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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult
Autoren: Jason Dark
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nicht darüber. Betreten senkten sie der Reihe nach ihre Blicke.
    Nur Shida ballte die Hände zu Fäusten. Sie wollte sich einfach nicht mit den Tatsachen abfinden. In ihrem Leben hatte sie immer gekämpft, es war nie leicht gewesen, und es hatte sehr lange gedauert, bis sie akzeptiert worden war.
    »Gibt es denn keine Chance für uns? Keine Möglichkeit? Sind wir ihm schutzlos ausgeliefert? Ihm und seinen Helfern von denen er sprach. Wir haben es ja gehört.«
    »Was wäre denn, wenn ich eine Chance sehen würde? Eine sehr kleine…«
    Mit dieser Frage hatte der Mann seine Kinder angeschaut. »Das gibt es doch nicht!« flüsterte Rastu.
    »Du… du weißt einen Weg?«
    »Es könnte sein.«
    »Und welchen?«
    Bogan Kulani gab keine Antwort. Er drehte sich um und ging zu seinem Schreibtisch. Gelassen zog er die Schublade auf, aber die drei erwachsenen Kinder spürten schon, was in seinem Innern brodelte. Die Ruhe war nur gespielt.
    Die Lade knarrte, als er sie öffnete und mit der rechten Hand hineingriff. Niemand konnte sehen, was er umfaßte. Als er die Hand wieder hervorzog, hielt er die Puppe fest, aus deren Brust die Nägel schauten. Er drehte sie mit denn Gesicht zu sich, schaute ihr in die Augen und nickte. »Das kann die Chance sein.«
    Shida begriff als erste. »Eine Voodoo-Puppe?« Sie dachte besonders an die Nägel.
    »So ähnlich. Ich mußte einen Gegenzauber aufbauen, um den anderen legalisieren zu können.«
    »Schaffst du das denn?«
    »Das weiß ich nicht. Ich hoffe es. Ich habe mich an die alten Stücke erinnert, die in der Heimat gespielt wurden. Es gab da eine Zauberin, die auf der Seite der Guten stand. Sie half mit ihrer Kraft, in dem sie den Zauber umdrehte, damit er sich gegen den anderen wenden konnte. Das steht fest.«
    »Wie groß sind die Chancen?« erkundigte sich Rastu. Auch seine Stimme klang nicht mehr so glatt.
    »Das kann ich nicht sagen. Es ist mein erster Versuch. Ich habe niemals zuvor einen durchgeführt.«
    Er schaute über die Puppe hinweg, dann drehte er sie um.
    Drei Augenpaare schauten auf den hölzernen Gegenstand, sahen die langen Nägel aus der Brust ragen und hörten, wie ihnen geraten wurde, sich auf das Gesicht zu konzentrieren.
    »Es ist wichtig«, erklärte Bogan. »Das Gesicht allein zählt, denn es sind die Züge Konda Kulanis. Ja, so sieht mein Bruder aus. So und nicht anders.«
    Sie zögerten noch, dann machte Rastu den Anfang und ging auf seinen Vater zu.
    »Es ist kaum zu fassen. So hat er ausgesehen?«
    »Ich hoffe es.«
    »Die Haare und…«
    »Es ist ein besonderes Haar. Ich habe es aus Java mitgebracht und es lange aufbewahrt. Es soll die Gegenmagie in den Körper transportieren. Ich weiß, daß in der Geschichte die gute Seite letztendlich siegt. Aber das ist nur geschrieben. Ob es auch der Realität entspricht, kann ich euch nicht sagen.«
    Rastu wollte die Puppe anfassen, doch Bogan entzog sie ihm. »Nein, nicht du. Ich werde gehen.«
    »Und wohin?« fragte Poleno.
    Bogan lächelte schmal. »Ich möchte ihn auf meine Spur locken. Er soll weg von euch, versteht ihr? Ich werde in den Keller gehen. Seine Gänge sind wie ein Labyrinth. Damit hoffe ich, ihn von euch weglocken zu können.«
    »Und wenn du es nicht schaffst?«
    Er lächelte schmerzlich, gab keine Antwort und ging einfach aus dem Zimmer.
    Zurück blieben eine Frau und zwei Männer, die wie Statuen auf ihren Plätzen standen, entsetzt waren und kaum sprechen konnten. Jeder von ihnen hatte einen dicken Kloß im Hals sitzen, der einfach nicht weichen wollte.
    Auch die Männer spürten den Druck der Tränen, doch sie rissen sich ebenso zusammen wie ihre Schwester Shida, die den Kopf schüttelte und fragte, ob alles ein Traum gewesen war.
    »Nein«, sagte Rastu. »Der Tod unseres Bruders Fahran ist kein Traum gewesen, sondern blutige Realität. Irgendwann wird die Polizei auch uns gefunden haben und hier erscheinen. Dann müssen wir uns darüber einig sein, was wir ihr sagen.«
    »Ich bin dafür, daß wir ihm helfen«, sagte Shida. »Wir können ihn nicht allein gehen lassen.«
    »Wie helfen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Eben.«
    Poleno hatte sich abgedreht. Gedankenverloren schaute er auf das Fenster. Draußen war die Sonne verschwunden. Er ging hin und zog die Vorhänge auf.
    Gedämpftes Licht sickerte durch die Scheibe. Er schaute in einen grauen Hof, wo die breiten Betonplatten bereits Risse bekommen hatten. Kein schöner Anblick.
    Kinder spielten, Jugendliche jagten sich gegenseitig.
    Männer und
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