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0662 - Sturm auf den Todestempel

0662 - Sturm auf den Todestempel

Titel: 0662 - Sturm auf den Todestempel
Autoren: Jason Dark
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zu formulieren. Für mich war es eine halbe Ewigkeit, dann sprach er die ersten Worte in die Stille hinein.
    »Ich lese von einem gewaltigen Schatten, der über das Leben der Person fallen wird…«
    »Das ist der Vampir!«, stieß ich hervor.
    »Ich möchte dir nicht widersprechen.«
    »Und weiter?«
    Cheng Wu stockte, hob die Schultern und sagte mit leiser Stimme. »Der Schatten bestimmt die Existenz der Person, die es nicht mehr schafft, sich gegen ihn aufzulehnen, weil der Bann zu stark ist. Es ist der Blutbann, und es gibt keinen Stärkeren, das weiß ich sehr genau.«
    Ich starrte ihn an. War das das Ende meiner Hoffnungen? In meinem Innern spürte ich das Fieber.
    Ich hätte am liebsten geheult, losgeschrieen, stattdessen ballte ich die Hände und atmete sehr laut ein.
    »Du bist enttäuscht.«
    »Ja…«
    »Ich weiß, aber du wolltest die Wahrheit wissen.«
    Mit der Hand fuhr ich über mein Gesicht und den Nacken, ohne dass ich es direkt merkte. »Aber du hast nicht den gesamten Text vorgelesen. War das schon alles?«
    »Nein.«
    »Dann haben wir noch…«
    »Bitte, nicht so aufgeregt.« Er lehnte sich zurück, sein Gesicht verschwand aus dem Lichtkreis der Ölleuchte und veränderte sich zu einem runden, klobigen Schatten. »Die nächsten Stellen sind noch stärker verschlüsselt, zudem fehlt am unteren Ende des Blattes ein Teil. Ich kann dir keine zu großen Hoffnungen machen.«
    »Aber es gibt doch einen Hinweis, auch wenn er verschlüsselt ist. Ihn will ich haben - bitte.«
    »Ja, den könnte es geben.« Cheng Wu beugte sich vor. »Die Weisen haben sich einiger Ausdrücke bedient, die bei uns schon in Vergessenheit geraten sind.«
    »Ich werde sie enträtseln.«
    Cheng Wu schaffte es, mir aufmunternd zuzulächeln. Ich bewunderte die Geduld der Asiaten, ich für meinen Teil hätte sie nicht gehabt. Er senkte sein Gesicht dem Palmblatt entgegen, bis es sehr nahe darüber hinwegschwebte. Seine Stirn, die bisher glatt gewesen war, zeigte ein kleines Muster aus Falten. »Es ist nicht einfach, mein Freund. Die Zeichen laufen an dieser Stelle zusammen, als hätte die Hand des Schreibers zu stark gezittert. Es ist nicht einfach für mich, sie zu trennen und eine Lösung zu finden.«
    »Bitte, versuche es.«
    »Natürlich.«
    Die nächsten Sekunden vergingen. Wir hockten in der tiefen Stille. Die Luft war feucht. Wenn ich sie atmete, kratzte sie in der Kehle, nachdem ich sie schon auf der Zunge geschmeckt hatte. Es gab keine andere Möglichkeit. Nur Cheng Wu konnte mir weiterhelfen, sonst keiner. Wenn er versagte, hatte auch ich versagt, und für Nadine war die letzte Chance vorbei.
    Er ließ sich Zeit, las, wischte über seine Augen, las noch einmal und sah so aus, als wollte er auf Nummer sicher gehen, was ich natürlich akzeptierte.
    Als er sich aufrichtete, schoss Hoffnung in mir hoch. Ich war davon überzeugt, eine Erklärung zu bekommen.
    »Was ist denn?«
    Er lächelte mir zu. »Nicht so voreilig, mein Freund. Zunächst kann ich dir sagen, dass du Glück oder Recht gehabt hast. Ja, du hast den richtigen Weg eingeschlagen.«
    »Gibt es denn eine Zukunft für sie?«
    »Es sieht ganz so aus, Freund!«
    Seine Antwort ließ mich starr werden. Ich dachte über sie nach. Die Worte wirbelten in meinem Kopf herum. Es gab also eine Zukunft - aber wie sah die aus?
    »Was steht dort niedergeschrieben? Kannst du es mir erklären, auch wenn es verschlüsselt ist?«
    »Nicht so, wie es vielleicht nötig wäre, Freund, denn es fehlt ein Stück des Blattes.«
    »Und da ausgerechnet hätten wir die ganze Lösung finden können?«
    »Richtig. So aber kann ich dir nur mit einem Teil behilflich sein. Es tut mir Leid.«
    »Dann sag es bitte!«
    »Ja, darauf…«
    Ich drehte mich um, auch Cheng Wu sprach nicht weiter, denn wir hatten beide etwas gehört, das unser Gespräch stocken ließ.
    Dumpfe, peitschende und schnell hintereinander geführte knatternde Geräusche.
    Schüsse!
    ***
    Sie kamen und brachten den Hauch des Todes mit, der sie umwehte wie ein Schleier.
    Männer in langen Kutten und mit Kapuzen auf den Köpfen. Die Gesichter wirkten wie dunkles, glänzendes Fett, in denen nur die Augen heller und mit einem Schuss Fanatismus schimmerten.
    Suko war klar, dass diese verfluchte Bande keine Rücksicht kennen würde. Sie würden aufräumen.
    Sie waren gekommen, um zu vernichten. Der Anführer trug seine Waffe jetzt offen und schussbereit. Die Mündung der Maschinenpistole stach in einem schrägen Winkel in die Tiefe. Wenn
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