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0688 - Der Einmann Krieg

Titel: 0688 - Der Einmann Krieg
Autoren: Unbekannt
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die nicht begreifen wollen, daß es kein Solares Imperium mehr gibt"
    „Fürchten Sie sich vor ihnen?"
    „Ich weiß nicht, Herr."
    „Vielleicht will man Sie morgen ermorden."
    „Ich bin ein unwichtiger Mann, Herr."
    „Niemand ist unwichtig, wenn es darum geht, dem Hetran der Milchstraße zu dienen."
    „Verzeihen Sie mir, Herr. Daran habe ich nicht gedacht."
    „Daran sollten Sie aber denken.
    Leticron ist der Große, der Sie beschützt und dem Sie dienen dürfen. Daß er lebt, ist ein Geschenk für Sie."
    „Ich danke ihm dafür, Herr."
    Die Stimme schwieg.
    Wazzer Jacintho spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Hatten seine Worte einen ironischen Beiklang gehabt? Er ahnte, daß seine Antworten genau analysiert werden würden. Er war Polit-Offizier und gehörte damit zu jenen Persönlichkeiten, die sich in den Dienst der Überschweren gestellt hatten, um die terranischen Gefangenen zu „überzeugen". Er sollte die Terraner zu geeigneten Sklaven für Leticron machen. Er sollte helfen, die Erinnerung an die große Tradition des Solaren Imperiums zu löschen. Er sollte sich bemühen, ihnen eine Vergangenheit glaubhaft zu machen, in der allein Leticron eine Rolle spielte.
    Seine Antworten und seine Reaktionen mußten stimmen.
    Waren sie - nach Ansicht der Kontrolleure - nicht in Ordnung, dann mußte er mit unangenehmen Konsequenzen rechnen.
    Fast eine Minute verstrich.
    „Wir wünschen Ihnen und Ihrer Gattin eine angenehme Nachtruhe", sagte die Stimme des Unbekannten dann endlich.
    Jacintho atmete auf.
    „Es ist schön, daß sie so gut auf uns aufpassen", sagte Fay seufzend. „Wazzer - ich fühle mich geborgen. Viele Jahre lang habe ich Angst gehabt. Das ist vorbei. Ich bin ganz ruhig geworden. Rhodans Politik kann uns nicht mehr schaden. Er ist nicht mehr. Der Unsterbliche ist gestorben."
    Er fühlte, daß seine Hände zu zittern begannen. Nur mit größter Mühe hielt er sich zurück. Er schob seine Hände in die Hosentaschen und setzte sich wieder. Am liebsten hätte er Fay den Mund verboten, aber sie plapperte weiter.
    Erschüttert erkannte er, daß bei ihr die Umformung voll gelungen war. Seine Anstrengungen, sie davor zu bewahren, waren gescheitert. Die Nachrichten waren zu Ende. Eine Sprecherin erschien im Bild. Es war eine Terranerin.
    „Kreuz-Vision bringt heute, abend einen Spielfilm", sagte sie freundlich lächelnd. „Es geht um den Handelsstützpunkt Elpath, über den der Springerpatriarch Erz Lol Pathon herrschte, und von dem aus er seine galaktischen Handelslinien aufgebaut hatte.
    Elpath lockte auf Grund seines unermeßlichen Reichtums terranische Flottenverbände an, die als Piraten getarnt auftraten.
    Zunächst erschien es so, als ob der Springerpatriarch machtlos gegen die Aktionen der Terraner sei. Aber dann wendete sich das Blatt."
    Die Ansagerin machte eine kleine Pause und fuhr mit bedeutungsvoller Betonung fort: „Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, daß dieser Film streng nach historischen Vorlagen gedreht wurde und in allen Einzelheiten der geschichtlichen Wahrheit entspricht."
    Wazzer Jacintho erhob sich. Er wußte was kam - ein gut gemachter Action-Film mit. geschickt verpackter Propaganda. In diesem Streifen würden die Terraner wieder einmal als brutale Eroberer hingestellt werden, denen es lediglich darauf ankam, das Lebenswerk anderer zu zerstören und schnell reich und mächtig zu werden. „Ich gehe noch etwas spazieren", sagte Jacintho. „Ich muß etwas frische Luft schnappen. Kommst du mit?"
    „Nein, ich möchte mir den Film ansehen. Willst du nicht wissen, wie Rhodans Informationsdienst uns über Jahrhunderte hinweg betrogen hat?"
    „Doch, sicher. Ich bin gleich zurück. Ich gehe nur für ein paar Minuten. Außerdem kannst du mir später erzählen, was passiert ist - ja ?"
    „Gern, Wazzer."
    Er verließ seine Wohnung. Ihm war, als befände er sich auf der Flucht.
     
    *
     
    Das Paradies-Center war belebt, wie an jedem Abend zu dieser Zeit. Ein heißer Wind wehte von Süden her. Er trocknete Haut und Kehlen aus. In den Bars und Restaurants herrschte Hochbetrieb. Männer und Frauen gaben die letzten Soli aus, die ihnen noch verblieben waren. Wazzer Jacintho fragte sich, wie lange der Solar wohl überhaupt noch eine anerkannte Währungseinheit bleiben würde. Der Kurs lag ohnehin auf einem Tiefstpunkt.
    Der Polit-Offizier wanderte an einigen Restaurants vorbei.
    Sobald er in die Nähe der Männer und Frauen an den Tischen kam, wurde es ruhig. Man sprach einfach
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