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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult
Autoren: Jason Dark
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wäre der Schwarze Prinz bereits bei ihm gewesen, um ihn hinzuzerren in sein Reich.
    So dumpf, so dunkel, so anders…
    Eine Unterwelt, ein Hades, eine Jigoku, eine Grube…
    Im Mund spürte er einen Geschmack wie von Holzkohle. Die Lampe an der Decke brannte müde.
    Manchmal bewegte sie sich auch, aber das bildete er sich nur ein.
    Er schaffte es kaum, sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn zu wischen. Nun fing die Wunde auch wieder an zu brennen und dieser Schmerz pflanzte sich weiter fort.
    Ein feines Geräusch schreckte ihn trotzdem auf. Es hatte sich angehört wie ein Quietschen, als wäre jemand mit einer Daumenkippe über Glas hinweggefahren.
    Wieso?
    Er schaute zum Fenster. Aus dieser Richtung war das Geräusch gekommen, und er hatte Angst vor dem Rechteck. Es kam ihm vor wie ein böses Tor, hinter dem ein Feind aus uralten Zeiten lauerte.
    War das so?
    Das. Quietschen wiederholte sich.
    Diesmal aus einer anderen Ecke des Zimmers. Kulani mußte sich drehen, um dort hinschauen zu können.
    Er richtete seinen Blick gegen das Fußende des Betts, und genau dort tanzte der Schatten.
    Im Nu packte ihn das Entsetzen, der Atem stockte. Er hatte das Gefühl, Elektroden in den Ohrlöchern stecken zu haben, damit der Strom fließen konnte und dafür sorgte, daß sich seine Haare aufrichteten.
    Der Schatten zitterte über dem Bett. Er bewegte sich nicht hektisch, er sah aus wie ein schiefer, böser Hampelmann, der den Alpträumen eines Kindes entstiegen war.
    Kopf, Körper und Glieder waren vorhanden, aber der Kopf zeigte als Verlängerung ein Dreieck, als hätte man ihm eine Pyramide auf den Kopf gestellt.
    Oder eine Krone.
    Wie der Schwarze Prinz aus der Märchenwelt. Er wurde stets mit einer schwarzen Krone dargestellt.
    In den kleinen Theatern, wo mit den Scherenschnitt-Figuren die alten Märchenstücke nachgespielt wurden, war er nur so zu sehen.
    War es ein Schatten oder ein Scherenschnitt? Vielleicht kam - bei ihm beides zusammen, jedenfalls steckte ein böses Leben in ihm, und er war auch bewaffnet.
    In der rechten Hand hielt er das Sägeschwert mit der langen Klinge.
    Nicht echt, nur ein Schatten, ein Scherenschnitt, der durch Wände huschen konnte. Eine Halluzination, eine Einbildung der überreizten Nerven, das war lächerlich.
    Die Wunde in seinem Nacken war es nicht. Sie brannte nach wie vor und erinnerte Fahran an die fürchterliche Realität, die er hinter sich hatte.
    Das Grauen war zurückgekehrt. Einfach so, hineingedrungen in seine Wohnung, in sein Zimmer.
    Und es kam.
    Plötzlich schwebte der Schwarze Prinz schon über seinem Bett. Ein wahr gewordener Alptraum, ein Dämon, der mit seiner grauenhaften Präsenz zuschlug.
    Der Kopf nickte ihm zu.
    Ein Gesicht?
    Nein, eine Andeutung, ein Schnitt aus der dünnen Haut der Tiere. Dann getrocknet, bearbeitet, eingefärbt in den Farben Schwarz, Grau und einem leichten Braun.
    Das Gesicht doch mit Falten, mit Vertiefungen, mit einem bösen Maul, das offenstand.
    Das Fauchen fiel gegen Kulani, und das Grauen zwickte seinen Verstand.
    Der Tod war gekommen…
    Seine Geste wirkte hilflos, als er die Hände anhob. Er streckte sie dem Schwarzen Prinz bittend entgegen, er wußte nicht, was er getan hatte, um getötet zu werden.
    Das Sägeschwert fuhr in die Tiefe. Es beschrieb einen Halbkreis, es war auf einmal da.
    Der Schmerz war mörderisch.
    Kulani konnte nicht schreien. Er sah nur, daß er keine Hände mehr hatte. Bevor er dies richtig begriff und einen Schrei ausstoßen konnte, bewegte sich das Sägeschwert ein zweitesmal.
    Diesmal tiefer und länger gezogen, und sehr genau gezielt.
    Der Schrei des Mannes erstickte in der Kehle, vom eigenen Blut überschwemmt.
    Fahran Kulani starb, ohne zu wissen weshalb…
    ***
    Drei Tage war Tricia Black in London bei der Familie Conolly geblieben. Sheila und Bill hatten sich mit der New Yorkerin sehr viel Mühe gegeben, damit sie es schaffte, die Schrecken des letzten Falls zu vergessen und auch nicht mehr an das fürchterliche Ende ihres Verlobten dachte, der ein Kollege von Bill gewesen war.
    Zum Flughafen fuhr ich dann mit. Sie zitterte noch ein wenig, als sie daran dachte, daß sich vor wenigen Tagen hier das Finale des Falles abgespielt hatte und wir die beiden mächtigen Gegner Cigam und Stepanic hatten entkommen lassen müssen. Dafür war es uns gelungen, andere Menschen zu retten.
    »Hoffentlich passiert nichts«, wiederholte sie immer wieder und rührte dabei ihren Kaffee um.
    Wir beruhigten sie zu dritt und
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