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0664 - Satan in Weiß

0664 - Satan in Weiß

Titel: 0664 - Satan in Weiß
Autoren: Jason Dark
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gleiten. Wenn ein Vampir aus dem Sarg stieg, konnte er durch eine Silberkugel vernichtet werden.
    Aber was würde geschehen, wenn Suko mit seinem Verdacht unrecht hatte und Nadine Berger die Totenkiste verließ?
    Davor bekam ich Angst.
    Dann ging alles blitzschnell.
    Der Deckel bewegte sich zwar noch, allerdings nicht mehr schabend. Mit einem gewaltigen Stoß wurde er in die Höhe gewuchtet. Er schuf Platz für die Person, die mit einem irren Lachen den Sarg verließ und sich gleichzeitig in einen schießenden Teufel verwandelte.
    Es war Larry Prentiss!
    ***
    Einige Hundert Meilen entfernt, in einem Land, das in den letzten Monaten das bekommen hatte, was ihm schon lange zustand.
    Die Vereinigung! Aus der Bundesrepublik und der DDR war wieder ein Land geworden. Die meisten Menschen freuten sich darüber, obwohl die turmhohen Probleme nicht zu übersehen waren.
    Doch da würde die Zeit viele Wunden heilen.
    Das hofften die Politiker, das hofften die Lenker der Wirtschaft, doch am meisten hofften es die kleinen Leute, die oft genug in den Himmel schielten, um ihn zu entdecken. Es war nicht immer möglich, denn vor ihm lag eine Wolke aus Schmutz und Staub, besonders schlimm in der Gegend um Leipzig.
    »Dreck, Dreck, Dreck!« sagte auch der Mann, der in seinem Büro hockte und mit der Handfläche über den Schreibtisch strich, um ihn von Staub und Ruß zu säubern, der sich wieder angesammelt hatte, obwohl die Fenster geschlossen waren.
    Darauf konnte man sich auch nicht verlassen. Die Dinger waren alt, die Holzrahmen sahen aus, als würden sie jeden Moment zusammenfallen.
    Es glich einem Wunder, dass die Scheiben noch festgehalten wurden.
    Stürme würden sie nicht mehr überleben.
    Der Mann, der an diesem Morgen seinen Schreibtisch »geputzt« hatte, stand auf, drehte sich und ging zum Fenster. Er öffnete es nicht, auch so sah er den grauen, regenschwarzen Himmel, der wieder eine gelbliche Farbe bekommen hatte, weil die Schornsteine ungefiltert ihren Dreck ausstoßen konnten.
    Der Mann war Kommissar, das Fenster gehörte zu seinem Büro, und den Ausblick zählte er auch dazu. Er hieß Harry Stahl, hatte das graue Haar modisch kurz geschnitten, trug einen flotten Cordanzug und dazu ein Jeanshemd.
    Es kam selten vor, dass er Zeit hatte, so in den Himmel zu starren, denn die letzten Monate waren mehr als hektisch gewesen. Da war sogar seine sonst natürliche Bräune aus dem Gesicht verschwunden, und in die Wangen hatten sich Sorgenfalten eingegraben.
    Mit der Freiheit war auch das Verbrechen sichtbar nach Ostdeutschland gekommen.
    Die Überfälle hatten zugenommen, es hatte häufiger Diebstähle gegeben, auch Morde, und die früher so gelobte Solidarität brach an gewissen Stellen einfach zusammen.
    Die Polizei musste Überstunden einlegen, und auch ein Kommissar Stahl kam daran nicht vorbei.
    Dabei hätte er sich lieber mit anderen Dingen beschäftigt, denn vor einigen Monaten hatte er, zusammen mit einem Kollegen aus London einen Fall erlebt, der für seine weitere Zukunft hatte entscheidend werden sollen. Es ging um den Leichenfürst von Leipzig. Zum ersten Mal war Harry Stahl bewusst geworden, dass es Gebiete und Mysterien gab, von denen er bisher nichts gehört hatte.
    Aber er war fasziniert gewesen, hatte sich mit John Sinclair und dessen Kollegen Suko auf Anhieb verstanden und sich sehr dafür eingesetzt, die Position zu übernehmen, die einstmals ein BKA-Kommissar namens Mallmann innegehabt hatte.
    Er wollte in Deutschland die Augen offenhalten und Sinclair über gewisse Vorgänge berichten, die von den normalen Beamten nicht zu lösen waren. Mit den zuständigen Stellen im Westen war er klargekommen, nur wusste Harry Stahl nicht, ob die ihn ernst nahmen oder belächelten, denn Informationen hatte er von den neuen Kollegen bisher noch nicht bekommen. Nicht einmal einen Anruf.
    Und das ärgerte ihn, denn er kam sich vor wie jemand, den man auf einer Insel abgesetzt hatte und der dort vergessen worden war. Von John Sinclair und dessen Kollegen Suko hatte er ebenfalls in den letzten Monaten nichts gehört, bis auf eine sehr wichtige Tatsache. Sie hatten ihm eine Beretta mit geweihten Silberkugeln geschickt, eine erste Waffe im Kampf gegen das Böse.
    Nur war Harry Stahl noch nicht dazu gekommen, sie einzusetzen, was er als ärgerlich empfand.
    Statt dessen hatte er sich mit zwei Mordfällen herumschlagen müssen, deren Spuren ins Stasimilieu führten und dort in einem Sumpf endeten, den Harry Stahl nicht austrocknen
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