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0663 - Die Höllen-Lady

0663 - Die Höllen-Lady

Titel: 0663 - Die Höllen-Lady
Autoren: Werner Kurt Giesa
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jemand, der über die Macht und die Fähigkeiten des Schwarzzauberers informiert war, so bodenlos leichtsinnig war, dieses goldbehangene Monstrum zu befreien. Es gab wesentlich bequemere Möglichkeiten, Selbstmord zu begehen.
    Deshalb war Zamorra sich seiner Sache auch nicht absolut sicher. Solange er nicht definitiv wußte, daß diese Expedition in die Antarktis führte, konnte er noch hoffen. Und schließlich wußte er auch, daß Robert Tendyke kein selbstmörderischer Narr war. Er mußte wissen, was in einem solchen Fall auf ihn und die Menschheit zu kam. Seine persönliche Form der relativen Unsterblichkeit, der Weg nach Avalon, würde ihm nicht sehr viel helfen, wenn Amun-Re die Blutgötzen rief und ihnen die gesamte Hölle auf seinem Blutaltar darbot - um damit etwas noch weitaus Schlimmeres über die Menschheit hereinbrechen zu lassen, als es die Hölle mit all ihren Schrecken und Grausamkeiten darstellte.
    Es war unwahrscheinlich, daß ausgerechnet Robert Tendyke sich auf so etwas einließ.
    Deshalb hatte Zamorra eben am Visofon nichts weiter dazu gesagt. Warum unnötig die Pferde scheu machen?
    Aber er wollte wissen, was ihnen allen bevorstand.
    Denn das Auftauchen des dritten Schwertes ausgerechnet jetzt konnte kein Zufall sein…
    ***
    Zamorra ging wieder nach unten. Vielleicht hatte Fooly ja inzwischen sein Gespräch mit den Bäumen beendet und war zum Château zurückgekehrt?
    Irgendwie, dachte er, ist Château Montagne seltsam leer geworden. Was er vermißte, war Kinderlachen und der dazugehörige Lärm. Sir Rhett Saris ging jetzt zur Schule wie die anderen Kinder aus dem Dorf auch. Ursprünglich hatte Lady Patricia ihn in ein Internat geben wollen, aber nicht nur Zamorra und Nicole hatten davon abgeraten. Der Junge war im Château Montagne mit seinen bisweilen ungewöhnlichen Sitten und Gebräuchen aufgewachsen, und vor allem in Gesellschaft eines Drachen, der zu seinem besten Freund und Spielkameraden geworden war. Wenn er anderen Kindern davon erzählte, was gar nicht ausbleiben konnte, würden sie ihn auslachen und hänseln. Und mütterlichen Trost gab’s nur zu den Besuchszeiten. So hatte Lady Patricia ihn in eine Ganztagsschule in Roanne gegeben. Das war zwar nicht so leicht erreichbar wie Lyon, wo es das Internat gab - ein nur scheinbares Paradoxon, weil Lyon über Regenbogenblumen in Sekundenschnelle erreichbar war und Roanne nicht -, aber Patricia Saris nahm das in Kauf. Sie hatte sich extra einen gebrauchten Renault Twingo gekauft, mit dem sie Rhett täglich zur Schule brachte und auch wieder abholte; sie fürchtete um seine Sicherheit. Immerhin war er der Erbfolger des Llewellyn-Clans und deshalb ständig in Gefahr, von Dämonen oder ihren Schergen angegriffen zu werden. Solange das magische Erbe in ihm noch nicht wieder erwacht war, konnte er sich nicht selbst gegen dämonische Angriffe wehren.
    Die Schule selbst hatte Lady Patricia in aller Stille magisch gesichert. Bei den Schulbussen ging das nicht. Die wechselten ständig. Und sie wurden auch wesentlich häufiger gesäubert als die Grundstücksgrenzen eines Schulgeländes, wobei die mit magischer Kreide gezeichneten Schutz- und Abwehrsymbole zwangsläufig zerstört und verwischt würden.
    So war es tagsüber wieder recht still geworden in den altehrwürdigen Gemäuern, die vor tausend Jahren Leonardo deMontagne, Zamorras dämonischer Vorfahre, von Leibeigenen - eher Sklaven -hatte errichten lassen. Damals mußte die Architektur des Bauwerks unwahrscheinlich futuristisch gewirkt haben, denn sie paßte auch heute noch als einigermaßen modern in die Zeit. Zumindest äußerlich; innen hatte es noch stärkere bauliche Veränderungen gegeben.
    Nicht nur Zamorra vermißte den Jungen mittlerweile, obgleich das Schuljahr doch erst angefangen hatte. Auch Fooly beklagte sich. Dafür war dann abends die Hölle los, wenn der kleine Lord wieder zu Hause war. Die wenigen Stunden, die ihm blieben, bis er zum Schlafen geschickt wurde, nutzten er und der Drache dann weidlich aus und bemühten sich, alles nachzuholen, was ihnen an gemeinsamen Streichen bis dahin verwehrt geblieben war.
    Irgendwie war mit der Einschulung alles anders geworden…
    Und an Rhett mußte Zamorra auch im Zusammenhang mit Amun-Re denken. Was, wenn der Schwarzzauberer herausfand, daß er hier gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte? Zum einen mit Rhett Saris den Erbfolger vernichten, und damit zweitens Zamorra empfindlich treffen?
    Einer der Gründe, warum er und
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