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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult
Autoren: Jason Dark
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Grinsen, auch aus den Augen verschwand die Furcht vor der nahen Zukunft.
    »Hör zu, Bogan, hör jetzt genau zu! Es ist nicht so, wie du denkst. Nein, so ist es nicht. Ich habe noch den Schwarzen Prinzen und den Scherenmann. Beide sind oben und töten deine Kinder. Ja, vernichten deine Brut, und du kannst nichts dagegen tun. Lauf hin, Bruder. Versuche doch, ihnen zu helfen. Los, renn!«
    »Ich will dich!«
    »Und du läßt sie sterben?«
    »Nein.«
    »Dann geh!« brüllte Konda.
    »Vielleicht sterben sie nicht. Vielleicht werden sie gerettet? Ich werde später gehen, erst…«
    Er konnte nicht mehr weitersprechen, denn plötzlich überwand der Schatten seine Erstarrung.
    Auf einmal war er da.
    Und er schlug zu.
    Konda kreischte in wilder Vorfreude, sein Gesicht hatte nichts Menschliches mehr an sich, es war nur noch eine Fratze. Er freute sich - und er freute sich zu früh.
    Da war die Puppe, in der die Kraft der alten Zauberin steckte. Und diesen Gegenstand hob Bogan an.
    Die Sense zischte ihm entgegen. Es war ein böses Geräusch, das er hörte, als hätte ein schrecklicher Dämon seinen Atem ausgestoßen. Es fiel Bogan schwer, auf der Stelle stehenzubleiben, aber er riß sich zusammen und verließ sich auf die Kräfte der längst verstorbenen Zauberin Ki-Laana. Die Sense traf.
    Für einen Moment spürte Bogan die Wucht dieser Waffe, als sie gegen die Figur hämmerte. Sie schabte auch über einen der Nägel hinweg, die als Transporter einer alten Kraft galten, und die Nägel bogen sich unter dem Druck der Klinge zusammen.
    Aber sie brachen nicht.
    Das scharfe Innenblatt erwischte die Figur, riß dort einen harten Streifen hinein, fetzte das Holz ab, kleine Splitter segelten zu Boden, und ein schrecklicher Schrei erklang.
    Er echote durch den Keller. Ein Fremder hätte nicht gewußt, wer ihn ausgestoßen hätte, aber es war nicht Bogan, sondern sein Bruder.
    Ihn hatte es erwischt.
    Die Wunde zeigte sich nicht nur in der Figur, sie malte sich auch auf seinem Körper ab.
    Er und seine Schatten-Marionetten standen in einer magischen Symbiose zueinander. Beide konnten nur existieren, wenn auch der andere lebte, und so spürte er die Schmerzen.
    Der alte Wayang-Kult, den er wieder ins Leben gerufen hatte, richtete sich nur gegen ihn.
    Breitbeinig blieb er stehen, um sich überhaupt noch auf den Beinen halten zu können.
    Dann schwankte er.
    Mal kippte er nach rechts, im nächsten Augenblick nach links. Aus seiner Brustwände floß Blut. Er winkelte seinen rechten Arm an und brachte die Hand dorthin, wo der Griff der Machete aus dem Gürtel hervorschaute.
    Die Finger umklammerten ihn wie einen letzten Rettungsanker. Bogan fragte: »Wird es reichen…?«
    Er schaute dann nach rechts, wo der Sensenmann tanzte. Er bewegte sich dermaßen zuckend, als wären mehrere Kräfte dabei, ihn auseinanderzureißen.
    Plötzlich krümmte er sich zusammen, fiel ineinander und landete mit einem splitternden Geräusch am Boden.
    Es war aus.
    Es gab ihn nicht mehr, die Kraft der alten Zauberin hatte den bösen Kult vernichtet.
    Konda schaute gebückt auf ihn herab. Sein Blick war voller Unglaube. Er konnte es einfach nicht fassen. Daß er sich auf der Verliererstraße befand, war unbegreiflich.
    Und er sah seinen Bruder näher kommen. Bogan umschritt die Kerzen, und Konda tat nichts dagegen.
    Dann griff Bogan zu.
    Er umfaßte den Kragen seines Bruders, als wäre es das Fell eines Kaninchens. Er zerrte ihn zur Seite. Aus der Wunde rann noch immer das Blut und hinterließ auf dem Boden eine Spur.
    Darum kümmerte sich Bogan nicht.
    »Ich bringe dich nach oben!« flüsterte er. »Ja, ich werde dich nach oben bringen. Zu meinen Kindern, damit sie ihren Onkel sehen und erkennen können, was aus ihm geworden ist.«
    Konda hatte noch nicht aufgegeben.
    »Hör doch auf!« keuchte er. »Was willst du denn? Sie sind tot…«
    »Wir werden sehen.« Er stieß ihn vor, und es machte ihm nicht einmal etwas aus, einen Verletzten so zu behandeln.
    Konda taumelte gegen einen der Spülbottiche. Er drehte sich um, ohne die Stütze zu verlassen. Aus blutunterlaufenen Augen schaute er in den trüben Gang.
    Und von dort kamen die Schatten.
    Ein irres Lachen gellte aus Kondas Mund. »Jetzt wirst du vernichtet!« brüllte er.
    Auch Bogan hatte erkannt, was da geschehen war. Er sah die beiden Helfer wie irre Fledermäuse unter dem Licht herhuschen, denn so ähnlich bewegten sie ihre Gliedmaßen.
    Nein, nicht alle.
    Zerstückelt kamen sie an.
    Ein Arm und ein Schwert
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