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0675 - Der falsche Buddha

0675 - Der falsche Buddha

Titel: 0675 - Der falsche Buddha
Autoren: Jason Dark
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opfern zu wollen?«
    »Weil man dich für einen Spion hielt.«
    Ich mußte lachen. »Wer sollte mich eingesetzt haben?«
    »Verräter in der Regierung. Sie haben schon weiße Söldner angeheuert, um uns zu vernichten. Diese Kräfte sind zum Äußersten entschlossen, aber sie werden es nicht schaffen.«
    »Ihr hättet mich auch erschießen können.«
    »Ja, das hätten die Männer auch getan. Aber unser Lager war nahe und damit auch das heilige Krokodil.«
    Ich wollte Narina nicht verärgern, deshalb lachte ich nicht.
    »Kannst du mir sagen, wieso das Krokodil heilig ist?«
    »Natürlich. In ihm ist unser Anführer wiedergeboren worden. Der große Guru Nhuri. Er wurde getötet, aber er hat erklärt, daß er zurückkehren würde, um uns zu beobachten. Eines nachts kam er in unseren Stützpunkt. Er griff keinen von uns an, da wußten wir, daß er wieder bei uns war und Opfer verlangte. Deshalb werfen wir ihm unsere Feinde zum Fraß vor. Er braucht nicht zu hungern…«
    Unwillkürlich strich ich über meinen Hals. »Das kann ich mir sogar vorstellen.« Ich zog meine Jacke über. Die Beretta steckte wieder in der Halfter, auch den Dolch hatte ich in der Lederscheide verstaut. »Eine andere Frage hätte ich da noch. Wie stehen deine Mitkämpfer und Verbündete zu mir?«
    Narina lächelte. »Sie wissen nicht, wie sie sich dir gegenüber verhalten sollen. Sie können nicht begreifen, daß auf deinem Kreuz die Heilige Silbe zu sehen ist. Manche meinen, daß du es gestohlen haben könntest. Hättest du es getan, du wärst schon längst schlimm bestraft worden.«
    Diese Logik konnte für mich nur von Vorteil sein, aber sie löste mein Problem auch nicht.
    Ich wandte mich mit meinen Sorgen direkt an Narina. »Du kannst dir sicher vorstellen, um was es mir geht. Ich möchte nicht länger bei euch bleiben, ich muß weg, nach Gaya, denn dort erwartet man mich. Es sind Freunde von mir, die sich ebenfalls im Zug befanden. Einer von ihnen ist Inder, Mandra Korab. Kennst du ihn?«
    Ich hatte die Frage bewußt gestellt, denn mir war das leichte Erschrecken der jungen Frau nicht entgangen. »Sprichst du von dem Mandra Korab?«
    »Gibt es denn noch mehr?«
    »Nein, nein… ja, ich weiß nicht. Aber es gibt einen Mandra Korab, der auch für uns kein Unbekannter ist.«
    »Dann wird es wohl dieser Mann sein.«
    Sie nickte sehr langsam. »Wir alle kennen und achten ihn. Er hat in unserem großen Land einen gewissen Ruf. Er ist ehrlich, er ist gerecht, und er haßt die Kräfte der Dunkelheit.«
    »Richtig. So wie ich.«
    »Bist du tatsächlich sein Freund?«
    »Wir kennen uns schon länger. Zusammen haben wir den Zug von Benares nach Gaya genommen, um dort etwas zu erledigen.«
    »Darf ich nach den Gründen fragen?«
    »Wir müssen jemand besuchen.«
    »Einen Menschen?«
    »Nein.«
    Sie erschien mir sehr nachdenklich. Ich konnte mir vorstellen, daß sie mit der Antwort nicht einverstanden war. »Wenn es keine Menschen sind, gäbe es noch einen sehr wichtigen Grund, meine ich.«
    »In der Tat.«
    »Ist es sein Grab?« fragte sie direkt.
    Ich nickte und sah, daß sie einen Moment später tief Atem holte.
    »Ein Fremder an Buddhas Grab, ein Ungläubiger, aber ich kann sehr gut verstehen, daß du dort willkommen geheißen wirst, denn die Heilige Silbe auf deinem Kreuz macht dich würdig. Ja, ich wünsche es dir von ganzem Herzen. Du bist nicht unser Feind.«
    »Ein Freund?«
    Narina lächelte. »Das kann ich nicht bestätigen. Eine neutrale Person, John.«
    »Gut, einverstanden. Und als diese neutrale Person möchte ich dich fragen, ob du schon in England gewesen bist. Du sprichst unsere Sprache sehr gut.«
    »Ich studierte in Oxford. Zwei Jahre war ich dort. Dann ging ich wieder zurück in meine Heimat, denn hier werde ich gebraucht.«
    »Auch ich brauche dich.«
    Ihr Gesicht zeigte ein unsicheres Lächeln, das durch die Bewegung der Augenwimpern noch gefördert wurde. »Das finde ich zwar nett von dir, aber weshalb?«
    »Ich möchte, daß du mich begleitest. Ich muß nach Gaya und weiß nicht wie.«
    »Hm.« Sie schaute zu Boden. »Du kannst wohl kaum zu den Gleisen laufen und auf den fahrenden Zug aufspringen.«
    »Das sehe ich auch so. Ich habe zwar keine Fahrzeuge in diesem Camp gesehen, kann mir aber denken, daß ihr auf euren ›Märschen‹ durch den Dschungel nicht zu Fuß geht.«
    »Es kann sein.«
    »Könnten wir ein Fahrzeug bekommen?« fragte ich sie direkt.
    Narina räusperte sich. Ich sah ein, daß ich viel von ihr verlangte und
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