wasserschlauch neben ihrem Knie.
    Sie wartete auf die Visionen.
    Es war ein gefährliches Spiel, auf das sie sich eingelassen hatte. Die Visionen kamen nur, wenn sie ihren Körper an den Rand des Todes brachte - und selbst dann nicht immer.
    Die Frau hatte inzwischen gelernt, an welchem Punkt sie umkehren musste, um nicht in die Ohnmacht zu fallen, die mit dem Tod endete. Anfangs musste der Meister ihr noch helfen, aber schon bald beherrschte sie das schwierige Ritual ganz allein.
    »Meine Tochter«, sagte eine tiefe Stimme in diesem Moment.
    Die Frau brachte sich mühsam aus ihrer Trance zurück in die Welt, von der sie umgeben war.
    Sie neigte den Oberkörper nach vorn und senkte den Blick.
    »Meister«, sagte sie ehrfürchtig.
    »Die Zeit ist gekommen. Steh auf und folge mir.«
    »Ja, Meister.«
    Die Frau erhob sich schwerfällig und stieg zum ersten Mal seit fünf Monden von dem Felsen herab. Gierig trank sie das lauwarme Wasser, das der Meister ihr reichte.
    Dann machten sich der ungeweihte Prediger und die todgeweihte Kriegerin auf den Weg in die große Stadt.
    Um alles zu verändern.
    ***
    »Rekoc«, sagte Zamorra erfreut, als er und Nicole die Eingangshalle betraten, und streckte die Hand aus. Nach Williams Beschreibung hatte er bereits geahnt, wer ihn erwartete, denn zwei Meter fünfzig große Affenwesen waren in seinem Bekanntenkreis dünn gesät.
    Rekoc ignorierte seine ausgestreckte Hand und drückte den Parapsychologen an sich.
    »Es tut gut, dich zu sehen, mein Freund«, sagte er.
    Zamorra befreite sich aus der Umarmung und holte erst mal tief Luft, die ihm Rekoc in seiner Herzlichkeit aus den Lungen gepresst hatte. Er grinste, als auch Nicole diese innige Begrüßung nicht erspart blieb.
    Die beiden Zentauren, die rechts und links neben Rekoc standen, beobachteten die Szene stumm. Ihre Hände verharrten bewegungslos in der Nähe der Schwerter, die
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