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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult
Autoren: Jason Dark
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Frauen hockten auf Stühlen vor den grauen Fassaden der Häuser und sprachen miteinander.
    Alle Rassen waren vertreten, aber kaum ein Weißer hatte sich in diesen Block verirrt, der auch das Grab genannt wurde. Oft genug eskalierten die Emotionen, da kam es dann zu Schlägereien und harten Auseinandersetzungen. Am Himmel sahen die Wolken aus wie Blei.
    Alles war normal, nichts wies auf eine tödliche Gefahr hin. Poleno fragte sich, ob sein Vater sich die Furcht vor dem Killer nicht doch eingebildet hatte.
    Er hatte es nicht.
    Der Schatten war so plötzlich da, daß Poleno nicht einmal erfassen konnte, aus welch einer Richtung er erschien.
    Vielleicht von unten oder von oben, es war beides möglich. Jedenfalls tanzte er plötzlich über die Scheibe hinweg, und zwar so langsam, daß Poleno erkennen konnte, um wen es sich dabei handelte.
    Es war der Schwarze Prinz, der urplötzlich stoppte und so aussah, als hätte man ihn gegen das Glas geklebt. Er hatte eine schiefe Haltung eingenommen, den rechten Arm leicht angewinkelt und ihn dann gestreckt. Aus seiner rechten Faust allerdings schaute etwas Langes, sehr Gefährliches hervor.
    Das Schwert mit der Säge.
    Einen Moment später brach die Scheibe auseinander, und der Schwarze Prinz war da!
    ***
    »Der Ausdruck oder der Begriff stimmt genau«, sagte Suko, als ich den Wagen stoppte.
    »Was meinst du damit?«
    »Nennen sie diese Blocks nicht das Grab?«
    »Ach so, ja. Da hast du recht.« Ich blieb noch sitzen, duckte mich und schaute über das Lenkrad hinweg gegen die breite Mauer mit den viereckigen Öffnungen, die stets dieselben Ausmaße besaßen und so schrecklich uniform wirkten.
    Unsere Ankunft war bemerkt worden. Zahlreiche Kinder näherten sich dem Rover. Nicht sehr schnell, eher zögernd, als müßten sie uns erst beschnuppern. Es kam nicht oft vor, daß Fremde kamen und in diese Welt einbrachen.
    In den zumeist großen, dunklen Augen der Kinder stand das Mißtrauen, das auch später, wenn sie erwachsen waren, nicht weichen würde. Allem Fremden trauten sie nicht.
    Ich lächelte sie an.
    Ein Junge trat vor. »Wo wollt ihr hin?«
    »Zu den Kulanis.«
    »Ihr seid Bullen, nicht?«
    »Woher weißt du das?«
    Er legte den Kopf schief, deutete auf den Wagen. »Das ist ein Bullenauto. Ich sehe es.«
    »Ja, du hast recht.«
    Er zog sich zurück und schrie so laut, daß es beinahe alle hören konnten. »Da sind Bullen gekommen!«
    »Die mögen uns nicht«, meinte Suko.
    Ich hob die Schultern. »Kannst du ihnen einen Vorwurf machen?«
    »Kaum.«
    »Ich auch nicht.«
    Die Haustür bestand aus Metall. Ich schüttelte den Kopf, als ich das sah. Wie bei einem Knast, dachte ich. Aber etwas anderes als ein besserer Knast war dies auch nicht. Ein schreckliches Monstrum, das man hier hochgezogen hatte.
    Niemand redete ein Wort. Die Zuschauer starrten uns schweigend hinterher, als wir auf den Eingang zuschritten. Hilfe würden wir nicht erwarten können, wenn es hart auf hart kam.
    Jemand hatte einen Holzkeil unter die Tür geschoben, damit sie nicht zufiel.
    Wir traten über die Schwelle in die Düsternis des Hauses, die uns schluckte wie ein Rachen.
    Der Geruch war uns fremd. Hier wurde asiatisch oder afrikanisch gekocht. Dementsprechend verteilten sich die Gerüche zu einem undefinierbaren Mischmasch.
    Ich ging weiter und wußte Suko einen Schritt hinter mir. Unter unseren Füßen knirschte es. Manchmal waren es sogar Glassplitter, die wir zermalmten.
    Ein Klingelbrett hatten wir nicht gesehen, wo irgendwelche Namen aufgeführt worden waren. Wir mußten uns auf die Auskünfte der Hausbewohner verlassen.
    Aus einem Türspalt schaute das Gesicht einer dunkelhäutigen Frau. Ringe schaukelten an ihren Ohrläppchen.
    Ich blieb stehen, nickte ihr zu und lächelte. Sie zögerte damit, die Tür ins Schloß zu werfen.
    »Pardon, aber ich hoffe, daß Sie uns helfen können…«
    »Bullen?« Ihre Stimme klang rauh, beinahe böse, und sie schüttelte sich dabei.
    Ich reichte ihr einen Schein.
    »Was wollt ihr wissen?«
    »Die Kulanis. Wo finden wir sie?« Ein Finger erschien. Er deutete den Gang durch. »Letzte Tür«, sagte sie, bevor sie verschwand.
    Suko nickte. »Hoffentlich hat sie uns nicht belogen.«
    In den Gang fiel kein Tageslicht. Unter der Decke brannten Leuchtstoffröhren. Sie waren alle in Ordnung. Vor der bezeichneten Tür blieben wir stehen, ohne einen Namen zu entdecken. Das war nichts Besonderes, auch die anderen Türen wiesen auf keinen der Bewohner hin.
    Es gab auch keine
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