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0664 - Satan in Weiß

0664 - Satan in Weiß

Titel: 0664 - Satan in Weiß
Autoren: Jason Dark
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Kann ich helfen?«
    Der Fahrer zog die Nase hoch. »Wobei?«
    »Sie haben doch eine Panne.«
    »Kann sein.«
    Stahl wunderte sich und wollte wissen, ob der Mann immer so freundlich war.
    »Wie meinen Sie das denn?«
    »Ich hatte gedacht, Ihnen helfen zu können.«
    »Das brauchen Sie nicht.«
    »Okay. Darf ich trotzdem fragen, was los ist?«
    »Nein. Und jetzt verschwinden Sie wieder. Ich möchte gleich weiterfahren.«
    »Danach sieht es mir nicht aus.«
    »Ist doch mein Problem - oder?«
    »Ja, im Prinzip haben Sie recht.« Stahl schüttelte den Kopf, als er sich wieder zurückzog. Sehr langsam ging er an dem abgestellten Wagen vorbei und versuchte auch, durch die Scheiben in das Innere des Fahrzeugs zu schauen, was gar nicht so einfach war, denn auf dem Glas klebte ein dicker Schmutzfilm.
    Trotzdem sah er, dass die Sitze im Bus belegt waren. Dort hockten Gestalten mit ziemlich blassen Gesichtern. Eine Frau, die ihn wohl gesehen hatte und dicht am Fenster saß, drehte den Kopf, so dass sie ihr Gesicht bis dicht an die Scheibe brachte. Gleichzeitig hob sie einen Arm, krümmte die Hand und kratzte mit den Fingernägeln von innen her gegen die Scheibe.
    Dieses Bild war eigentlich normal. Trotzdem bekam der Mann eine Gänsehaut, denn das Gesicht mit seinen eingefallenen Zügen und den tief in den Höhlen liegenden Augen erinnerte ihn an eine bleiche Maske, die auch gut zu einer Toten gepasst hätte.
    Deshalb musste er schlucken. Natürlich regte sich sein Verdacht. Trotz des Schmutzes auf der Scheibe sah er, dass mit dem Ausdruck der Augen etwas nicht stimmte. In ihnen gab es kein Leben, sie waren so leer und glanzlos.
    Die Gesichter der anderen konnte er nicht so gut erkennen, ging aber davon aus, dass es den Leuten sicherlich nicht besser erging.
    Eine Hand legte sich schwer auf seine rechte Schulter. »Ich hasse es, wenn man zu neugierig ist. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie verschwinden sollen!«
    Harry blieb ruhig. Er holte tief Luft, die hier etwas besser war, als einige Kilometer zuvor, drehte sich langsam um, und die Hand rutschte von seiner Schulter. »Niemand hat mir bisher gesagt, wann ich wohin gehen darf. Das sollten Sie sich merken, Meister.«
    »Dann tue ich es.«
    »Nein! Was ist mit den Menschen, die Sie da eingepfercht haben?«
    Harry Stähl hatte den Kerl hart angefahren, der unwillkürlich zurückzuckte.
    »Wieso eingepfercht?«
    »Es ist zu sehen, dass sie sich nicht wohl fühlen.«
    »Na und? Fühlen Sie sich wohl, wenn Sie krank sind?«
    »Das nicht.«
    »Na also. Die sind krank, verstehen Sie. Und ich fahre sie in die Klinik.«
    »Wohin denn?«
    »Das werde ich Ihnen nicht sagen.« Der Mann ballte die Hände. »Jetzt hauen Sie endlich ab!«
    Der Kommissar hatte längst einen Verdacht. Er sprach ihn nicht aus, statt dessen nickte er und ging zu seinem Fahrzeug zurück. Er konnte sich leicht vorstellen, dass diese Menschen nicht in ein normales Krankenhaus gebracht wurden, sondern in diese Privatklinik, die von einem gewissen Dr. Drake geleitet wurde.
    Noch tat Harry Stahl so, als hätte er keinen Verdacht geschöpft. Er stieg in seinen Audi ein, schnallte sich an und startete.
    Sehr langsam rollte er an dem VW-Bus vorbei, verfolgt von den Blicken des Fahrers.
    Der würde sich täuschen, denn ein Mann wie Harry Stahl gab so leicht nicht auf. Er hatte sich längst einen Plan zurechtgelegt, wobei ihm die Führung der Straße sehr entgegenkam.
    Nicht weit vor ihm bog sie in eine Rechtskurve, die von der Stelle aus, wo der Bus parkte, nicht einsehbar war, weil die am Rand wachsenden Bäume die Sicht nahmen.
    Da er langsam fuhr und er von einem alten Lastwagen ausgerechnet in der Kurve überholt wurde, nutzte er die Gunst des Augenblicks und fuhr den Audi dicht an den Rand der Straße, genau hinein in eine Lücke zwischen den Bäumen.
    Er parkte jetzt so wie der Bus und stieg rasch und geduckt wieder aus.
    Selbst Harry konnte den Wagen nicht richtig sehen. Die Kurve war zu eng, hinzu kamen die Bäume. Jenseits der Straße breiteten sich Felder aus. An seiner Seite stand ein altes, sehr baufällig wirkendes Gehöft, eine vergessene und verlassene Scheune. Und auf die lief der Fahrer zu. Er stampfte über den weichen Untergrund. Seine Gestalt mit dem blaugrauen Kittel sah aus, als würde sie von den leichten Dunstschleiern verschluckt werden. Was auf dem Gelände wuchs, war für Harry nicht zu identifizieren, umgepflügt jedenfalls hatte den Boden niemand.
    Der Fahrer drehte sich nicht um. Er hatte es
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