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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult
Autoren: Jason Dark
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gehen, Bruder, und denke daran, daß du keine Chance mehr hast.«
    Bogan Kulani war geschockt. Er hoffte nur, daß man ihm dies nicht ansah. Er schaute betreten zu Boden, seine Lippen zuckten, er holte durch die Nase Luft. Für einen Augenblick hatte er den Eindruck, als würde sich alles im Keller bewegen. Der Boden, die Wände, selbst die Decke warf Wellen.
    »Du sagst nichts, Bruder…«
    Bogan fing sich wieder. Er atmete so scharf aus, daß die Flammen flackerten. Unheimliche Schattenmuster entstanden. »Ich bin gekommen, um es auszutragen, Konda. Wenn ich dich um eines bitten möchte, dann laß nicht zuviel Zeit vergehen.«
    Konda nickte. Er stand auf, griff dabei hinter sich und nahm eine Scherenschnitt-Figur hoch, die bisher hinter seinem Rücken auf dem Boden gelegen hatte. Sie steckte auf einem Stab, und Bogan erschrak, als er sie sah.
    Er kannte die Figur aus den alten Spielen. Sie war das Gerippe, sie war der Tod, und sie war mit einer Sense bewaffnet. Er hielt sie mit beiden Händen, und als Konda den Stab bewegte und dabei an dünnen Bändern zog, geriet sie in hektische, zuckende Bewegungen. »Kennst du sie? Kennst du ihn, den Tod, Bruder?«
    »Ja!« erwiderte Bogan rauh. »Er wird dich holen!«
    »Ich weiß.«
    Konda bewegte die dünnen Fäden. Dabei drehte er die Puppe, so daß sie aussah, als würde sie mit einem makabren Totentanz beginnen. Sie warf zudem im Licht der Kerzen einen großen Schatten, der über die Wand hinter Konda hinweghuschte.
    »Nun, ist das ein Spiel?«
    »Was willst du?«
    »Das!« schrie Konda, ließ die Puppe los und schleuderte sie gleichzeitig gegen seinen Bruder.
    Der reagierte reflexhaft. Damit der Stab nicht gegen sein Gesicht prallte, griff er blitzschnell zu und fing sie mit der rechten Hand auf. Er schloß die Faust darum, hörte am Lachen seines Bruders, daß dieser sich dies gewünscht hatte.
    »Schau hin, Bogan!«
    Der hob den Blick.
    Seine Augen weiteten sich. Er war abgelenkt gewesen und hatte nicht gesehen, wie sich die Figur vom Stab löste. Jedenfalls war sie nicht mehr vorhanden.
    Wo steckte sie?
    Bogan schleuderte den Stab weg. Sein Bruder kicherte schrill, als er sich drehte und den Arm ausstreckte.
    »Da, die Wand!«
    Bogan Kulani schaute hin.
    Der Schatten war gewachsen.
    Aber das zählte nicht so sehr. Etwas anderes war viel schlimmer. Er lebte sogar, und er griff an.
    Er löste sich von der Wand, ein zweidimensionales Wesen, das zur festen Gestalt wurde, wenn es tötete.
    Und nichts anderes hatte es vor…
    ***
    Wir sprangen in die Wohnung, aber wir waren vorsichtig. Noch in der Bewegung hatten wir unsere Waffen gezogen. Die Mündungen wiesen zur Decke. Wir würden innerhalb eines Wimpernschlags die Beretta senken, zielen und schießen können.
    Suko war nach rechts weggehuscht, ich nach links. Beide waren wir in die Hocke gegangen. Die Arme fielen herab, die Mündungen wiesen in den Raum.
    Es war ein großes Zimmer, in dem sich alles abspielte. Normalerweise das Leben der Familie, jetzt aber das Grauen, denn zwei Männer befanden sich in einer tödlichen Gefahr, weil sie von Schattenwesen attackiert wurden.
    Was ich hier so lange erzähle, dauerte nur Sekunden, in denen ich meine Eindrücke sammelte. Sie prallten alle auf einmal auf mich nieder, sie waren wie ein Sturmwind, aus dem sich eine torkelnde Gestalt hervorschälte, die von einem killenden Schattenmonster verfolgt wurde.
    Es hatte schon mit seinem Schwert oder Degen zugeschlagen und den Mann gezeichnet. Sein Gesicht zeigte Blutstreifen, die Kleidung war an der linken Seite zerfetzt. Auf den Rücken rann ebenfalls das Blut und klebte sogar in den Haaren.
    Daß der junge Mann sich noch auf den Beinen hielt, glich einem kleinen Wunder.
    Ohne es zu wollen - aufnahmefähig war er nicht mehr - lief er genau in meine Richtung.
    Ich wußte nicht, wie ich dem lebenden Schatten entwischen sollte, aber ich sprang nicht ihm entgegen, sondern dem Mann. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine heftige Bewegung wahr und bekam mit, daß Suko sich zurückzog.
    Den Grund wußte ich nicht. Außerdem mußte ich mich um meinen Schützling kümmern.
    Ich bekam ihn zu fassen und wuchtete ihn zur Seite. Er fiel mit der Schulter gegen die Wand, dann brach er zusammen.
    Der Schatten schlug zu.
    Die Klinge hätte den Rücken getroffen, so aber wischte sie ins Leere und dabei verflucht nah an meinem Gesicht vorbei. Dies wiederum bewies mir, in welch einer tödlichen Gefahr ich mich befand.
    Ich tauchte unter, rollte mich über
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