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0665 - Die Gruft des Druiden

0665 - Die Gruft des Druiden

Titel: 0665 - Die Gruft des Druiden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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euch jetzt noch den Glauberg selbst anseht?« schlug er dann vor. »Die hier begraben wurden, haben dort geherrscht. Der Ort heißt nicht umsonst Glauburg - oben stand einst eine Festung.«
    »In der Laténe-Zeit?« wunderte sich Zamorra.
    »Und noch viel früher. Du wirst dich wundern, wenn du liest, was man über diesen Berg herausgefunden hat…«
    Zamorra lächelte.
    »Ich bin gespannt…«
    ***
    Es war eine Schande. Das Grab des Ersten geöffnet, entweiht, geplündert, der Leichnam selbst verschwunden… und auch die Statue nach seinem Bilde. Damit nicht genug, auch das Grab des Kortas, seines Beraters und reichsten Landbesitzers, war geplündert worden.
    Der Druide war fassungslos.
    Sein eigenes Grab hatte er gerade noch zu schützen vermocht; sie würden es nicht mehr finden, die Plünderer und Räuber. Die Frevler und Schänder! Die Lästerer wider die Götter!
    Wieviel Zeit seit damals vergangen war, als man ihn zur Ruhe bettete, weil sein Körper nicht mehr weiterleben konnte, wußte er nicht. Aber es mußte sehr, sehr viel Zeit vergangen sein. Die Straße der Gräber war verschwunden, das Landvolk hatte Wiesen und Äcker daraus gemacht. Die Festung stand nicht mehr und nicht die Häuser der Bauern und Abhängigen; nur noch ein paar kleine Mauerreste hier und da.
    Es mußte sehr viel Zeit vergangen sein, daß so gar nichts verblieben war von einstiger Pracht und Macht.
    Aber wie viele Sommer und Winter auch immer vergangen sein mochten - nichts konnte die entsetzliche Grabschändung entschuldigen. Die Frevler mußten zur Rechenschaft gezogen werden.
    Noch war er selbst zu schwach. Er war nur ein ruheloser Geist, dessen Körper längst zerfallen war. Sein Zorn kam über das Land und die Menschen, aber er fand kein wirkliches Ziel.
    Um seine Kraft zu vergrößern und zu fokussieren, benötigte einen neuen Körper.
    Aber es war schwer, einen zu finden, der sich eignete.
    Torran, der Druide, suchte…
    Und plötzlich war er sicher, fündig geworden zu sein…
    ***
    Die beiden Wagen stoppten auf einem kleinen Parkplatz. »Von hier aus geht es zu Fuß weiter«, erklärte Carsten Möbius.
    Ein paar andere Autos standen schon hier, ein Wohnmobil, auch einige Motorräder, deren Fahrer beisammen hockten und bei erstaunlich gedämpfter Musik und alkoholfreien Getränken eine kleine Fete zelebrierten. Möbius führte seine Freunde über einen steil gewundenen Trampelpfad und an einer Grillhütte vorbei bergan bis auf das große Plateau. Recht neu wirkende Mauerreste erwarteten sie nebst einem Hinweisschild, das besagte, daß hier die einstige Umgrenzung der Siedlungsanlage endete und es sich hier um die »Enzheimer Pforte« handele.
    »Zur Stauferzeit gab es hier eine Befestigungsanlage, die aber nicht sehr lange von Bestand war«, sagte Möbius. »Die ersten Spuren der Besiedelung überhaupt deuten auf die Mitte des fünften Jahrtausends vor der Zeitenwende hin, ein paar Faustkeilfunde sind sogar rund fünfzigtausend Jahre alt. Seit der Jungsteinzeit ist eine durchgehende Besiedelung nachweisbar, und seit dem sechsten beziehungsweise fünften vorchristlichen Jahrhundert gab es auch sichere Befestigungen. Mauern, Wälle… Reste davon sind bei Ausgrabungen freigelegt worden. Dort drüben«, er deutete an der Enzheimer Pforte vorbei, »war noch bis vor einem oder zwei Jahren ein Wall-Ausschnitt zu sehen, der jetzt wieder verschlossen wurde -die Ausgrabungsarbeiten hier oben sind derzeit abgeschlossen. Aber…«
    »Aber was?« hakte Nicole nach.
    »Fragt mich nicht nach Details über dieses Gelände. Was touristisch wissenswert ist, steht auf den Hinweistafeln, die überall angebracht sind. Ich selbst bin nur zwei- oder dreimal hier gewesen und kenne mich nicht besonders gut aus. Mehr wissen die Leute vom Heimatverein unten in Glauburg. Das Fürstengrab in der Nähe der Stelle unten, an der wir vorhin waren, wurde schon 1987 entdeckt, aber erst 1994 und 1995 ausgegraben und gilt seither als Sensation. Der Glauberg gilt mittlerweile als das bedeutendste vor- und frühgeschichtliche Denkmal des Landes Hessen.«
    »Zumindest muß man von hier aus eine gute Aussicht über das umliegende Land haben«, meinte Nicole Duval.
    Möbius nickte.
    »Ringsum ist alles ziemlich eben, und bei gutem Wetter kann man bis nach Frankfurt sehen. Sind ja nur etwa dreißig oder vierzig Kilometer. Einen strategisch besser geeigneten Ort gibt's weit und breit nicht.«
    Zamorra ging ein paar Schritte auf die Wildwuchsfläche hinaus. »Könnte mir
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