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0677 - Das Haus der Hyänen

0677 - Das Haus der Hyänen

Titel: 0677 - Das Haus der Hyänen
Autoren: Jason Dark
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Auf dem Weg dorthin veränderte sie sich radikal.
    Für einen Moment wurde ich an Sukos Dämonenpeitsche erinnert, denn auch diese hier »faltete« sich auseinander. Aber nicht drei Riemen entstanden, sondern die doppelte Menge.
    Sechs dünne Peitschen! Und sie glühten!
    Als wäre das Feuer aus dem Griff gejagt, so flammten sie plötzlich auf und wirkten, als sie geschwungen wurden, wie eine irre Leuchtreklame, über die jedoch kleine Flämmchen huschten.
    Er schlug damit zu.
    Wie ein Fächer legten sich die Riemen über die grauen Körper der Hyänen. Ich hörte auch, wie sie auftrafen. Das Klatschen ging mir durch und durch. Es gab kein Tier, das nicht getroffen wurde, und die Hyänen zuckten in die Höhe, wobei sie gleichzeitig Schreie ausstießen, die heiser über die Straße klangen.
    Ich blieb stehen!
    Olga hatte vom Rand der Straße alles beobachtet. Sie drückte sich mit dem Rücken gegen einen krummen Gartenzaun und schrie mir zu, endlich zu flüchten.
    Das hatte ich nicht vor.
    Ich wollte wissen, ob die Hyänen und mit ihnen der blutige Boris Respekt vor meinem Kreuz hatten.
    Mein linker Arm schnellte in die Höhe. Aus der Faust schaute das Kreuz hervor. Es kam mir in diesem Augenblick gewaltig und sehr groß vor.
    Gleichzeitig zogen die Tiere an. Über ihrem Rücken schimmerte noch der Widerschein der Flammenpeitsche, und durch meinen Kopf schoss für einen Moment ein irrer Gedanke.
    Ich dachte an Belphegor, den Hexer mit der Flammenpeitsche, von dem ich lange nichts mehr gehört hatte. Er war irgendwo verschollen. Sollte er hier seine Auferstehung erleben?
    Zugleich stießen sich die sechs Hyänen ab, sie schnellten vor, um mich zu überrennen.
    Da strahlte mein Kreuz auf.
    Es war ein helles, wunderbares Licht, das aus meiner Hand zu zucken schien und sich über die Körper der Tiere legte. Nur für die Dauer einer Sekunde, doch das reichte aus, um sie völlig aus der Kontrolle geraten zu lassen.
    Ihr wütendes Heulen war wie der schaurige Klang einer Höllenfanfare, als es über den kleinen Ort hinweghallte. Durch den plötzlichen Ruck war auch der Schlitten in Bewegung geraten. Die Gestalt darauf schwankte, sie hielt einen Zügel, dann überkugelten sich die Hyänen, weil sie in verschiedene Richtungen wollten.
    Das große Chaos zwischen ihnen war perfekt, und das genau wollte ich ausnutzen. Ich schlug einen Bogen, um an den blutigen Boris heranzukommen.
    Auf dem Schlitten drehte er sich nach links, gleichzeitig schwang er die Peitsche. Durch die Bewegung war das Tuch vor seinem Gesicht verrutscht. Ich erhaschte einen Blick auf das kalkweiße Etwas, das ein Gesicht sein sollte.
    Gleichzeitig raste die Peitsche auf mich zu.
    Das Kreuz half mir in diesem Augenblick nicht. Ich musste mich schon selbst zur Seite werfen, rutschte noch auf dem glatten Boden nach hinten weg, landete auf der Schulter, rollte mich weiter und hörte nicht weit entfernt den klatschenden Aufprall, als die Peitsche gegen die harte Schneedecke wirbelte.
    Dann rasten sie davon. Wie ein silbriger Feuersturm stoben die Hyänen in das Dorf hinein. Auf dem Schlitten stand die schwankende, mir riesenhaft vorkommende Gestalt des blutigen Boris, der wieder mit seiner Peitsche zuschlug, aber nur den Schnee erwischte.
    Die sechs Riemen glühten auf und tauten ihn weg.
    Dann war auch Boris verschwunden.
    Es sah so aus, als würde sich ein gewaltiges Maul öffnen, das ihn verschlang.
    Aus dem Ort hallte uns noch das dumpfe Grummeln entgegen, dann verklang auch dies.
    Eine ungewöhnliche Stille umschlang den Ort des Geschehens. Ich rappelte mich wieder auf und schaute zum Gartenzaun hin, wo Olga stand und den Kopf schüttelte.
    »Ich habe keine Kopeke mehr für dein Leben gegeben, John Sinclair.«
    Nach Lachen war mir nicht zumute, ich tat es trotzdem. »Unkraut vergeht eben nicht.« Ich klopfte Schnee von der Jacke und schaute in den Ort hinein.
    Da war nichts mehr zu sehen. Der blutige Boris musste Kwitsche längst verlassen haben.
    »Er hat sein Ziel nicht erreicht«, sagte ich zu Olga. »Er ist umsonst gekommen.«
    Sie schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf. »Denk nach, John, denk nach.«
    »Worüber?«
    »Du kannst den Fluch nicht einfach stoppen. Er wird zurückkehren und sich einen Kopf holen.«
    »Wann?«
    »Morgen, übermorgen, in einer Woche. Der Fluch ist nicht so kleinlich und nur an eine bestimmte Zeit gebunden. Wichtig sind allein die fünfzig Jahre.«
    Ich hob die Schultern. »Zwei Nächte könnte ich noch
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