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066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod

066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod

Titel: 066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod
Autoren: A.F.Morland
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viele Wachen es überhaupt gab, welches der kürzeste Fluchtweg war, und zwar einer, den auch der schwache Zauberer einschlagen konnte.
    »Also«, sagte Mr. Silver. »Ich schlage folgendes vor: Wir sehen uns in diesem Gebäude erst mal gründlich um und suchen Parthos. Wir sagen ihm, daß wir ihn rausholen wollen und daß er sich bereithalten soll. Dann ziehen wir uns fürs erste zurück, schmieden einen minuziösen Plan und kommen heute abend wieder, um ihn auszuführen.« Der Ex-Dämon blickte in die Runde. »Irgendein Einwand?«
    »Wir könnten wieder Pferde gebrauchen«, sagte ich. »Damit wir von hier schneller wegkommen.«
    »Die besorge ich«, bot Jubilee sich an.
    »Aber nicht allein«, sagte ich.
    »Ich passe auf sie auf«, sagte Cruv.
    »Okay.« Ich nickte.
    »Und wer begibt sich jetzt in den Kerker?« wollte der Knirps wissen.
    »Boram, Silver und ich«, entschied ich.
    »Und ich habe schon wieder nichts zu tun?« fragte Cruv enttäuscht.
    »Ist es keine ehrenvolle Aufgabe, für die Sicherheit Jubilees zu sorgen?« gab ich zurück.
    Das Mädchen und der Gnom zogen sich zurück.
    »Wir trennen uns«, sagte ich zu Boram und Mr. Silver. »Jeder versucht allein in das Gebäude zu gelangen und Parthos zu finden. Treffpunkt hier.«
    »So machen wir's«, sagte der Ex-Dämon. »Kein Aufsehen, Freunde. Und laßt euch nicht erwischen.«
    »Sollte einer von uns gefangen werden«, sagte ich. »Parthos muß Vorrang haben.«
    Damit war alles geklärt. Ich entfernte mich von meinen Freunden und suchte eine Stelle, wo ich am mühelosesten an der Mauer hochklettern konnte. An einem vergitterten Fenster vorbei erreichte ich die Arkaden eines Seitentrakts. Ich schob mich über die Mauer und legte mich flach auf den kalten Steinboden, als ich hallende Schritte vernahm. Doch meine Vorsicht war unnötig, denn die Schritte entfernten sich.
    Ich schlich auf eine dicke Bohlentür zu, öffnete sie und tauchte ein in einen schummrigen Gang.
    Zellentüren. Dahinter stöhnende, gefolterte Gefangene.
    Wenn ich heute abend wiederkam, wollte ich versuchen, die Türen zu öffnen. Jetzt schlich ich auf eine breite Steintreppe zu, die sich nach unten schraubte.
    Männerstimmen.
    Ich blieb wie zur Salzsäule erstarrt stehen.
    Die Männer gingen an der Treppe vorbei. Bald waren ihre Stimmen nicht mehr zu hören. Ich setzte meinen Weg fort. Es gab anscheinend keine stationären Wachen. Sie patrouillierten die Gänge entlang.
    Mehrmals mußte ich mich verstecken. Einmal wäre ich einem Wächter beinahe in die Arme gelaufen. Ich konnte im allerletzten Augenblick noch verhindern, daß er mich bemerkte, stand in einer tiefen, dunklen Nische, den Dolch in der Hand, die Nerven bis zum Zerreißen angespannt. Wenn er mich entdeckt hätte, hätte ich ihn ausschalten müssen.
    Wieder eilte ich die Stufen einer Treppe hinunter. Feucht glänzten die Wände. Modergeruch legte sich auf meine Lunge. Der gesündeste Mensch mußte hier unten krank werden.
    Ich gelangte in eine düstere Folterkammer. Ketten, Eisenringe, Zangen, Stacheln, Äxte; alle erdenklichen Foltergeräte gab es hier.
    Ein grauenerregend reichhaltiges Sortiment.
    Durch einen Türbogen gelangte ich in ein Gewölbe, in dem sich Ratten tummelten. Fiepend nahmen sie vor mir Reißaus. Käfer knirschten unter meinen Schuhen. Ich konnte hintreten, wo ich wollte, sie waren überall.
    Schaudernd dachte ich an Parthos, und es wunderte mich nicht mehr, daß es dem Zauberer bereits so schlecht ging.
    Vor mir lag ein Gang, links und rechts morsche Türen mit kleinen vergitterten Gucklöchern.
    Der erste Raum, in den ich blickte, war leer. Der zweite ebenfalls. Im dritten hing ein bis zum Skelett abgemagerter Mann in Eisenringen an der Wand. Mehr tot als lebendig?
    »Parthos?«
    Er reagierte nicht. Sein langes, schmutzig-strähniges Haar hing seitlich an seinem nach vorn, auf die Brust gesunkenen Kopf herab. Seine Kleidung war zerfetzt, die Brust nackt. Jede einzelne Rippe war zu sehen.
    »Parthos!« sagte ich etwas lauter.
    Der Mann schien nicht mehr zu leben. Ich ging weiter. Wieder eine leere Zelle, der Boden mit Stroh und schätzungsweise zwanzig bis dreißig Ratten bedeckt, denen es dort drinnen anscheinend recht gut gefiel.
    Und dann fand ich Parthos, den Zauberer.
    Er lag auf einer Steinpritsche. Gelbes Stroh ragte unter seinem Körper hervor. Sein Gesicht war so bleich wie das einer Wasserleiche, und seine Augen glänzten mir fiebrig aus der Dunkelheit entgegen.
    Ich flüsterte seinen Namen.
    Ein
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