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0665 - Die Gruft des Druiden

0665 - Die Gruft des Druiden

Titel: 0665 - Die Gruft des Druiden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gefallen«, sagte er. »Hier ein Schloß errichten, ein Land erobern, von den Abgaben der Lehnsleute leben und Aufständische im Burggraben ersäufen… die müssen doch hier Probleme mit der Wasserversorgung gehabt haben. Wie hoch liegt dieses Plateau?«
    »Gut 270 Meter über Normalnull. Hier gibt's einen Teich, in dem sich das Oberflächenwasser des gesamten Plateaus sammelt. Bei der Größe des Geländes kommt da einiges zusammen. Die Wasserversorgung war also wohl gesichert.«
    »Ob's für die Toilettenspülung reichte?« fragte Zamorra.
    »Toilettenspülung? Bist du irre?« erkundigte Carsten sich entsetzt. »Ich dachte, du wärst schon oft per Zeitreise in der Vergangenheit gewesen und wüßtet, daß es so was in antiken Zeiten nicht gab!«
    »Ebensowenig wie Toilettenpapier - sehr zu meinem Bedauern. Na gut, wir müssen hier ja nicht wohnen«, sagte Zamorra. »Weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft.«
    »Ich möchte hier Fuchs sein«, stellte Nicole fest. »Überall Mauselöcher, und den Hasenkütteln zufolge gibt es auch jede Menge der Langohren.«
    »Ich möchte hier nicht Fuchs sein«, grinste Michael Ullich. »Die ganze Region ist nämlich tollwutgefährdet. Alle paar Jahre bricht sie mal hier und mal da wieder aus.«
    Carsten sah ihn erstaunt an. »Du scheinst dich hier ja sehr gut auszukennen. Pflegst du deine unzähligen Freundinnen hierher zu entführen?«
    »Ich kenne mich in Sachen Tollwut aus, das ist alles«, versetzte Michael. »Immerhin habe ich es täglich mit einem tollwütigen Chef zu tun.«
    »Aaaahhhrrrgg!« brüllte Carsten und stürzte sich auf ihn. Michael ergriff die Flucht und zeigte sich auf dem unebenen Gelände als der bessere Läufer. Nach ein paar dutzend Metern gab Carsten auf.
    »Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr«, seufzte er.
    Zamorra und Nicole waren den beiden etwas langsamer gefolgt. Im Schatten eines großen, knorrigen Baumes sahen sie eine kleine Gruppe von Menschen an einem Lagerfeuer, dessen dünner Rauchfaden steil empor stieg. Zamorra fühlte das Mißtrauen, das ihm und den anderen von dieser Gruppe entgegenschlug; offenbar war das Lagerfeuer illegal.
    »Die dürfen sich hier aber auch nicht erwischen lassen«, brummte Michael im gleichen Moment. »Diese Gegend ist nämlich Landschaftsschutzgebiet.«
    »Solange sie nichts zerstören… Lagerfeuer hat es schon vor Jahrtausenden überall dort gegeben, wo es Menschen gibt«, sagte Carsten. »Bloß heute muß selbst ein Lagerfeuer vom Bezirksschornsteinfeger auf sein Schadstoffverhalten hin überprüft werden… ich hab' ’ne Idee: Wir bauen Abgaskatalysatoren für Lagerfeuer!«
    »Heute bist du aber richtig gut drauf, mein Alter«, bemerkte Nicole. »Vorhin dein täglicher Wutausbruch, jetzt legst du noch eins nach…«
    »Umwelt- und Landschaftsschutz ist ja ne schöne Sache, die ich gern unterstütze«, sagte Carsten verdrossen. »Aber irgendwann sollte man bei der ganzen Paragraphen- und Regulierungsmanie auch mal an die Menschen denken. Die sind schließlich auch Teil der Umwelt. Wenn hier im Nachbarort eine Umgehungsstraße gebaut werden soll, damit die Menschen in Büches wieder etwas besser atmen können und ihre Kinder nicht reihenweise plattgefahren werden, weil's teilweise nicht mal Gehsteige gibt, dann scheitert das an zwei Fröschen im Tümpel, an dem die Umgehungsstraße einen Kilometer entfernt vorbeiführen würde und die wahrscheinlich eh demnächst vom Storch oder der Nachbarkatze gefressen werden… Seit über dreißig Jahren kämpfen die Leute für die Umgehung, und in den dreißig Jahren hat sich das Verkehrsaufkommen verdreißigfacht.«
    »Du scheinst dich hier ja sehr gut auszukennen«, zitierte Ullich Carstens Worte von vorhin.
    »Einer unserer leidenden… pardon, leitenden Angestellten wohnt in Büches.«
    Inzwischen waren sie auf Rufweite an die kleine Lagerfeuergruppe herangekommen.
    »Lassen wir sie in Ruhe«, schlug Zamorra vor und wich nach links aus. Ein paar Dutzend Meter weiter stießen sie auf Mauerreste ursprünglicher Bebauung. Der Ausschilderung nach hatten hier Wohnhäuser gestanden. Klein und einfach, wie eben vor Jahrtausenden gebaut wurde. Hauptsache, man hatte ein Dach über dem Kopf, das vor Schnee und Sommerhitze schützte.
    Am anderen Ende des Plateaus fand sich das, was einer Umfassungsmauer übriggeblieben war - sie mußte einst recht hoch und recht uneinnehmbar gewesen sein. Auch Reste eines Torbaus waren zu sehen, die einer Befestigungsanlage der
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