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0665 - Die Gruft des Druiden

0665 - Die Gruft des Druiden

Titel: 0665 - Die Gruft des Druiden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Glauberg hinauf und sehen uns die ganze Anlage mal bei Tageslicht an, ja?« schlug er vor.
    Zamorra nickte.
    »Wir folgen dir Stoßstange an Stoßstange«, kündigte er an.
    ***
    »Prachtvoll, dieser Ausblick über das Land«, sagte Ben Rowland. »Kein Wunder, daß das hier schon zu vorsintflutlichen Zeiten eine Festung gewesen ist. Hier sieht man schon Tage vorher, ob die Bauern aus dem Umland kommen, um ihren Zehnten abzuliefern.«
    Renate Thorwald tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Stirn. »Nix vorsintflutlich«, erwiderte sie. »Wenn du die Schilder richtig gelesen hättest, wüßtest du, daß der Glauberg erst seit ein paar tausend Jahren besiedelt ist.«
    »Die Sintflut fand erst vor ein paar tausend Jahren statt«, sagte Rowland.
    »Oh, Mann«, seufzte Renate. »So bescheuert könnt auch nur ihr Amis sein.«
    »Was heißt bescheuert?« fragte Ben. »Ist das eine Beleidigung?«
    »Eine sehr grobe«, mischte sich Gaby Stütznagel ein. »Ben, du mußt sie dafür erschießen, um deine Ehre zu retten.«
    »So bescheuert könnt auch nur ihr Krauts sein«, seufzte Ben Rowland. »Wo ist Achmed? Was ist nun mit dem Lagerfeuer?«
    »Das ist hier verboten«, erwähnte Renate.
    »Das sieht hier keiner. Es wird ohne Rauch brennen. Ich als alter Indianer weiß, wie man das macht«, versicherte Ben Rowland. Die beiden Mädchen kicherten spöttisch; Rowland war von tiefschwarzer Hautfarbe, führte seine Ahnentafel auf einen Massai-Fürsten zurück und lebte als Staff Sergeant der US-Army seit gut zehn Jahren in Büdingen, der »schönsten Stadt Hessens«, wie ein früherer Bürgermeister stets - und nicht ganz zu unrecht - behauptet hatte. Von Indianer keine Spur…
    Achmed hieß eigentlich Aymed-Muhamar Rajyuri und stammte aus Pakistan; er lebte mit seinen Eltern im Asyl. Aber die anderen hatten keine Lust, ihn mit seinem richtigen Namen anzureden, und vereinfachten die Aussprache auf Achmed. Schulterzuckend fand er sich damit ab.
    Die vier traten als »Glücksklee« auf; es gab kaum etwas, das sie nicht gemeinsam unternahmen, von Volksfesten über Discobesuche und Camping bis hin zum Sex. Diesmal wollten sie auf dem Glauberg-Plateau eine fröhliche Nacht zubringen. Mit Gitarrenmusik und Lagerfeuer, wie sich das gehörte. Und im Gegensatz zu vielen anderen, ohne eine Menge Dreck zu hinterlassen; das »Glückskleeblatt« pflegte stets hinter sich aufzuräumen.
    Um eine forstamtliche Genehmigung für ihre Aktion hatten sie trotzdem nicht gefragt. Die hätten sie vermutlich auch nicht bekommen. Für kleine Feten gab es eine Grillhütte, für deren Benutzung ein formloser Antrag gestellt werden mußte. Aber das war alles nicht im Sinne der kleinen Clique. Sie zogen spontane Aktionen vor.
    Man durfte sich eben nur nicht erwischen lassen.
    Sollte es tatsächlich Ärger geben, war Ben Rowland allerdings am Übelsten dran. Ihm als Angehörigen der US-Army drohte dann ein Disziplinarverfahren. Schließlich ging es nicht an, eine leere Zigarettenschachtel in die Landschaft zu werfen; wenn dagegen bei Manövern Panzerketten die Straßen der Stadt Büdingen und der Ortsteile zermalmten und in den Straßen ordnungsgemäß geparkte Anwohnerfahrzeuge beschädigten, war das gottgewollt - so zumindest hatte sich Aymed-Muhamar einmal kritisch geäußert und dafür seinerseits eine Menge Ärger bekommen. Seitdem hielt Achmed nicht mehr sehr viel von deutschen Behörden, zumal er zu denen gehörte, die Beulen am Auto vorfanden und vor deren Haustür der gerade erst vor wenigen Wochen erneuerte Gehsteig eingeebnet worden war.
    An seiner Freundschaft zu Sergeant Rowland änderte das nichts. Achmed war durchaus in der Lage, die Sache von der Person trennen zu können.
    Jetzt hatte Achmed Feuerholz zusammengesucht. Als Rowland sich umsah, stellte er fest, daß die ersten Flammen bereits züngelten.
    »Na los, du alter Indianer«, spöttelte Renate. »Mach hin, daß es nicht qualmt!« Sie wies auf den dünnen Rauchfaden, der sich himmelwärts wand.
    »Ich als alter Chinese rate zu Geduld«, erwiderte der Sergeant. »Man soll nie etwas überstürzen, und viele Dinge, die man auf die lange Bank schiebt, erledigen sich dadurch, daß sie auf der anderen Seite wieder herunterfallen, sagt Konfusius.«
    »Konfuzius«, korrigierte Renate.
    »Konfutse«, ergänzte Gaby. »Sollte ein alter Chinese wie du eigentlich wissen.«
    »Wir Eskimos sind da sehr flexibel«, erwiderte Ben Rowland trocken.
    Sie gingen zum Lagerfeuer hinüber, das Achmed in der Nähe
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