Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt

0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt

Titel: 0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
und war dabei so oft betrogen worden, dass es ihr selbst im Tod nicht gelang, ihren eigenen Schwächen zu vergeben.
    Und Zamorra hatte nichts außer Plattitüden dazu sagen können, weil er sie nicht gut genug kannte, um ihr wirklich zu helfen.
    Auch das bedauerte er, als er mit ihrem toten, aber doch lebenden Körper die Treppen zum Hauptportal des Palasts hinunterging.
    Er sah, wie der Priester sich umdrehte und ihn mit einer Mischung aus Sorge und Freude betrachtete, Zamorra blieb stehen.
    Glohymyn ging auf ihn zu, blieb aber am Fuße der Treppe stehen.
    »Ist sie tot?«, fragte er misstrauisch.
    »Nein, noch nicht.«
    Wie zur Bestätigung bewegte sich der Körper auf seinen Armen. Der Priester stieg die Stufen empor und schüttelte den Kopf.
    »Sie hat es sich schwerer gemacht, als ich wollte. Es sollte ein kurzer, schmerzloser Tod sein, nicht dieser lange Kampf. Was hat sie auf deine Bitte gesagt?«
    »Sie ist einverstanden«, sagte Zamorra ruhig.
    Glohymyn lächelte. »Tatsächlich? Dann sollte ich wohl besser keine Zeit verlieren.«
    Er griff nach Nefirs Kopf und presste seine Hände gegen ihre Schläfen. Angewidert beobachtete Zamorra, wie er sich über ihren Mund beugte und zu saugen begann. Der Körper der Kriegerin zuckte, als die Kraft aus ihr herausgezogen wurde. Wie ein blauer Strahl glitt sie in den Mund des Priesters.
    Nach einem Augenblick war alles vorbei.
    Nefirs Körper erschlaffte.
    Glohymyn ließ sie los und trat einen Schritt zurück.
    »Jetzt ist sie tot«, sagte er zufrieden und wischte sich über den Mund, als habe er gerade eine besonders gute Mahlzeit beendet. Er strahlte eine mächtige Aura aus, war von der Kraft bis zum Bersten erfüllt.
    Zamorra legte den reglosen Körper auf den Treppenstufen ab und sah dem Priester an.
    »Was ist mit Nicole?«, fragte er.
    Glohymyn nickte. »Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Du hast deinen Teil des Handels erfüllt, nun erfülle ich meinen.«
    Er schnippte mit den Fingern, wohl nur wegen des Effekts, denn bei einem geistigen Befehl war die Geste völlig unnötig.
    Im gleichen Moment erschien Nicole auf der Treppe und sank sofort in sich zusammen. Zamorra sprang zu ihr und konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie mit dem Kopf auf den steinernen Stufen aufschlug.
    Sie war voller Schlamm und nicht bei Bewusstsein, aber sie lebte.
    Erleichtert schloss Zamorra sie in seine Arme.
    Der erste Teil des Plans war aufgegangen.
    »Und jetzt«, sagte der Priester stolz, »heiße ich dich willkommen in meiner Welt!«
    ***
    Alles veränderte sich.
    Die Stadt war von prallem Leben erfüllt. Menschen und Magische schlenderten über die sonnendurchfluteten Straßen, drängten sich an den Marktständen, die sich unter der Last der dargebotenen Waren bogen, oder saßen, in Kartenspiele vertieft, vor kleinen Tavernen.
    Wäre nicht das stumpfsinnige Grinsen gewesen, das jedes Gesicht wie eine Maske erschienen ließ, man hätte glauben können, die Normalität sei nach San Lirri zurückgekehrt.
    Der Priester spürte, wie die Kraft ihn durchströmte. Ein ungeheures Triumphgefühl stieg in ihm auf, als er sich zwischen seinen Untertanen bewegte, von denen jeder Einzelne ganz und gar unter seiner Kontrolle stand.
    Keine Gewalt, keine Diskussionen, kein eigener Wille - San gehörte Glohymyn.
    Der Priester stieg die Stufen zum Palast empor und sah sich nach Zamorra und Nicole um, die eng umschlungen hinter ihm gingen. Die Frau wirkte etwas desorientiert, was Glohymyn ihrer Todeserfahrung und der plötzlichen Rettung zuschrieb.
    »Seht ihr«, sagte er triumphierend, »der Hass ist aus der Welt verschwunden. Alles ist friedlich. Wollt ihr wirklich gegen dieses Paradies kämpfen?«
    Zamorra antwortete nicht, sondern ging wortlos zu einem Soldaten, der am Eingang stand. Er holte aus und verpasste dem Mann eine schallende Ohrfeige. Der Priester hob überrascht die Augenbrauen und bemerkte, dass auch Zamorras Gefährtin ihn ungläubig ansah.
    »Aua«, sagte der Soldat und rieb sich die schmerzende Wange. Dann kehrte das stumpfe Grinsen in sein Gesicht zurück.
    »Entschuldige bitte - und sieh's einfach als Berufsrisiko, wenn du willst«, sagte Zamorra und drehte sich dann zu Glohymyn um. »Das ist kein Paradies. Du hast aus den Wesen auf diesem Planeten eine Herde von Schafen gemacht!«
    »Vielleicht, aber es ist zumindest eine glückliche Schafherde.«
    Der Priester verstand nicht, warum Zamorra nicht akzeptieren wollte, dass er nur das Beste für San wollte. Er hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher