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0658 - Blutige Träume

0658 - Blutige Träume

Titel: 0658 - Blutige Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bereits im Lift. Nicole und Monica griffen zu und halfen nach.
    »Ich nehme die andere Kabine«, sagte Tendyke.
    Die Lifttür schloß sich. Tendyke betrat den zweiten Lift und fuhr ebenfalls nach unten.
    Kaum ruckte seine Kabine an, als er die Schüsse hörte.
    ***
    Cascal hatte seine Reisetasche abgesetzt, eine Pappschachtel herausgenommen und lud die Pistole wieder auf. Dein Feind ist nah, ganz nah, raunte die böse Stimme ihm zu, der er nicht zuhören und erst recht nicht gehorchen wollte, nur blieb ihm nichts anderes übrig.
    Es begann zu regnen!
    Aber das war kein normaler Regen. Das war etwas Schlimmeres.
    Die Tropfen waren groß. Etwa wie Kirschen. Sie klatschten vom Himmel herunter, zerplatzten auf dem Straßenbelag und dem Gehsteigpflaster. Rot, ein wenig klebrig, und ein metallischer Geruch stieg davon auf. Wie… Kupfer? Wie… Blut!
    Es regnete Blut!
    Und wie! Immer dichter kamen die Tropfen, klatschten auf Cascal herunter, besudelten ihn, durchtränkten seine Kleidung und die Reisetasche. Innerhalb weniger Augenblicke war er völlig durchnäßt, und auf dem Boden breiteten sich die ersten größeren Blutpfützen aus.
    »Ich muß hier weg«, murmelte er entsetzt.
    Blutregen über Florida, über Miami? Wo kam dieses Blut her, noch dazu in dieser Menge?
    Dein Feind ist dafür verantwortlich. Er will dich verwirren! Er schickte dir das Feuer, jetzt schickt er dir Blut. Als nächstes…
    »Was?« schrie Cascal auf.
    Den Tod!
    Er schüttelte den Kopf. Nein, er wollte es nicht einfach so hinnehmen.
    Aber die Bilder, die Eindrücke, die auf ihn einstürzten, wurden immer dichter und beherrschender. So wie das Blut. Es stand schon zentimeterhoch, und immer noch kam es vom Himmel, inzwischen nicht mehr in kirschgroßen Tropfen, sondern sturzbachartig. Der Blutgeruch erzeugte Übelkeit. Verwirrte Cascal zusätzlich.
    Er mußte von hier verschwinden. Notfalls in ein Haus fliehen, sich darin vor dieser Sintflut in Sicherheit bringen.
    Er rüttelte an mehreren Haustüren.
    Aber sie waren verschlossen.
    Und dann fand er keine Haustüren mehr.
    Keine Fenster.
    Keine Straße.
    Hauswände - sie waren von Blut überzogen, das klebrig und zäh an ihnen herunterrann, alles überdeckte. Die Straße, ein roter Fluß. Der Himmel, eine riesige rote Wolke, aus der es jetzt langsamer, aber immer noch stetig herabtropfte. Cascal glaubte sich in einer Art Höhle gefangen.
    Es war auch nicht mehr nachtdunkel.
    Das Blut - leuchtete es etwa? Irgendwoher kam Licht, das ihn seine Umgebung erkennen ließ wie am hellen Tag.
    Er sah die Andeutung eines Gesichts in der blutigen Röte, er sah grell leuchtende Augen, die das Licht verstrahlten.
    Und er sah die Gestalten, die aus dem Blutsee emporwuchsen.
    Der Feind hat dich gefunden!
    Er wird dich töten, wenn du ihm nicht zuvorkommst!
    Dein Blut wird sich mit dem deiner Umgebung vermischen!
    Cascal riß mit einem wilden Schrei die Waffe hoch und richtete sie auf den Feind!
    ***
    Eiskalt hatte Calderone auf seine Chance gewartet. Die ganze Zeit über war er krampfhaft bemüht gewesen, sich bewußtlos zu stellen. Er atmete ganz flach und unhörbar, er vermied es, zu zwinkern und auch nur für Sekunden die Augen zu öffnen; er konnte nicht sicher sein, ob nicht gerade zufällig einer seiner Gegner ihn ansah! Zwei Frauen, zwei Männer. Einer davon Tendyke, der andere der Sheriff.
    Und der schleifte Calderone wie einen nassen Sack hinter sich her zum Lift!
    Calderone biß die Zähne zusammen. Es tat weh, wie seine Knie über den Boden streiften, jede Unebenheit mitbekamen. Aber er konnte nichts machen. In dieser Haltung war er nicht mal in der Lage, sich aufzurichten und anzugreifen! Auf dem Korridor war das allerdings sowieso unklug.
    Zu viele Menschen…
    Dann: der Lift!
    Calderone wurde in die Kabine gestaucht. Der Sheriff ließ ihn los; auch er mußte sich von seinem Dauerkraftakt ein wenig erholen.
    Das nutzte Calderone sofort aus.
    Die Enge der Kabine half ihm.
    Und niemand rechnete damit, daß er schon die ganze Zeit über wach gewesen war und seinen Plan geschmiedet hatte!
    Er drehte sich.
    Eine Handkante in Nicole Duvals Kniekehle, die andere in die des Sheriffs. Beide knickten ein. So, daß sie gegeneinander taumelten. Daß sie über Calderone hätten zusammenbrechen müssen, wenn er seinen Oberkörper nicht blitzschnell hochgerichtet hätte.
    Nicole griff haltsuchend nach der Blonden.
    Für zwei, drei Sekunden herrschte Chaos.
    Calderone bekam den Dienstrevolver des Sheriffs zu fassen,
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