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0672 - Schwingen des Todes

0672 - Schwingen des Todes

Titel: 0672 - Schwingen des Todes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mit meinem Sohn ist. Und ich will, daß du mir dabei hilfst, es herauszufinden. Ich weiß, daß du Informationen hast…«
    »Du hast das Zauberwort vergessen«, sagte Zamorra spöttisch, »das alle Türen öffnet.«
    Sid Amos starrte ihn wütend an. Seine Hände verformten sich zu Klauen. Aber er beruhigte sich wieder.
    »Würdest du mir bitte behilflich bei der Klärung des Schicksals meines Sohnes sein?« fauchte er.
    Zamorra war verblüfft.
    Er hatte nicht damit gerechnet, daß Sid Amos tatsächlich nachgab und seinen Stolz überwand. Offenbar lag ihm sehr viel an dem Zigeunerjungen Roberto, wie er vor rund fünf Jahrhunderten geheißen hatte. Heute nannte er sich Robert Tendyke - wenn er wirklich noch lebte.
    Aber alles sprach dagegen.
    Er hatte eine Expedition offenbar ahnungsloser Archäologen in die Antarktis begleitet. Die Teilnehmer der Expedition waren von Amun-Re ausgelöscht worden. Als Zamorra, das Camp erreichte, hatte er nur Eis-Zombies vorgefunden. Mit Hilfe eines Dhyarra-Kristalls war die mörderische Eis-Magie unschädlich gemacht worden. [2]
    Alles sprach dafür, daß auch Rob Tendyke totwar. Zamorra hatte seinen Eiskörper zwar nicht finden können, aber die zur Verfügung stehende Zeit war auch zu knapp gewesen. Die Hoffnung, daß Tendyke einmal mehr nach Avalon hatte gehen können, um sich dort zu regenerieren, wurde von Tag zu Tag geringer - er hätte längst wieder auf der Bildfläche erscheinen müssen.
    Immerhin hatte er ein gewaltiges Wirtschaftsimperium aufgebaut, das ihm finanzielle Sicherheit bot. Getreu seinem Vorsatz, den er vor fast fünfhundert Jahren und vor vielen Leben gefaßt hatte: »Ich will nie wieder arm sein.« Als Robert Tendyke war er in den letzten Jahren mehrmals »getötet« worden und jedesmal wieder als er selbst zurückgekehrt, nicht wie vordem meistens wieder in anderen, neuen Identitäten. Natürlich blieb so etwas nicht aus, um sich zu tarnen - ein Mann, der immer jung blieb, konnte nicht sein ganzes Leben an einem Ort und unter einem Namen zubringen. Er mußte hin und wieder seine Identität wechseln.
    In früheren Jahrhunderten war ihm das leichter gefallen.
    Nicht nur, weil er damals kein so gewaltiges Wirtschaftsgeflecht geschaffen hatte, sondern einfach, weil die Melderegister noch nicht so perfekt gewesen waren wie heute - so es sie denn überhaupt gab. Früher reichte es, seinen Namen zu ändern und in ein anderes Land zu gehen. Heute mußte die komplette Abstammung nachgewiesen werden, und die ausgefeilte Datenerfassung war ein Problem für sich. So gesehen wäre es närrisch gewesen, wenn Tendyke ausgerechnet jetzt nach diesem »Tod« eine neue Identität aufzubauen versucht hätte.
    Zamorra konnte sich einfach nicht vorstellen, daß der Abenteurer, der einstige Zigeunerjunge, der Sohn des Asmodis, alles verschenkte, was er sich mühsam aufgebaut hatte, nur um eine neue, »jüngere« Identität anzunehmen. Nicht jetzt, wo er alle Fäden in der Hand hielt - und dabei Fäden der Macht, die nicht nur ihn selbst betrafen.
    Es paßte nicht zu ihm.
    Dennoch war er nicht wieder auf dem Plan erschienen.
    Bei früheren »Vorfällen« war es schon vorgekommen, daß es zwei, drei Wochen gedauert hatte, bis Robert Tendyke sich wieder irgendwo gezeigt und sich wieder in die Welt der Lebenden eingefügt hatte. Aber die bisher maximale Zeit war inzwischen schon um mehr als das dreifache überschritten. Zamorra fiel es schwer, noch auf eine Rückkehr des Freundes zu hoffen. Er war mittlerweile sicher, daß Robert Tendyke tot war, daß er den Weg nach Avalon nicht mehr geschafft hatte.
    Auch Monica und Uschi Peters, die eineiigen Zwillinge, die in den letzten Jahren mit Tendyke zusammengelebt hatten, glaubten inzwischen nicht mehr an seine Rückkehr.
    Schlüssel und Zauberwort brauchte er, um nach Avalon gehen zu können, wenn sein Leben dahinschwand. Beides in Gedanken konzentriert darzustellen, benötigte Zeit und mentale Kraft, Konzentrationsfähigkeit. In Avalon wurde ihm ein neues Leben gewährt - aber eben nur, wenn es ihm gelang, den Weg dorthin für sich zu öffnen, und das zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt seines »Sterbens«.
    Diesmal schien er nicht genug Zeit zur Verfügung gehabt zu haben, als er in Todesgefahr geriet. Schlüssel und Wort - offenbar hatte er sich nicht mehr auf beides konzentrieren können.
    Zamorra hatte versucht, mit Merlin in Kontakt zu kommen. Er hatte gehofft, der alte Zauberer könne vielleicht mehr über die Sache wissen. Vor allem
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