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0689 - Draculas Blutuhr

0689 - Draculas Blutuhr

Titel: 0689 - Draculas Blutuhr
Autoren: Jason Dark
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der Geifer bei einem Werwolf…
    ***
    Ich kämpfte verzweifelt.
    Nicht mit körperlichen Kräften und auch nicht gegen physischen Angriff, nein, es musste einfach auf einem anderen Weg gehen, denn dieser Kampf spielte sich auf mentaler Ebene ab.
    Er fand in den Gehirnen statt, es war eine Auseinandersetzung zwischen ihm und mir.
    Wo er war, wusste ich nicht. Vielleicht in einer anderen Welt, einer anderen Dimension. Möglicherweise auch in meiner Nähe, bei Mallmann wusste man es nie.
    Ich lag noch immer auf dem Rücken. In meinem Kopf tobten die gegensätzlichen Kräfte wie ein gewaltiges Gewitter, begleitet von Orkanböen, einem bösartigen Sturm, der mein eigenes Ich einfach hinwegfegen wollte.
    Noch hielt ich dagegen!
    Aber die Macht des Vampirs drückte immer tiefer. Die Uhr an meinem linken Handgelenk war zu einer Quelle des Bösen geworden. Ich wollte sie weghaben, sie entfernen.. Dass es mir gelang, den linken Arm zu heben, empfand ich als ein kleines Wunder. Ich konnte ihn auch anziehen und die Uhr so in mein Sichtfeld bringen.
    Nicht nur sie sah ich, sondern auch meine linke Hand.
    War sie das noch?
    Die Finger, der Handrücken, sie hatten eine andere Farbe angenommen, sie waren grau wie helle Asche geworden, als wäre ich schon längst zu einem Vampir geworden.
    Ich wollte die Finger bewegen. Diesen Befehl gab mein Gehirn, doch die Hand gehorchte mir nicht.
    Stattdessen durchtoste meinen Kopf ein schriller Ruf. Es war ein Schrei, wie ihn ein Mensch kaum ausstieß. Ein grässlicher Jubelruf des Dämons Mallmann.
    Hatte er gewonnen?
    Noch immer spürte ich den Geschmack des alten, stockigen Blutes in meinem Mund. Das Würgen war einfach nicht abzustellen, ich bildete mir es auch nicht ein. Da befand sich etwas in meinem Mund.
    Ich spie es aus.
    Wie Seifenschaum quoll es vor meinen Lippen, aber es bekam Nachschub, der Druck verstärkte sich. Ich wollte nach meinem Kreuz schreien und versuchen, es zu aktivieren, Hilfe zu holen, aber dieses Vorhaben misslang, da mich Mallmann voll und ganz beherrschte.
    Er war mein Meister, er war der Herr über Leben, Tod und den blutigen Schrecken.
    Und dann erschien der Schatten. Er war groß, wuchtig, er hatte auch ein Gesicht.
    Suko!
    Der Inspektor stand über mir. In seinen Augen las ich die Angst, und er tat genau das Richtige, denn mit einem Blick hatte er die Gefahr erkannt.
    Er riss mir die Uhr vom Arm!
    Sofort war alles anders. Da schien jemand eine Decke weggezogen zu haben, die alles andere bisher verdeckte. Ich sah klar, die Nässe vor meinen Lippen blieb, die Stimme des Blutsaugers war aus meinem Hirn verschwunden, und auch die normale Haut bildete sich wieder zurück.
    Suko hatte die Uhr auf den Boden gelegt. Der rechte Fuß schwebte bereits über dem Zifferblatt. Er wollte das Ding zertreten wie einen Wurm.
    Der Absatz landete wuchtig auf dem Glas.
    Nichts passierte. Sie zersplitterte nicht. Das Glas wohl, aber nicht der Stein.
    Er hielt, ich hörte Suko fluchen und rollte mich schwerfällig auf die Seite. Dabei tastete ich nach dem Kreuz. Ich musste es nehmen, nur so sah ich die Chance.
    »Nimm es!«, keuchte ich. »Nimm es…«
    Suko griff zu. Er zerrte es mir aus der Hand - und er setzte es gegen die Blutuhr ein.
    Kreuz gegen den Stein.
    Gut gegen Böse!
    Wer gewann?
    Ich hörte einen Schrei, Suko hörte ihn. Der Schrei war aus der Uhr gedrungen, wo das Gesicht des Vampirs verschwand und sich dabei in einen farbigen Brei verwandelte.
    Dann zersprühte der Rest des Blutsteins vor unseren Augen. Er wurde nicht flüssig, er verdampfte zu einer rötlichen Wolke, die wie ein Blutschleier durch den Raum trieb, bevor sie sich auflöste und nichts mehr zu sehen war.
    Wir hatten es geschafft. Es war ein gutes Gefühl. Und trotzdem blieb ich liegen…
    ***
    Eine halbe Stunde später war ich wieder okay. Gemeinsam warteten wir auf Amelia Astor.
    Aber sie kam nicht.
    Stattdessen stürzte der Feuerwehrmann in die Garderobe, bleich wie eine Kalkwand.
    »Was ist geschehen?« Suko sprang auf.
    »Sie sind doch Polizist…«
    »Ja, wir beide.«
    »Ein Selbstmord, glaube ich. Der Star der Truppe. Miss Astor hat sich von einem Aufbau im Finale auf die Bühne gestürzt. Ich weiß nicht, ob ihr noch zu helfen ist.«
    Wir schauten uns kaum an und rannten los. Der Vorhang war geschlossen, im Zuschauerraum staute sich die Hektik, und wir sahen den Körper der Tänzerin flach auf den Brettern liegen.
    Sie war nicht tot, sie lebte noch, aber sie würde sich nie mehr so bewegen können
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