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0673 - Raumschiff Erde

Titel: 0673 - Raumschiff Erde
Autoren: Unbekannt
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den Anblick der Kampfroboter sicher gemacht, dachte ich mir nichts dabei, in den Gang einzudringen und nachzuforschen, ob sich womöglich ein Nachzügler der Randalierer hier irgendwo versteckt hatte. Ich war etwa zwanzig Schritte weit gekommen, da öffnete sich hinter mir eine Tür mit leisem Zischen. Im gleichen Augenblick sagte eine hämische Stimme: „Sieh mal einer an! Also hat mein Trick doch funktioniert."
    Ich fuhr herum. Ein paar Schritte vor mir stand Nelliver Heron, der Redner von heute früh.
     
    *
     
    Ich verfluchte meine Nachlässigkeit. Der Schocker stak wieder im Gürtel. Dafür hielt Heron jedoch eine klobige Projektilpistole in der Hand, altmodisch zwar, aber nichtsdestoweniger tödlich. Ich wich vorsichtig einen Schritt zurück. Aber es zeigte sich, daß Heron auch in dieser Hinsicht vorgesorgt hatte. Plötzlich spürte ich einen harten Druck gegen den Rücken, unmittelbar links der Wirbelsäule. Der Mann hinter mir war nicht besonders gesprächig. Er sagte nur: „Stopp!"
    Ich sah ihn mir an. Er war ein wahrer Goliath, an die zwei Meter groß und mit Schultern, die einem Preisringer alle Ehre gemacht hätten. Er wirkte nicht besonders klug, aber er war intelligent genug, um den Lauf seiner Pistole genau dorthin zu halten, wo er im Ernstfall den größten Schaden anrichten konnte. Ich blieb stehen und wandte meine Aufmerksamkeit Nelliver Heron zu. Auf Situationen, in denen ich zur Hilflosigkeit verdammt bin, reagiere ich gewöhnlich mit kalter Wut. Dieser Fall bildete keine Ausnahme. Ich war wütend - so wütend, daß ich das Blut im Rhythmus des Herzschlags klopfen hörte.
    „Du bist ein hirnverbrannter Narr, Nelliver Heron", fauchte ich den Rothaarigen an. „In einer Minute sind die Kampfroboter hier, und dann bist zu mitsamt deinem Genossen ein toter Mann."
    „Irrtum, Staatsmarschall", grinste er höhnisch. „Tot wirst du sein, nicht wir! Wir haben nämlich extra auf dich gewartet, um die Gesellschaft von einem Schmarotzer deiner Art zu befreien."
    Ich kannte das Gerede. Es war die Standard-Ausdrucksweise derer, die mit unserer Gesellschaftsform nicht einverstanden waren und sie zu beseitigen suchten - meist, ohne eine auch nur halbwegs diskutable Alternative anzubieten. Was mich störte, war das kalte Glitzern in Nelliver Herons Augen. Der Junge meinte die Sache ernst! Er wollte mich umbringen!
    Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Ich mußte den Schocker in die Hand bekommen! Aber wie? Der Aufenthalt zwischen zwei Pistolenmündungen ist außerordentlich ungemütlich. Der Kerl hinter mir brauchte nur eine Zehntelsekunde, um den Finger um den Abzug zu krümmen; und so, wie er die Mündung hielt, würde ich niemals eine zweite Chance bekommen, nach dem Schockstrahler zu greifen. Auf die Zeit konnte ich auch nicht spielen. Heron konnte sich denken, daß das Gellen der Alarmsirenen irgendwelche Abwehrkräfte in Marsch gesetzt hatte und daß ihm nur noch ein paar Augenblicke blieben, um das auszuführen, was er sich vorgenommen hatte.
    Blieb mir nur noch eines: Ich mußte ihn aus dem Gleichgewicht bringen, zur Unvorsichtigkeit verleiden.
    Ein wenig theatralisch streckte ich die Brust heraus und rief: „Also schön, Heron! Hier bin ich! Schieß!"
    Ich sah seine Mundwinkel zucken.
    „Du glaubst wohl nicht, daß ich es ernst meine, wie?" fragte er.
    „Ich glaube, daß du verrückt bist, und Verrückte meinen es gewöhnlich ernst."
    Er hob die Waffe. Er wirkte enttäuscht.
    „Ich will dich winseln hören, Staatsmarschall!" knirschte er.
    „Kreaturen wie du winseln, wenn es ihnen ans Leben geht!"
    „Schön, ich winsele dir etwas vor, damit du glücklich wirst", lachte ich, obwohl mir nach Lachen gar nicht zumute war. „Mal sehen, wie es dem Roboter gefällt, der da hinten kommt!"
    Das war der älteste Trick, den es gab. Und Nelliver Heron fiel auch prompt nicht darauf herein. Er hob nur den Kopf ein wenig und fragte: „Ist das wahr, Kelaunie?" Hinter mir brummte es dumpf: „Nein."
    Das war der Augenblick! Herons Blick war auf seinen Kumpan gerichtet, und Kelaunie schaute in dieser Sekunde den Gang entlang, um zu sehen, ob wirklich ein Roboter in Sicht war. Das alles schoß mir im Laufe einer Zehntelsekunde durch den Kopf.
    Ich mußte jetzt handeln ... oder alles war verloren!
    Ich wandte einen Trick an, der mir in ähnlichen Lagen schon oft geholfen hatte. Ich warf mich nicht vor-, rückwärts- oder seitwärts, wie man es von einem Gegner in solchen Situationen instinktiv erwartet. Ich
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