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0655 - Der Tod in Moskau

0655 - Der Tod in Moskau

Titel: 0655 - Der Tod in Moskau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Antwort«, sagte der Dunkle. »Wir haben Sie hergebeten, um mit uns zusammen diese Phänomene aufzuklären.«
    »Wir brauchen Informationen«, verlangte Zamorra. »Fakten.«
    »Bekommen Sie.«
    »Wann?« warf Nicole ein.
    »Sofort, wenn Sie wollen.«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Erst wollen wir im Hotel einchecken. Wir melden uns, wenn wir bereit sind. Sie haben doch sicher eine Telefonnummer, unter der wir Sie erreichen können, Gregor?«
    »Ich helfe Ihnen beim Auspacken der Koffer.«
    Zamorra erhob sich aus dem Sessel und trat direkt vor den Agenten.
    »Sie werden unsere Privatsphäre respektieren, Genosse Spion«, sagte er. »Oder Sie sind spätestens heute abend tot.«
    Der Dunkle lachte auf. »Wollen Sie mich umbringen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Wollen wir wetten, daß das General Turbojew erledigen läßt?«
    ***
    »Weißt du eigentlich, was du da eben getan hast?« fragte Nicole, als Saranow den Dienstwagen durch Moskaus Straßen lenkte. »Du hast einem Staatsdiener mit Mord gedroht.«
    »Fragt sich, ob er wirklich seinem Staat dient«, erwiderte Zamorra, der neben ihr auf der Rückbank des S-Klasse-Mercedes saß. Er war kein Mörder, er besaß nicht einmal Killer-Instinkte. Aber das brauchten Leute wie dieser Gregor nicht zu wissen. Vielleicht durchschaute der Agent den Bluff, wenn er genügend Menschenkenntnis besaß, vielleicht wurde er auch vorsichtig. Auf jeden Fall hatte er Saranows Wohnung verlassen, in die er Zamorra und Nicole erst gebracht hatte, nachdem er sie vom Moskauer Flughafen Domodedowo abgeholt hatte, auf dem die Nachtmaschine gelandet war. Und Zamorra hatte Saranow gebeten, mitzukommen, wo er doch schon einmal wieder wach war, und ihn und Nicole zum Hotel zu bringen.
    Aber nicht zum »Intourist«, in dem der Geheimdienst das Doppelzimmer reserviert hatte; Zamorra war sicher, daß es mit Abhöranlagen gespickt war, genauso wie dieser Mercedes. Deshalb ging er auch nicht weiter auf Nicoles Vorwurf ein. Sie mußte doch am ehesten wissen, daß er nur geblufft hatte, aber die Leute, die die Unterhaltung in irgendeinem Büro mithörten und aufzeichneten, brauchten auch nicht alles zu erfahren.
    Zamorra zog einen Notizblock aus der Innentasche der Lederjacke und kritzelte ein paar Wörter darauf.
    Mädchen - blond? Nur nicken oder kopfschütteln.
    Den Zettel hielt er nach vorn, so daß Saranow ihn lesen konnte. Der Professor nickte.
    Fahr uns dorthin, wo Du sie untergebracht hast, aber nicht direkt vors Haus, sondern ein paar Straßen abseits, schrieb Zamorra und zeigte Saranow auch diesen Zettel.
    Der Russe nickte wieder.
    Zamorra rupfte noch zwei weitere Zettel vom Block, knüllte sie allesamt zusammen und steckte sie in den ausklappbaren Aschenbecher in der Fondtür des Wagens. Dann zündete er sie per Feuerzeug an, ließ sie zu Asche zerfallen und zerstampfte die Reste, so daß absolut nichts mehr wieder zusammengefügt werden konnte; auch auf dem Notizblock gab es nun keine Druckstellen im Papier mehr, aus denen jemand den geschriebenen Text hätte herausarbeiten können. Zuvor hatte Zamorra die beiden Zettel so gehalten, daß auch eine versteckt im Wageninneren angebrachte Kamera den Text nicht hätte aufnehmen können. Er war froh, daß Saranow nicht nur kyrillische Schrift lesen konnte, sondern auch die in der westlichen Hemisphäre gebräuchliche Druckschrift…
    Immer wieder sah Zamorra sich um und vergewisserte sich, daß ihnen niemand folgte.
    Schließlich stoppte Saranow den Mercedes in einer schmalen Gasse. »Wir sind da«, sagte er.
    Sie stiègen aus. Zamorra nahm das leichte Gepäck aus dem Kofferraum; Nicoles Köfferchen übernahm der Kavalier Saranow. Als sie ein paar Meter vom Wagen entfernt waren, blieb er stehen.
    »Du bist ja verdammt mißtrauisch geworden, Brüderchen«, sagte er.
    »Ich traue Aurora nicht über den Weg«, erwiderte Zamorra. »Ich wollte verhindern, daß sie wissen, wo wir jetzt sind.«
    »GPS«, warnte Nicole. »Vielleicht haben sie das Auto auch im Visier, ohne uns über die Straßen gefolgt zu sein.«
    »Dafür fehlt die Antenne«, erwiderte Zamorra gelassen. »Sie mögen eine Menge können, aber alles nun auch nicht.«
    »Was bezweckst du nun eigentlich mit der ganzen Sache, Brüderchen?« fragte Saranow.
    »Ich bin sicher, daß wir das blonde Mädchen kennen.«
    »Tanja?«
    »Heißt sie so, oder hast du sie so genannt, weil sie sich an nichts erinnern kann, nicht einmal an ihren Namen?«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich ahnte es, als
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