Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
des Unheimlichen, die er in der Hand hielt und plötzlich schwang.
    Als sich die sechs Riemen verteilten, da fächerten sie wie schlangengleiche Feuerstrahlen auseinander, prallten auf den hölzernen Boden und wirbelten Funkenspuren in die Höhe.
    Er ging einen Schritt in das Haus hinein, dann erst folgten die Hyänen.
    Die verfluchten Tiere waren einfach nicht zu stoppen. Sie jagten mit gewaltigen Sprüngen in den Raum und verteilten sich blitzschnell. Zwei sprangen auf die Bank, eine Hyäne machte es sich auf dem Tisch bequem, die vierte blieb vor dem Kamin stehen, als wollte sie ihr mit Eiskrumen verkrustetes Fell wärmen, die fünfte und sechste begannen mit ihren Wanderungen durch den großen Raum.
    Sie alle hielten ihre Köpfe in eine bestimmte Richtung gedreht und starrten nur die Frau an.
    Jana war der schreckliche Mittelpunkt. Ihre Angst war wie eine innere Lähmung, selbst das Herz schlug nicht mehr normal. Es pumpte mal heftig, dann wieder langsamer. Der Tod war gekommen!
    Jana hob mit großer Mühe ihren Kopf, weil die den blutigen Boris ansehen wollte.
    Sein Gesicht war nicht mehr als eine kalkbleiche Fratze. Das Tuch, das er davor gebunden hatte und das gleichzeitig auch seinen Hals schützte, war verrutscht.
    Bleich wie ein totes Stück Baumstamm schimmerte auch sein Hals.
    Doch überdeutlich sah sie zwischen Kinn und dem Beginn des Brustbeins einen dicken roten Streifen, als hätte dort ein Messer hineingeschnitten, um eine Wunde zu hinterlassen, deren Blut irgendwann verkrustet und verklebt war.
    Ein furchtbarer Anblick, denn er stach einfach zu stark von dem bleichen Gesicht ab.
    Der blutige Boris kam näher. Seine Augen blinkten wie kalte Laternen, die rechte Hand mit der verfluchten Peitsche bewegte sich, und Jana konnte sich vorstellen, dass er diese Waffe nicht nur zum Spaß trug. Er würde auch damit umgehen können.
    Sie zitterte noch stärker - und hob unwillkürlich die Arme vor ihr Gesicht, als der Mann zuschlug.
    Die sechs Riemen pfiffen durch die Luft, fächerten auf und verstrahlten ein feuriges Licht. Dann sanken sie wieder zurück, legten sich zusammen, so dass sie eine Schnur bildeten.
    »Was willst du?« presste Jana hervor. »Meine Güte, ich habe dir nichts getan.«
    Sie hörte eine Antwort. Es war eine Stimme, aber die klang nicht normal.
    Sie erinnerte mehr an ein Kratzen, wie es aus uralten Radiolautsprechern drang, die keine Rauschunterdrückung besaßen. Die Frau musste schon sehr genau hinhören, um die Worte überhaupt verstehen zu können.
    »Ich hole mir meine Beute. Fünfzig Jahre ist es her. Jetzt bin ich wieder da…«
    Fünfzig Jahre!
    Trotz ihrer Todesfurcht fing Jana an, darüber nachzudenken. Da war irgend etwas, das mit den fünfzig Jahren zusammenhing. Sie wusste es sehr genau und…
    Der blutige Boris!
    Auf einmal fiel ihr die Geschichte ein. Die Menschen in Kwitsche erzählten sich oft davon. Je näher der Zeitpunkt der Rache rückte, um so stärker wurde ihre Angst.
    Er holte sich immer einen Kopf, hieß es. Und seine Begleiter waren die Hyänen.
    »Du bist…«
    Es waren die letzten beiden Worte, die Jana Jaschin in ihrem Leben gesprochen hatte.
    Boris Barlow schlug zu.
    Diesmal fächerten die Riemen nicht mehr auseinander. Sie blieben zusammen, bildeten dadurch eine dicke Schnur, und diese wiederum drehte sich mit tödlicher Präzision um den Hals der Frau.
    Jana spürte keinen Schmerz, und das war auch gut so. Sie hatte sich noch am Nachmittag gewünscht, bei ihrem Mann in einer anderen Welt sein zu können.
    Nie hätte sie gedacht, dass ihr dieser Wunsch so schnell erfüllt werden würde…
    ***
    Schafften wir es? Schafften wir es nicht?
    Uns trieb die Furcht um ein Menschenleben voran, und Wladimir Golenkow tat sein Bestes.
    Neben ihm saß Olga. Ich hatte mich in den schmalen Fond gedrückt.
    Über unseren Köpfen flatterte die aufgerissene Plane wie eine zerfetzte Fahne. Die eisige Kälte drang wie ein nie abreißender Schwall Wasser in den Wagen, überflutete uns und stach in die Gesichter, wobei sie es noch schaffte, die Augen mit Tränen zu füllen, denn sie ließ sich durch nichts aufhalten.
    Zum Glück war der Wagen mit Spikes ausgerüstet. So brauchte Wladimir auch bei glatten Stellen das Tempo nur wenig verringern, und wir kamen auch ohne große Schleuderpartien weiter. Gesprochen wurde nicht viel. Wenn doch, dann hörten Olga und ich den Fluch des Fahrers, denn auch Wladimir dauerte es einfach zu lange, bis wir das Ziel erreichten. Er wusste auch,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher