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0663 - Die Höllen-Lady

0663 - Die Höllen-Lady

Titel: 0663 - Die Höllen-Lady
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Andächtiges Schweigen folgte; die Herren der Schöpfung genossen ihren Auftritt ebenso wie sie selbst in ihren Texasstiefeln, dem extrem kurzen Röckchen und der offenen Boleroweste auf nackter Haut.
    Zamorra winkte Mostache zu. »Wie immer, und eine Runde für die Runde.«
    »Du bist ein wahrer Freund, Professor«, versicherte Goadec.
    Zamorra und Nicole ließen sich zwischen den anderen am Tisch nieder.
    »André und Curd zahlen selbst«, forderte Malteser-Joe. »Der eine, weil er mir den Wein wegsäuft, und der andere, weil er jetzt schon so mit der Qualität seiner Ernte prahlt, daß er bestimmt ein Mordsgeschäft macht und ein paar Millionen Francs einsackt…«
    »Neuro«, erwiderte Goadec. »Neuro, nicht Francs. Von der Währungsunion hast du wohl auch noch nichts gehört, wie?«
    »Das heißt Euro, nicht Neuro«, wandte Nicole ein.
    »Ja? Ich dachte immer, das käme von Neu…«
    Curd trat ihm unter dem Tisch vors Schienbein. »Erzähl uns lieber, warum du so laut von deinem sämigen Öl schwärmst, das du ernten willst.«
    Goadec grinste.
    » Lesen «, korrigierte er. »Wein wird gelesen, nicht geerntet. Und die Erklärung ist ganz einfach - weil ich es teurer werde verkaufen können. Das heißt, ich werde weniger Deputat an Zamorra liefern müssen, der gleichbleibenden Wertstellung wegen…«
    »Immer vorausgesetzt, daß ich die Pacht nicht erhöhe«, grinste der Dämonenjäger.
    »Das würdest du wirklich in Erwägung ziehen, Professor?« ächzte Goadec entsetzt. »Das wäre aber sehr, sehr unfreundlich.«
    »Ich könnte mit mir reden lassen, wenn du Nicoles Busen nicht ganz so gierig anstarren würdest«, schmunzelte Zamorra.
    Prompt atmete Nicole tief ein und drückte die Schultern nach hinten, um ihre weiblichen Attribute deutlicher hervortreten zu lassen.
    »Das ist unfair«, stöhnte Goadec. »Das ist so verdammt unfair, ist das!«
    »Also bleibt es bei der erhöhten Pacht«, stellte Zamorra zufrieden fest. »Irgendwie muß ich das Geld für diese Lokalrunde ja wieder hereinkriegen, nicht?«
    Mostache tauchte mit den Getränken auf. »Hoffentlich habt ihr euren verflixten Drachen nicht mitgebracht«, sagte er. »Wenn ich mir vorstelle, daß der draußen ums Haus tappst und es möglicherweise versehentlich in Brand steckt, oder gar hereinkommt und mir mal wieder die Einrichtung zerschrottet…«
    »Sei unbesorgt, Mostache«, beruhigte Nicole ihn. »Wir sind mit meinem Auto hier. Und du weißt doch, daß der Drache da nichts drin zu suchen hat. Er hat zwar gezetert, mußte aber oben im Château bleiben.«
    Draußen vor dem Lokal sprang ein Automotor an. Der typische Auspuffsound eines hubraumstarken amerikanischen V-8-Motors erklang.
    Nicole lauschte.
    »Das hört sich an wie… verdammt, das ist mein…!«
    Sie sprang auf und stürmte zur Tür und hinaus.
    Sekunden später ihr wilder Kampfschrei: »MacFool, du Bestie!«
    Die gesellige Runde folgte Nicole nach draußen.
    Da stand ein weißes Cadillac-Cabrio, Baujahr ‘59, mit riesigen Heckflossen und Unmengen an Chrom. Im offenen Wagen hockte ein braungrüngeflecktes, schuppiges Etwas mit Stummelflügeln, spitzen Rückenkammplatten, langem Schweif, einem Krokodilkopf, erheblichem Übergewicht und einer gehörigen Portion Übermut, und versuchte Nicoles ganzen Stolz in Bewegung zu versetzen. Irgendwie hatte der etwa 1,20 hohe und annähernd ebenso breite Jungdrache es geschafft, sich hinter das Lenkrad zu zwängen und bemühte sich jetzt, irgendwie das Gaspedal zu erreichen. Den Lenkradhebel der Automatik hatte er bereits in die richtige Position gekickt, aber die Feststellbremse kämpfte noch gegen das automatische Vorwärtskriechen des Wagens an.
    »Sofort ‘raus aus meinem Auto, du Ungeheuer!« schrie Nicole. Sie stürmte um den Wagen herum, riß die Fahrertür auf und versuchte Fooly an Flügel und Schwanz nach draußen zu zerren. Erschrocken schnob der Jungdrache eine Feuerwolke, die haarscharf über die Kante der Windschutzscheibe hinweg loderte. Unter äußerster Kraftanstrengung gelang es Nicole, ihn nach draußen zu zerren. Dabei löste sich die Feststellbremse, und der Cadillac rollte im Vorwärtsgang mit Standgas davon. Direkt auf Mostaches nur wenige Meter entfernt geparkten Kombi ebenfalls amerikanischer Bauart zu.
    Der Wirt, der seinen Gästen nach draußen gefolgt war, wurde blaß.
    Nicole japste nach Luft. Noch halb erschöpft von der Aktion, Fooly aus dem Auto zu zerren, starrte sie sekundenlang atem- und verständnislos den rollenden
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