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0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen
Autoren: Jason Dark
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seiner Party kam und der keinen Namen besaß. Jedenfalls ist keiner überliefert worden. Man spricht nur von einem Apostel. Der erschien auf einem der Feste und wettete mit ihm, dass er den blutigen Boris töten würde. Der Graf hielt dagegen. Wenn er gewann, stellte ihm der Apostel sein Leben zur Verfügung. Für Barlow war dies eine Herausforderung. Er ging auf alles ein, auch darauf, dass der Apostel ihn in sein Haus lockte. Dort muss er ihn überlistet haben. In der Legende heißt es, er hätte ihm eine geweihte Hostie in den Wein gemengt und ihn somit geschwächt.«
    Wladimir hatte vor Aufregung einen roten Kopf bekommen. »Verdammt, weiter, was tat er dann?«
    »Er köpfte ihn!«
    Es wurde ruhig nach ihrer Antwort. Ich schluckte, mein russischer Freund ebenfalls.
    »Köpfen«, flüsterte Golenkow. »Das ist eine sichere Methode, wie ich finde.«
    »Wohl nicht bei ihm.«
    »Was sagt die Legende noch?« wollte ich wissen.
    »Dass der blutige Boris verschwunden war. Sein Körper und sein Kopf waren nicht mehr da, als der Apostel die Menschen holte, um ihnen zu beweisen, dass er die Wette gewonnen hatte. Man ging davon aus, dass jemand beides abgeholt hatte. Wer das gewesen ist, wusste keiner zu sagen. Aber fünfzig Jahre später tauchte der blutige Boris auf und holte sich den ersten Kopf.«
    »Von wem?«
    »Es war der Apostel, John!«
    Ich atmete scharf durch die Nase. Wladimir verzog die Lippen. Mit einer unsicheren Bewegung strich er über sein Haar, und Olga gab ihre Sitzhaltung auf. Sie drückte sich wieder vor.
    »Ja, das ist die Geschichte, die Legende vom blutigen Boris.«
    »Was ist mit den Hyänen?« wollte Wladimir wissen.
    »Sie waren seine Freunde. Andere halten sich Hunde, er hat es mit Hyänen versucht. Auch ein Zeichen, dass er dem Teufel und der Hölle sehr zugetan war. Sie waren seine Haustiere und bevölkerten sein Schloss. Bessere Wächter konnte er sich nicht wünschen. Außerdem sollen die Tiere auch Morde begangen haben.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, murmelte ich meine Zustimmung. Mir gingen andere Gedanken durch den Kopf. Irgend etwas stimmte da nicht. Bei mir hakte sich etwas fest.
    »Was ist, John?«
    »Las mich nachdenken, Towaritsch.« Mit einer Frage wandte ich mich an die Frau. »Was ist mit dem Schloss des Grafen? Steht es noch, oder wurde es zerstört?«
    »Es ist längst zerstört worden.«
    »Das dachte ich mir.« Ich schaute zwischen den beiden hindurch und fixierte einen Fleck an der Tapete. »Der blutige Boris wurde nicht in seinem Schloss geköpft.«
    »Richtig.«
    »Wo dann?«
    Olga zwinkerte, als sie mich anschaute. »Im Haus dieses Apostels, nehme ich an.«
    »Gut.« Ich lächelte und setzte mich bequemer hin. »Es fragt sich nur, wo ich oder wir das Haus finden können. Gibt es diesen Platz vielleicht noch?«
    »Nein, das ist auch zerstört worden. In der Legende heißt es, dass ein anderes Haus gebaut wurde. Und zwar an derselben Stelle, die seltsamerweise direkt an einen Friedhof grenzt.«
    Fast wäre Wladimir gegen die Decke geschnellt. »Was haben Sie da gesagt? An einem Friedhof?«
    »Ja, so erzählt man sich.«
    »Verdammt, dann kenne ich es.« Er schlug mit der Faust auf die Sessellehne. »In diesem Haus habe ich die letzte Nacht verbracht. Und auf dem Friedhof hat alles begonnen. Ich werde verrückt«, flüsterte er, »das kann doch nicht wahr sein. Das ist ja… nein… das ist beinahe schon unmöglich.«
    »Towaritsch«, sagte ich leise. »Ich glaube jetzt, dass ich weiß, wohin uns unser Weg führen wird. Ich bin mir beinahe sicher, dass wir den blutigen Boris dort finden werden.«
    Der KGB-Mann nickte. »Da kannst du sogar recht haben, John. Das wäre ja ein Hammer, das wäre…«
    Ich war bereits aufgestanden und hatte nach meiner Jacke gegriffen.
    »Was ist mit der Frau? Ist sie allein dort?«
    Er nickte, und sein Gesicht blieb dabei starr.
    Olga sprach aus, was wir dachten. »Der Kopf«, flüsterte sie, »er wird sich einen Kopf holen müssen. Fünfzig Jahre sind vorbei. Oh, mein Gott, die Frau…«
    Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht.
    ***
    Am Tage fühlte Jana Jaschin sich besser. Die Finsternis machte ihr Angst, doch in der kalten Wintersonne sah der Friedhof nicht mehr so unheimlich aus. Sie schien auch ihre Probleme vertrieben zu haben, so dass sie sich überwinden konnte, noch einmal das offene Grab zu besuchen, in dem ihr Mann lag.
    Es war für sie ein schwerer Gang. Irgendeine Kraft schien sie immer wieder zurückhalten zu wollen, denn ihre
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