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0673 - Raumschiff Erde

Titel: 0673 - Raumschiff Erde
Autoren: Unbekannt
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gereckt hielt.
    Mich packte der Zorn. Ich war einer der „Eierköpfe von Imperium-Alpha", über die er herzog. Nicht nur war ich davon überzeugt, daß unser Entschluß der einzige war, der in einer Lage wie der unseren vernünftigerweise gefaßt werden konnte: ich glaubte außerdem, daß der rothaarige Mann dort irgendwo vor mir unverantwortlich handelte, indem er den Menschen einredete, daß es eine andere Möglichkeit gebe als die, für die wir Eierköpfe uns entschieden hatten.
    Ich drängte nach vorne. Das paßte den Leuten nicht. Sie murrten und schimpften. Sie warfen mit empörte Blicke zu, aber gewöhnlich erkannten sie mich gerade in diesem Augenblick, und dann wichen sie um so bereitwilliger zur Seite. Es war eine merkwürdige Situation. Der Umstand, daß sie mir Platz machten, gab mir Hoffnung. Wenn die Saat, die der Rothaarige auszustreuen sich bemühte, in ihren Herzen schon aufgegangen wäre, hätte ich damit rechnen müssen, daß die Menge über mich herfiel.
    Es war ein langer, mühseliger Weg, aber schließlich stand ich nicht weiter als zehn Meter von dem Podium entfernt, auf dem der Langmähnige mit seiner lärmenden, armschwingenden Tirade gerade wieder am Ausgangspunkt angekommen war.
    „Laßt euch nicht verschaukeln, Leute ...", schrie er.
    Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, daß unter seinen Zuhörern einer einen Megakom besaß. Ich zog das kleine Gerät, das so laute Töne erzeugte, aus der Tasche, schaltete es an und sprach hinein: „Hör auf, Junge! Du weißt nicht einmal, worüber du redest!"
    Megakoms haben die Eigenschaft, einen zu überraschen. Sie sehen so unscheinbar aus, aber die Lautfülle, die sie von sich geben, ist phänomenal. Meine Stimme überlagerte die des Redners ohne Mühe. Sie hallte weithin, bis über die Ränder des Parks hinaus. Der Rothaarige hielt verblüfft inne. Bevor ihm zu Bewußtsein kam, worauf er sich da einließ, fragte er: „Wer ... wer war das?!"
    Ich reckte den freien Arm in die Höhe. Der Park war um diese Zeit gewöhnlich nur von ein paar vereinzelten Sonnenlampen beleuchtet. Für die Vorstellung des Rothaarigen waren ein paar Flutlichter angebracht worden, die jedoch in der Hauptsache das Podium des Redners beleuchteten und die Menge der Zuhörer im Halbdunkel ließen. Der Mann auf der primitiven Rednertribüne konnte zwar meinen hochgereckten Arm sehen, aber erkennen konnte er mich gewiß nicht.
    „Hast du etwas Gewichtiges zu sagen, komm' rauf, Junge!" rief er ins Mikrophon, so daß es weithin durch den Park hallte.
    „Ansonsten laß mich in Ruhe!"
    „Ich habe durchaus etwas Gewichtiges zu sagen", antwortete ich durch den Megakom, der seine Lautsprecheranlage noch um einige Dezibel übertraf, „und ich komme."
    Die vordersten Zuhörerreihen machten wir bereitwillig Platz. Es war im Grunde genommen eine gutmütige Menschenmenge, die sich zu so früher Stunde - die meisten wohl auf dem Weg zur Arbeit - im Park eingefunden hatte. Sie war des Spektakels wegen gekommen, nicht aber, um sich neue Erkenntnisse zu verschaffen. Man versprach sich zusätzliche Aufregung von einer Debatte zwischen mir und dem Rothaarigen. Hauptsächlich deswegen ließ man mich so gerne durch. Von denen allerdings, die mich erkannten, ging bald ein dumpfes Gemurmel aus, das sich mit Windeseile über den ganzen Park verbreitete. Als ich die drei Plastikstufen erklommen hatte und vor dem ungekämmten Redner stand, dröhnte der Park wie ein riesiger Bienenschwarm.
    Der Rothaarige trat überrascht einen Schritt zurück. Er faßte sich jedoch schnell und fing an zu grinsen. Es war ein häßliches, hämisches Grinsen, und die Geschwindigkeit, mit der er sich von seiner Verblüffung erholt hatte, bewies seine umfassende Schulung. Dieser Mann war keineswegs ein jugendlicher Hitzkopf. Er war ein trainierter Unruhestifter - und damit gefährlich.
    „Welch unglaubliche Ehre!" rief er sarkastisch in sein Mikrophon. „Der Staatsmarschall höchstpersönlich beglückt uns mit seiner Gegenwart! Hallo, Staatsmarschall! Nett, dich hier zu haben. Reginald Bull in eigener Person. Deine Freunde nennen dich Bully, nicht wahr?"
     
    *
     
    „Ja, aber du bist nicht mein Freund", knurrte ich ihn an.
    Es machte mir wenig aus, daß er sich des vertraulichen Umgangstons bediente. Das war unter den jungen Leuten heutzutage so üblich - aus Protest, wie sie sagten, gegen die Förmlichkeit der älteren Generation.
    „Gut", schnarrte er, „ich will es auch gar nicht sein."
    „Du kennst
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