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0657 - Angst vor dem roten Phantom

0657 - Angst vor dem roten Phantom

Titel: 0657 - Angst vor dem roten Phantom
Autoren: Jason Dark
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ich dir.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Aber du bleibst, nicht?«
    »Hör mal«, beschwerte sich Picarotta. »Ich bin hier aufgewachsen. London ist meine Heimat, nicht Roma oder Napoli. Obwohl ich einmal im Jahr in Stresa bin.«
    »Das ist weit im Norden.«
    »Ja, am Lago Maggiore. Da stamme ich her.« Felix reckte sich. »Der Nebel wird lichter. Wir lassen ihn gleich hinter uns.« Er gab wieder etwas mehr Gas. »Ich habe über deine Rückkehr nachgedacht und glaube nicht, dass du nur in der Sonne liegen wirst.«
    »Was glaubst du dann?«
    »Dich wird der Job fressen, den die Familie für dich bereithält. Was ist es denn?«
    »Etwas Neues.«
    »Hm.« Felix Picarotta überlegte. »Ich hörte, dass du ein intelligenter Typ sein sollst. Hast sogar studiert. Irgendetwas in naturwissenschaftlicher Richtung.«
    »Das stimmt. Biologie.«
    »Was über Pflanzen?«
    Dino lachte. »So ähnlich, wenn du sie zerlegst und dir gewisse Dinge unter einem Elektronenmikroskop ansiehst. Es gibt da ganz neue Möglichkeiten, verstehst du?«
    »Sicher. Ich verstehe, aber ich begreife nicht. Das ist der große Unterschied.« Felix starrte nach vorn. Der Nebel war zwar dünner geworden, leider begleitete er sie weiterhin. »Darf ein Mann mit normaler Bildung oder Nichtbildung dich etwas fragen, Dino?«
    »Immer.«
    Felix setzte zweimal an. »Hast du etwas mit den oft zitierten Genen zu tun?«
    Romero antwortete zunächst nichts. Er pfiff leise.
    »Das reicht mir«, sagte Felix.
    »Die Organisation muss eben neue Gebiete erschließen.«
    Picarotta schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. »Das ist pervers, das ist so verdammt pervers. Dafür finde ich einfach keinen Ausdruck mehr.«
    Romero streckte die Beine aus und zog sie wieder an. Das tat er mehrere Male hintereinander.
    »Die Antwort hat dir wohl nicht gepasst.«
    »Spielt keine Rolle. Ich wundere mich nur darüber, dass du sie ausgesprochen hast. Du bist ein Killer, Felix. Wie viele Menschen hast du schon umgelegt?«
    »Nicht mehr als fünf.«
    »Das sind fünf zu viel, wenn man die Moralvorstellungen als Basis nimmt. Du hast sogar Familie, sorgst für zwei Kinder, nennst die Aussichten der Zukunft pervers. Das darf sich doch einer wie du überhaupt nicht erlauben.«
    »Wenn ich abdrücke, ist das zwar auch nicht gerade moralisch, aber nicht so heimtückisch wie Viren oder was man sonst noch unter diesem Gebiet versteht. Da kannst du Völker ausrotten. Ich kann mir denken, dass die Familie ihr Knowhow verkaufen will.«
    »Wenn ja, sind es nicht deine Sorgen, Felix. Lass dir eines gesagt sein, Freund. In der Zukunft kann man nicht nur durch eine schnelle Kugel oder einen Messerwurf vorankommen. Man muss versuchen, auch in andere Regionen vorzustoßen.«
    »Gut, das Thema ist…«
    Genau in dem Augenblick passierte es. Der Junge tauchte plötzlich auf wie ein Phantom. Irgendwo am linken Straßenrand erschien er und lief auf die Fahrbahn.
    Aber er war kein Phantom, er war real.
    Und die Kühlerschnauze des Mazda erwischte ihn!
    ***
    Es war furchtbar, und der Anblick fraß sich tief in die Erinnerung des Killers und Familienvaters.
    Nach dem harten Aufprall war der schmale Körper durch die Luft gewirbelt worden.
    Dino Romero stieß einen Fluch aus, der Fahrer aber war nur entsetzt und merkte kaum, dass er bremste. Er hatte nur Augen für den Körper, der in ungewöhnlich grotesken Bewegungen durch die Luft wirbelte, als hätte er sich in eine Puppe verwandelt, dann steinhart zu Boden schlug, aufprallte, auf dem feuchten Untergrund noch quer über die Fahrbahn rutschte und an der rechten Seite liegen blieb, dicht am Straßengraben, als wollte er dort noch mit einer verzweifelten Bewegung hineinkriechen.
    Der Mazda stand!
    Bei ihm war nur die Stoßstange leicht verbogen, ansonsten hatte sich nichts getan.
    Dino Romero fluchte. Er tat es leise, aber voller Wut. Sie standen in der Finsternis, als hätte jemand einen Sack mit schwarzer Watte über ihre Köpfe gestülpt.
    Felix Picarotta bewegte sich nicht. Er hatte die Hände vor sein Gesicht geschlagen, aber eine Lücke zwischen den kleinen Fingern gelassen, durch die seine Worte drangen.
    »Ein Kind«, flüsterte er, »verdammt noch mal, ich habe ein Kind überfahren…« Er schluchzte auf und schüttelte den Kopf, ohne die Hände vom Gesicht wegzunehmen.
    »Sei ruhig, Memme!«
    »Nein, Dino, das kannst du nicht verstehen. Wir haben ein Kind überfahren. Ich saß am Steuer, ich bin der Schuldige! Ebenso gut hätte es meine Tochter sein
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