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0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen
Autoren: Jason Dark
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ging jetzt schneller. Wir folgten ihm, ich blieb bei Olga. Erst am Grab holten wir ihn ein.
    »Hast du eine Lampe, John?«
    »Ja.«
    Ich strahlte hinein. Wir erkannten das Furchtbare. Selbst das Blut war in dieser Kälte zu Eis geworden. Auf den Lachen schimmerte die helle Schicht.
    »Sein erstes Opfer, das er den Hyänen überlassen hat«, erklärte der Russe. »Ich gehe allmählich davon aus, dass er sich den Friedhof und das Haus als neuen Unterschlupf aussuchen will.«
    »Kann sein. Fragt sich nur, woher er zuvor gekommen ist.« Ich hoffte auf eine Antwort der Russin, die mich auch nicht enttäuschte.
    »Ich kann nur wiedergeben, was die Legende sagt. Dort heißt es, dass er in einem Zwischenreich lauert, wo er nicht richtig leben und ebenfalls nicht richtig sterben kann.«
    »Könnte stimmen.«
    »Hoffentlich hat er sich dahin nicht zurückgezogen«, befürchtete Wladimir.
    Nein, er hatte nicht.
    Wie auf ein geheimes Kommando hin, hörten wir plötzlich die klagenden Stimmen.
    Die Hyänen waren da.
    Sie jaulten aus verschiedenen Richtungen und links von uns erhob sich, wie aus dem tiefgefrorenen Boden kommend, die mächtige Gestalt des blutigen Boris.
    Sie wuchs und wuchs, sie schwebte, denn so groß hatte sie keiner von uns in Erinnerung.
    Ich blieb eiskalt, auch bei Wladimir hielt sich das Erschrecken in Grenzen.
    Anders bei Olga.
    »Das… das kann ich nicht glauben. Mein Gott, das ist furchtbar. Seht ihn euch an, schaut auf die Köpfe. Sie… sie haben Nachschub bekommen. Mein Gott…«
    Ihre Stimme erstickte, denn sie hatte den neuen Kopf gesehen, der über den anderen hing und der einer Frau namens Jana Jaschin gehörte…
    ***
    Ich bewunderte Olga, die trotz allem die Nerven behielt. Wahrscheinlich hatte sie eine bestimmte Schwelle überschritten und wusste, dass es nur noch vorangehen konnte. Es gab kein Zurück mehr, sie musste sich den Problemen stellen.
    Eine Oktave tiefer als gewöhnlich klang ihre Stimme, als sie sagte: »Ich will ihn haben, verdammt. Ich will den Mörder meines Großvaters vernichtet sehen!« Sie fasste mich hart an. »Gib mir eine Waffe! Gib mir deine Pistole!«
    »Du wirst nichts…«
    »Ich will sie!«
    Wladimir reichte ihr seine. »Jetzt kannst du es versuchen«, sagte er frostig.
    Olga nickte heftig. Schlürfend holte sie Atem. Ihr Blick galt einzig und allein dem blutigen Boris, als sie vorschritt. Um ihn zu treffen, musste sie die Waffe nach oben richten, so mächtig war er mittlerweile geworden.
    »Ich werde ihn vernichten!« hörten wir sie flüstern. »Ich werde ihn killen…«
    Wir wollten sie lassen, das brauchte sie vielleicht. Bisher hatten wir von seinem Gesicht nicht viel erkennen können, nun aber hatte er das Tuch zur Seite gedrückt, und wir sahen das bleiche Etwas, das aus Knochen und Haut bestand, als hätte jemand Kalk darüber gestrichen.
    Kein Gesicht, eine Fratze!
    Widerlich, den Tod versprechend und dabei einen furchtbaren Horror ausstrahlend.
    Dann schoss sie.
    Zweimal. Sie begleitete jeden Schuss mit einem Schrei. Sie schaute zu, wie die Kugeln trafen, aber nicht vernichteten, denn der blutige Boris war dagegen gefeit. Er schüttelte sich nicht einmal, als ihn die Projektile erwischten.
    Dafür schickte er die Hyänen.
    Wo sie gelauert hatten, war uns nicht bekannt gewesen, aber sie huschten heran, und wieder sollten sie töten.
    Wladimir sprang auf die Frau zu. Er riss ihr die Pistole aus den Händen, denn die Waffe benötigte er, um sich die blutgierigen Tiere vom Leib zu halten.
    Er feuerte.
    Auch ich schoss.
    Dabei bekam ich mit, wie ein Tier auf die Frau zusprang. Olga war nicht bewaffnet, sie riss nur ihre Arme als Schutz in die Höhe, so dass die Zähne nicht nach ihrem Hals schnappen konnten.
    Trotzdem wurde sie gerammt, fiel hin, und die Hyäne setzte sich auf sie.
    Ich nahm den Dolch und rammte ihn von oben her in den Hals des Tieres, das sich noch einmal aufbäumte, als mir sein warmes Blut über die Hand strömte.
    Ich zerrte den Dolch hervor.
    Ein Schuß fiel noch!
    Golenkow hatte ihn abgegeben. Wie ein Fels stand er da, zielte genau und zertrümmerte mit der Kugel den Schädel des Tieres.
    Olga kam auf die Beine. Sie hatte zum Glück nichts abbekommen, nur Fell von ihrem Mantel verloren, wo die Fangzähne zugebissen hatten.
    Kein Blut strömte aus irgendeiner Wunde.
    Jetzt war der blutige Boris an der Reihe.
    Schon einmal hatte ich ihn vertreiben können, diesmal wollte ich ihn vernichten, und ich fürchtete mich auch nicht vor der Größe
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