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0665 - Die Gruft des Druiden

0665 - Die Gruft des Druiden

Titel: 0665 - Die Gruft des Druiden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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raschen Blick mit Nicole. Sie hob leicht die Augenbrauen.
    Zamorra öffnete sein Hemd und hakte das Amulett vom Silberkettchen los. Er wollte die magische Silberscheibe über die Sichel halten.
    Menkenbergs Hand schoß vor. »Tun Sie das nicht«, stieß er hervor.
    »Warum nicht?«
    »Weil… es nicht gut ist.«
    »Woher wollen Sie das wissen?« fragte Zamorra. »Haben Sie eine Vorstellung von dem, was ich gerade tun möchte?«
    »Ich weiß nur, daß es nicht gut ist.« Menkenberg nahm die Sichel wieder an sich und ließ sie wieder in der Aktentasche verschwinden. Im gleichen Moment warf Zamorra das Amulett. Es prallte gegen die Brust des Studenten und fiel mit in die Aktentasche.
    Menkenberg sprang auf. »Scheiße! Sind Sie verrückt geworden oder was?«
    »Oder was«, sagte Zamorra trocken. »Geben Sie bitte mal her.« Er griff zu und nahm dem Studenten die Aktentasche aus der Hand. Er nahm das Amulett und auch die Sichel wieder heraus und legte beides ineinander verschränkt auf den Tisch; die Tasche drückte er Menkenberg wieder in die Hand.
    »Wie wir sehen, sehen wir nichts«, sagte er. »Nichts passiert. Die Welt geht nicht unter. Kein Meteor stürzt vom Himmel. Kein Erdbeben, kein Vulkanausbruch.«
    »Das verstehe ich nicht«, stieß Menkenberg hervor. »Es ist doch… es ist doch pure Magie…!«
    »Sicher«, bestätigte Zamorra. »Und mich interessiert jetzt brennend, woher Sie das wissen.«
    »Ich…« Menkenberg verstummte.
    »Normalerweise«, sagte Zamorra gedehnt, »wundert sich jeder, der diese Scheibe zum ersten Mal sieht, darüber, hält sie aber für ein ganz besonderes Schmuckstück. Protzig, kitschig und vermutlich sündhaft teuer. Daß es magisch ist, erkennt praktisch niemand. Es sei denn, er ist selbst ein Magier.«
    »Das ist… Unsinn«, murmelte Menkenberg.
    Er zögerte einen Moment, schien zu überlegen. Gerade als Zamorra wieder etwas sagen wollte, beugte er sich vor, nahm die Sichel vom Tisch und ließ sie abermals in der Aktentasche verschwinden. »Ich glaube, ein Gespräch auf der Basis eines solchen nichtwissenschaftlichen Unsinns erübrigt sich, Professor«, sagte er. »Ich wünsche Ihnen beiden noch einen schönen Abend.«
    Er verließ die Terrasse.
    »Warten Sie«, rief Nicole ihm nach.
    »Laß ihn gehen«, sagte Zamorra leise. »Und versuche, seine Gedanken zu lesen, solange er noch in deiner Sichtweite ist.«
    Das war ihr Handicap als Telepathin: Sie konnte die Gedanken eines anderen Menschen nur wahrnehmen, solange sie ihn sehen konnte. Verschwand er hinter einer Mauer oder einem Gebüsch, war er für sie unerreichbar.
    Sie trat an den Rand der Terrasse und sah ihm nach, wie er in das Escort-Cabrio stieg, während sie sich auf ihn konzentrierte.
    Für einen Moment blickte er auf, sah sie direkt an.
    Und vor ihren Augen wurde es Nacht.
    ***
    Zamorra trat zu ihr, als der Wagen vom Hof rollte und sie sich nicht bewegte; starr dastand wie eine Statue.
    Als er sie berührte, zuckte sie heftig zusammen.
    »Was ist geschehen?« fragte er.
    Sie lehnte sich an ihn.
    »Ich war plötzlich blind und gelähmt«, sagte sie. »Als er mich ansah… da war von einem Moment zum anderen alles dunkel. Ich dachte, ich sei tot. Es ist ein völlig verrücktes Gefühl… man fühlt nichts mehr, sieht und hört nichts. Man kann nur noch denken.«
    »Glaubst du, daß er das ausgelöst hat?«
    »Ich glaube es nicht«, erwiderte sie. »Ich bin sicher. Aber ich weiß nicht, wie er das gemacht hat. Das hat noch keiner vorher geschafft.«
    Zamorra nickte. Diese Art von magischer Manipulation war auch ihm völlig unbekannt.
    Aber wer sagte denn, daß man nach einem Vierteljahrhundert des Kampfes gegen die dunklen Seiten der Macht schon alles kannte?
    »Konntest du seine Gedanken lesen?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Ich weiß nicht einmal, ob es funktioniert hätte. Er muß es gespürt haben, wie ich nach ihm tastete, und dann sah er mich an und - alles war weg. Das ganze Universum um mich herum war verschwunden. Bis du mich berührtest.«
    Sie löste sich von ihm. »Mit dem Mann stimmt etwas nicht. Erst erzählt er so bereitwillig, und dann spielt er plötzlich Auster und hält sich verschlossen, nur weil du versuchst, mit dem Amulett etwas über diese Druidensichel herauszufinden… und er weiß sofort, daß Magie im Spiel ist, lehnt Magie aber als Diskussionsgrundlage ab… das ist doch nicht normal, oder?«
    Zamorra nickte. »Genauso wenig wie die Tatsache, daß er ein Ausgrabungsstück
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